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Digitaler Zwilling

KI-Lösung spart 40 % Strom bei der Kälte­er­zeu­gung ein

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ TGA-Anlagen werden bisher überwiegend nach Einsatzkriterien betrieben, die den tatsächlichen Bedarf nicht oder nur indirekt berücksichtigen können. Auch geänderte Nutzungs- und Betriebsbedingungen einschließlich der tatsächlichen Energiekosten werden nur selten steuerungstechnisch nachgepflegt.
■ Insbesondere wenn mehrere Optionen zur Energieumwandlung zur Verfügung stehen, ergeben sich daraus große Einsparpotenziale. Factor4Solutions erschließt sie für Heiz- und Kühlsysteme durch die Verwendung digitaler Zwillinge und den Echtzeit-Abgleich mit realen Betriebsdaten in einem kontinuierlichen Optimierungsprozess.

Bild 1 Blick in die Kältezentrale im Synus-Gebäude im GartenCareé in Karlsruhe.

Facor4Solutions GmbH

Bild 1 Blick in die Kältezentrale im Synus-Gebäude im GartenCareé in Karlsruhe.

Mithilfe eines digitalen Zwillings und einer KI-gestützten, vollautomatisierten Software-Lösung von Factor4Solutions konnten die Stadtwerke Karlsruhe den Jahresenergieverbrauch der bestehenden Kälteanlage des GartenCarée-Areals innerhalb der ersten 6 Monate Betriebszeit um 20 % senken und deren Effizienz deutlich steigern. Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft: für ein komplettes Betriebsjahr rechnen die Stadtwerke mit einer Ersparnis von 40 %.

Als kommunales Unternehmen mit rund 1100 Mitarbeitenden versorgen die Stadtwerke Karlsruhe über 400.000 Menschen mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser. So auch das Areal des Karlsruher GartenCarées, dessen Kälteversorgungsanlage die Stadtwerke betreiben. Neben Wohnungen und Büros beherbergt der Gebäudekomplex auch ein Rechenzentrum sowie Arztpraxen, eine Ladenzeile und Gastronomie. Die Kälteanlage des GartenCarées besteht aus drei Absorptionskälteanlagen, die mit Fernwärme beziehungsweise Prozessabwärme einer nahegelegenen Raffinerie betrieben werden sowie einer Kompressions-Kältemaschine mit zwei Verdichtern und einem Rückkühlwerk.

„Was den Energieverbrauch unserer Anlage betraf, befanden wir uns mehr oder weniger im Blindflug“, erinnert sich Jürgen Weiß, Teamleiter Baumanagement und Technik bei den Stadtwerken Karlsruhe an die Situation vor der Einführung der Lösung. „Am Ende des Jahres konnten wir nur sehen, wie viele Megawattstunden Kälte wir produziert hatten und wie viel Strom und Fernwärme wir dafür aufgewendet hatten. Nicht mehr, nicht weniger.“

Projektziele: Kälteerzeugung mit mehr Transparenz und mehr Effizienz

Bild 2 Blick auf das Synus-Gebäude im GartenCareé in Karlsruhe.

Facor4Solutions GmbH

Bild 2 Blick auf das Synus-Gebäude im GartenCareé in Karlsruhe.

Das sollte sich ändern. Die Stadtwerke hatten es sich zum Ziel gesetzt, Einsparpotenziale zu identifizieren und realisieren. Weiß: „Dafür haben wir mit dem Anbieter ein automatisiertes Energie-Systemmanagement installiert, das eine bessere Steuerung der Komponenten vornimmt und zudem ein detailliertes Controlling ermöglicht. Dadurch werden jetzt alle Energieflüsse im Detail sichtbar und die Optimierung direkt umgesetzt und analysiert. Die Transparenz, die wir dadurch erzielen, ist ein großer Vorteil.“

Dabei werden Parameter wie die Volumenströme von Kalt- und Kühlwasser gemessen und ausgewertet, um zu prüfen, inwieweit es wirtschaftlich ist, die Absorptionskälteanlagen oder die freie Kühlung in Bezug auf die Außentemperatur zu betreiben. Ein beispielhaftes Ergebnis: Pumpen, die durchgehend auf 100 % Volumenstrom laufen, obwohl situationsabhängig 60 % oder weniger genügen, bieten erhebliche Effizienz- und Einsparpotenziale.

Tatsächlich ist es bei der Kälteerzeugung ein großes Problem, dass Pumpen und Rückkühlwerke unerkannt oft genauso viel Strom verbrauchen, wie die Kälteerzeuger selbst. Zudem findet die Optimierung des Strombedarfs häufig nur auf Komponentenebene und genauso oft nur für einen in der Planung definierten Betriebszustand statt. Dieser Zustand liegt typischerweise in weniger als 3 % der Betriebsstunden vor. Die Folge ist ein unnötiger Verbrauch an Elektroenergie während vieler Betriebsstunden. Effizienzgewinne durch ein besseres Zusammenspiel der Komponenten zu erzielen, ist das Spezialgebiet von Faktor4Solutions.

Stromkosten deutlich gesenkt

Bild 3 Die Antriebsenergie der drei Absorptionskälteanlagen ist zwar Wärme, durch den nun bedarfsgerechten Betrieb der Pumpen in den Kalt- und Kühlwasserkreisläufen konnten dennoch hohe Einsparungen bei den Stromkosten erzielt werden.

Facor4Solutions GmbH

Bild 3 Die Antriebsenergie der drei Absorptionskälteanlagen ist zwar Wärme, durch den nun bedarfsgerechten Betrieb der Pumpen in den Kalt- und Kühlwasserkreisläufen konnten dennoch hohe Einsparungen bei den Stromkosten erzielt werden.

