Incept GmbH
Mitte Dezember 2021 hat die EU-Kommission einen Entwurf für die Überarbeitung der EU-Gebäuderichtlinie vorgelegt. Er sieht vor, dass bis 2030 alle Neubauten Null-Emissions-Gebäude (zero emission building) sein müssen. Im Berliner Öko-Quartier Kokoni One (Bild 1) zeigen die Projektpartner nun, dass dies schon heute möglich ist:
Dafür realisiert der Öko-Energieversorger Naturstrom im Pankower Viertel Französisch Buchholz für ein 23 ha großes Wohnquartier eine brennstoff- und emissionsfreie Energieversorgung über zwei zentrale Sole/Wasser-Wärmepumpen, ein „lauwarmes“ Nahwärmenetz und vollflächige In-Dach-Photovoltaik-Anlagen auf den 84 Doppel- und Reihenhäuser.
Gemeinschaftshaus mit anliegender Energiezentrale
Der Baustart für das Kokoni One ist für 2022 und der Beginn der Wärmelieferung zur Heizperiode für 2023 geplant. Gemeinsam mit dem Berliner Projektentwickler Incept GmbH, Teil der Ziegert Group, und den Architekten ZRS Architekten Ingenieure entsteht ein kinder- und familienfreundliches Wohngebiet. Zentral gelegen soll ein Gemeinschaftshaus mit anliegender Energiezentrale errichtet werden.
Wärmequelle für die beiden zentralen Wärmepumpen mit jeweils ca. 50 kW elektrischer Eingangsleistung und bis zu knapp 200 kW thermischer Ausgangsleistung sind 68 Wärmesonden. Über ein gedämmtes Niedertemperatur-Nahwärmenetz (Vorlauftemperatur im Auslegungsfall 40 °C) wird die Heizwärme in die Gebäude mit KfW-55-Standard transportiert.
Das Netz besteht aus zwei Strängen mit einer Gesamtlänge von ca. 1,2 km. In den Sommermonaten werden die Energieflüsse im Energiesystem zur Kühlung der Gebäude umgedreht und das Erdreich thermisch regeneriert. Die Trinkwassererwärmung erfolgt jeweils dezentral über elektrische Durchlaufsysteme, welche bilanziell von den Photovoltaik-Anlagen (insgesamt 222 bis 323 kWp) versorgt werden (Bild 2).
Incept GmbH
Energiewende mit dezentraler Energieversorgung
Dr. Sarah Debor, Abteilungsleiterin für Projektentwicklung bei Naturstrom: „Das Wohnquartier Kokoni One präsentiert ein Paradebeispiel für eine gelungene, dezentrale Energieversorgung – das Referenzprojekt zeigt schon heute, wie die dringend anstehende Energiewende im Gebäudesektor gelingen kann. Damit solche innovativen Konzepte im Neubau Standard werden, muss die Politik unter anderem die Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag schnell in die geltende Regulatorik überführen.“ Naturstrom übernimmt bei dem Quartierskonzept neben Planung und Errichtung auch den Betrieb des gesamten Energiesystems inklusive Wartung, Service und Monitoring.
Die einzelnen Photovoltaik-Anlagen werden über ein separates Netz zu einer großen Gesamtanlage verbunden und zentral gezählt. Den Bewohnern steht frei, den vor Ort erzeugten Solarstrom über einen günstigen Mieterstrom-Tarif zu beziehen. Auch für die künftige nachhaltige E-Mobilität der Bewohner ist vorgesorgt: Alle Häuser mit Stellplatz verfügen über einen Ladepunkt und werden bevorzugt mit dem Strom vom eigenen Dach versorgt.
