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Objekt des Monats 2025-11

Tomatenerzeuger vermarktet Flexibilität

Bei Hagdorn Tomaten sind Energieeinsatz und die Erzeugung von Strom und Wärme intelligent gekoppelt. Die dadurch gewonnene Flexibilität nutzt das Unternehmen für eine marktorientierte Vermarktung von Energiekapazitäten und erzielt zusätzliche Einnahmen von 100.000 Euro pro Jahr.

Treibhaus von Hagdorn Tomaten in Hochdorf / Enz.

Hagdorn Tomaten

Treibhaus von Hagdorn Tomaten in Hochdorf / Enz.

„Für Tomaten ist Wärme ein Wachstumselixier, für Erzeuger ein Kostenfaktor.“ Heiko Hagdorn ist Geschäftsführer des Familienbetriebs Hagdorn Tomaten und bewirtschaftet im baden-württembergischen Hochdorf/Enz eine Tomatenplantage. Sein Treibhaus fasst rund 60.000 m2 und bietet den Pflanzen konstante, sommerliche Temperaturen – unabhängig von Jahreszeit und Wetter. Hagdorn: „Damit wir trotz des dafür hohen Energiebedarfs nachhaltig und wettbewerbsfähig produzieren, haben wir eine unternehmenseigene, hocheffiziente Energieinfrastruktur aufgebaut.“

Heizwärme speichert das Unternehmen in zwei Pufferspeichern mit zusammen 80 MWh Kapazität. Beladen werden sie von zwei Wärmepumpen mit je 0,7 MW elektrischer Leistung und zwei 1,6-MWel-BHKW. Zusätzlich liefert eine 345-kWp-Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Verpackungsbetriebs Strom. Die LED-Beleuchtung, mit der die Pflanzen zur Unterstützung des optimalen Wachstums belichtet werden, hat eine elektrische Leistungsaufnahme von 1,5 MW. Das an den BHKW freigesetzte CO2 wird gereinigt und der Treibhausluft als Grundlage für die Photosynthese der Pflanzen zugeführt. Das System bietet Hagdorn drei entscheidende Vorteile:

Heiko Hagdorn kann mit seiner Energiezentrale als Stromabnehmer und Stromlieferant agieren.

Hagdorn Tomaten

Heiko Hagdorn kann mit seiner Energiezentrale als Stromabnehmer und Stromlieferant agieren.

● Energie wird flexibel – und zwar sowohl beim Stromverbrauch als auch in der Erzeugung von Wärme und Strom.

● Das Unternehmen kann selbst über die jeweils (kosten-)effizienteste Quelle für Wärme und Strom entscheiden.

● Die Anlage ist so dimensioniert, dass sie einen Großteil des erzeugten Stroms ins Netz einspeisen kann, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen.

„Stromabnehmer und Stromlieferant – wir können beide Rollen übernehmen. Je nachdem, was im Energiesystem gebraucht wird. Das Einspeisen ist vor allem dann lukrativ, wenn die Stromnachfrage hoch und das Stromangebot niedrig ist. Oder es, wie bei der Regelenergie, Zuschläge für die Bereithaltung und den Abruf gibt“, betont Hagdorn. „Und bei einem Überangebot an Strom können wir von den dann günstigen Preisen profitieren oder sogar Zusatzerlöse erzielen.“ Dafür benötigt der Betrieb allerdings einen Zugang zu den Energiebörsen und das Know-how, um die jeweils besten Vermarktungsoptionen zu nutzen. Beides bietet ihm LEW (Lechwerke).

Börsenstrompreis bestimmt, wie die Wärme erzeugt wird 

Bei Hagdorn wird der Wärmebedarf des Betriebs vor allem nach der Marktlage an den Strombörsen erzeugt. Je nach Angebot kann zwischen den Energiequellen gewechselt werden: Mal springen die Blockheizkraftwerke an, weil die Preise an der Strombörse hoch sind. Mal arbeiten die Wärmepumpen auf Volllast, um Strom aus dem Netz zu ziehen, wenn der Netzbetreiber negative Regelenergie abruft oder weil an der Börse negative Strompreise aufgerufen werden. „Das flexible Nutzen und Ineinandergreifen der einzelnen Systeme hat unsere Energiekosten um fast ein Drittel gesenkt“, berichtet Hagdorn.

Schaltzentrale ist ein Energieregler, der Sollwerte und Mindestanforderungen hinterlegt hat. Er erfasst Füllstände, Wärmebedarf und Anlagenzustände und steuert die Anlage. Die Daten werden an die zentralen Softwarebausteine des LEW-Handelsteams übermittelt. Automatisierte 24/7-Berechnungen ermitteln mittels KI-Anwendungen, Machine Learning und mathematischen Optimierungsverfahren die optimale Vermarktung der Anlage. Das LEW-Vermarktungssystem platziert die Optionen dann an den Strombörsen – vom Day-Ahead- und Intraday-Markt bis hin zu den Märkten für Regelenergie. Seit fünf Jahren nutzt Hagdorn Tomaten die markt- und betriebsoptimierte Flexvermarktung. Zu den aktuellen Marktkonditionen erzielt der Betrieb damit Mehrerlöse von bis zu 100.000 Euro jährlich.

www.lew.de  www.hagdorn-tomaten.de

Tomaten gedeihen am besten bei konstanten, sommerlichen Temperaturen.

Hagdorn Tomaten

Tomaten gedeihen am besten bei konstanten, sommerlichen Temperaturen.