Die Software von Factor4Solutions betrachtet den Betrieb aller für die Kältetechnik relevanten Komponenten und damit deren energetische Betriebsaufwendungen gemeinsam. Dazu nutzt die Lösung digitale Zwillinge der Komponenten und des jeweiligen Kältesystems, über die sich in Echtzeit während des Betriebs oder auch situativ errechnen lässt, wie sich die einzelnen Komponenten verhalten müssen, um die maximale Effizienz des Systems zu erzielen.

Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate werden somit nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert – abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung – über standardisierte Protokolle von dem Systemmanagement freigegeben und geregelt. Damit erreicht die Lösung in jeder Lastsituation den effizientesten Systembetrieb.

Dass dies auch für ihre Anlage zutrifft, konnten die Stadtwerke bereits nach Abschluss der Testphase sehen. „Wir haben allein schon in diesen sechs Monaten über 20 % an elektrischer Jahresenergie eingespart, was in Bezug auf den finanziellen Aufwand einem fünfstelligen Bereich entspricht“, freut sich Weiß. Und das ist wohl erst der Anfang, denn auf ein ganzes Jahr gesehen gibt es noch viel Optimierungspotenzial, unter anderem, weil die verschiedenen Komponenten der Kälteanlage zu jeder Jahreszeit – abhängig vom Kältebedarf und der Umgebungstemperatur– für das Optimum anders zusammenarbeiten. Weiß ist sich sicher: „Die anderen sechs Monate lief die Anlage ja noch nach unserer herkömmlichen Regelung, das heißt, wir können noch deutlich mehr Energie einsparen. Laut Berechnung von Factor4Solutions mehr als 40 %. Und genau da wollen wir ja auch hin.“

100 % Betriebssicherheit

Ein weiterer großer Vorteil für die Stadtwerke ist, dass die Anlage beziehungsweise Software auch nach der Installation vom Anbieter permanent überwacht, geprüft und optimiert wird. Weiß meint dazu: „Wir überwachen die Anlage zwar auch, aber für uns ist es ein großer Vorteil, dass das Team des Kältetechnik-Spezialisten mit seinem fundierten Know-how im Bereich Kältetechnik die Anlage per KI-gestützter Fernwartung betreibt und wir sofort erfahren, wenn irgendwas nicht funktionieren sollte.“ Factor4Solutions kann über die Verwendung digitaler Zwillinge und dem Echtzeit-Abgleich von Betriebsdaten seine Kunden sogar schon im Vorfeld über Abweichungen und drohende Ausfälle informieren, wodurch sich diese prädiktiv vermeiden lassen.

Bild 4 Kompressionskälteanlage: Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate werden nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert – abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung – über standardisierte Protokolle von dem Systemmanagement freigegeben und geregelt.

Facor4Solutions GmbH

Bild 4 Kompressionskälteanlage: Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate werden nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert – abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung – über standardisierte Protokolle von dem Systemmanagement freigegeben und geregelt.

Weiß: „Dass die Betriebsfähigkeit zu jeder Zeit gewährleistet ist, ist für uns besonders wichtig, weil wir verpflichtet sind, die Kälte zu liefern. Denn im GartenCarée versorgen wir ja nicht nur Büro- und Wohneinheiten mit Kälte, sondern unter anderem auch ein Rechenzentrum.“

Nach dem Verlauf der Einführungsphase gefragt, berichtet Weiß: „Das lief alles problemlos. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister, der unsere Mess- und Regeltechnik betreut, die entsprechenden Daten, die der Anbieter für den Setup der Lösung benötigt, freigegeben. Dazu hatte Factor4Solutions aus Berlin, die die Lösung von dort aus remote steuert, uns bereits im Vorfeld mitgeteilt, welche Datenpunkte dies sind – unter anderem Volumenstrom, Temperatur beziehungsweise Wärme- und Kältemengenzähler. Danach ging es schnell: Innerhalb eines Tages war die Software entsprechend eingestellt, nach vier bis sechs Wochen stand die erste Analyse bereit. Anhand der gewonnenen Daten war dann erkennbar, welche Datenpunkte zusätzlich noch nötig sind, und das System wurde entsprechend feinjustiert.“ Die einfache Installation macht die Lösung branchenübergreifend für alle Anwendungen interessant, in denen Kühlsysteme zum Einsatz kommen.

Schnelle Amortisation spricht für Ausbau der Zusammenarbeit

Bereits nach der Testphase war für Weiß klar: „Ich musste nur den Jahresverbrauch sowie die Kälteerzeugung im Vergleich zum Vorjahr betrachten, um die deutliche Effizienzsteigerung und die Energieeinsparung zu sehen.“ Und auch hinsichtlich der Amortisierung des Systems ist der Teamleiter sehr zufrieden. „Die jährlichen Kosten für die Kooperation mit den Kältetechnik-Spezialisten amortisieren sich durch die Energieeinsparungen jeweils bereits nach den ersten fünf Monaten.“

So wundert es nicht, dass sich die Stadtwerke Karlsruhe eine Ausweitung der Zusammenarbeit gut vorstellen können. „Mittlerweile lassen wir bereits eine weitere Anlage von Factor4Solution betreuen. Und wir betreiben noch weitere Kälteanlagen, die potenziell in Frage kommen“, berichtet Weiß. Da sich die Lösung in nahezu in alle Systeme integrieren lässt, stehen die Chancen gut, dass die KI-Lösung auch dort die gewünschten Analysen und Einsparpotenziale realisieren kann. Friederike Floth

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Kontakt
Factor4Solutions
10625 Berlin
Telefon (0 30) 56 58 67 87
info@factor4solutions.com
www.factor4solutions.info

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