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FGK

Covid-19: Erhöhtes Infektionsrisiko im Klassenzimmer?

Wo sich viele Menschen in Innenräumen aufhalten, kann das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus durch geeignete Maßnahmen deutlich verringert werden. Abstand, Hygiene und Masken reduzieren die Übertragung von Viren durch Tropfen und über Kontaktflächen.

Zur Vermeidung der Aerosol-Übertragung müssen andere Maßnahmen angewandt werden. Dabei gilt grundsätzlich: Wird nicht ausreichend gelüftet, können die Aerosole eine kritische Ausbreitung von Viren im Raum verursachen.

Modell zur Abschätzung des Infektionsrisikos

Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Heinz Trox Wissenschafts gGmbH haben anhand einer vereinfachten Modellrechnung Vergleiche angestellt: Wie müsste beispielsweise ein Klassenzimmer gelüftet werden, damit das berechnete Infektionsrisiko im Lauf des Unterrichts von 8:00 bis 13:00 Uhr nicht höher als für zwei Personen ist, die sich acht Stunden lang gemeinsam in einer 93-m2-Wohnung aufhalten?

Dabei zeigt sich, dass gerade Klassenräume sehr kritisch zu bewerten sind, da sich in der Regel viele Personen über Stunden in einem verhältnismäßig kleinen Raum aufhalten. „Wird die Luft wie in der Wohnung nur alle zwei Stunden komplett ausgetauscht, ergibt sich bei unserem Modell mit 35 Personen vollbesetzten Klassenraum ein zwölfmal so hohes Infektionsrisiko wie in der Wohnung“, stellt Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller von der RWTH Aachen fest.

Reicht eine reine Fensterlüftung?

Selbst bei einer Belegung mit nur 18 Personen wäre ein dreifacher Luftwechsel nötig, damit das Risiko nicht höher als in der Vergleichsumgebung wird. „Für einen solchen Luftwechsel ist ein Volumenstrom von 630 m3/h erforderlich, der sich ganzjährig jedoch nur mit einer lüftungstechnischen Anlage erreichen lässt“, erklärt Müller, der auch Vorsitzender der Fachkommission des Fachverbands Gebäude-Klima (FGK), ist. Mit reiner Fensterlüftung sei vor allem im Winter oder an einer lauten Straße kein ausreichender Luftwechsel zu schaffen.

Bemerkenswert ist der Vergleich des Klassenzimmers mit einem Hörsaal der RWTH Aachen, der über 1000 Sitzplätze, großes Raumvolumen und maschinelle Lüftung verfügt. Damit im vollbesetzten Saal das Risiko einer Virenübertragung durch Aerosole nicht höher wird als in der betrachteten Wohnung, kommt das Berechnungsmodell auf einen erforderlichen Luftwechsel von 3,3. „Das lässt sich mit der Lüftungsanlage problemlos erreichen“, sagt Müller. „Typischerweise wird bei unseren Hörsälen ein 3- bis 3,5-facher Luftwechsel pro Stunde eingestellt.“

Die Studie steht zum Download: https://publications.rwth-aachen.de/record/795437/files/795437.pdf