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Aktionsbündnis / Bundestagswahl 2021

1 Mio. Gebäudesanierungen pro Jahr!

Ein Aktionsbündnis aus Architekten, Bau-Experten und Umweltschützern fordert von der künftigen Bundesregierung mit der „1-1-100-100-Formel“ eine Offensive für die energetische Gebäudesanierung.

Die künftige Bundesregierung muss sofort eine Sanierungswelle für Bestandsgebäude in Deutschland starte, sonst könnten allein aufgrund der nicht klimagerechten Häuser die Klimaziele nicht mehr erreicht werden. So die Warnung der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Bundesarchitektenkammer (BAK) und der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

Das Aktionsbündnis hat dazu ein Papier vorgestellt, das den Lösungsweg anhand eindeutiger Berechnungen klarer Handlungsempfehlungen benennt, die auf eine kurze Formel gebracht lauten: 1-1-100-100. Die Forderung bedeutet ausformuliert:

● 1 Mio. Bestandsgebäude pro Jahr müssen klimaneutral saniert werden – dafür soll die Bundesregierung sorgen und damit die Sanierungsrate um das Vierfache steigern.

● 1 Mio. Sanierungsfahrpläne soll die Bundesregierung jährlich verschenken, die Eigentümern konkrete Handlungsschritte für mehr und zielführenden Klimaschutz in ihren Gebäuden aufzeigen.

● 100 % Transparenz – die Regierung muss den energetischen Zustand aller Gebäude erfassen und somit konkrete Planungen überhaupt ermöglichen.

● Ein 100-Tage-Sofortprogramm für Klimaschutz in Gebäuden soll die künftige Regierung direkt nach der Bundestagswahl starten.

Die Zeit drängt, mahnen DUH, BAK und DGNB. Denn obwohl mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland durch den Betrieb von Gebäuden verursacht werden, sei das Sanierungstempo „katastrophal langsam“. Und die Lücke droht so groß zu werden, dass sie nicht mehr geschlossen werden kann. Bis 2030 müssen die Treibhausgasemissionen aus dem Gebäudesektor bereits um mindestens 66 % sinken, bis 2050 soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral sein. Dies erfordert u.a. in großem Umfang energetische Hausrenovierungen.

„Im Gebäudesektor sofort entschieden handeln“

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen im Gebäudesektor sofort entschieden handeln, damit wir uns nicht im wahrsten Sinne des Wortes unsere Zukunft verbauen. Vielen Menschen ist nicht bewusst, welch großen Einfluss die Gebäude auf unsere Klimaziele haben. Und die aktuelle Bundesregierung hat nichts getan, um die drohende Katastrophe durch die schleppende Sanierung zu verhindern.

Deshalb ist nun die künftige Bundesregierung gefordert, mit einem Sofortprogramm und 1 Mio. Gebäudesanierungen pro Jahr die richtigen Weichen zu stellen. Und klar ist: Das geht nur mit klaren ordnungsrechtlichen Schritten, also klaren Verpflichtungen für alle Hausbesitzer – aber auch mit einer Neuausrichtung und massiven Steigerung der öffentlichen Förderung. Für diesen Aktionsplan macht sich unser Bündnis stark und an der Umsetzung dieser Schritte werden wir die kommende Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2021 messen.“

„Die von uns gestellten Forderungen sind keinesfalls utopisch“

Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB: „Die von uns gestellten Forderungen sind keinesfalls utopisch, sondern fußen auf plausiblen Annahmen und einem umfassenden Wissen über die praktischen Möglichkeiten im Bereich des nachhaltigen Bauens. Es ist aber nur machbar, wenn der notwendige Gestaltungs- und Entscheidungswille auch auf Seiten der politischen Entscheidungsträger vorhanden ist.

Wenn die Transformation hin zu einem ganzheitlichen, lebenszyklusorientierten Qualitätsverständnis innerhalb der Bau- und Immobilienwirtschaft gelingen soll, braucht es die richtigen Anreize. Nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern jetzt. Die gute Nachricht ist: Klimapositive Gebäude sind heute schon möglich. Und die Bundesregierung hat jetzt die Chance, einmal wirklich zum Vorreiter zu werden, indem sie einen klaren Zielpfad vorgibt, ein konsequentes Monitoring einführt und an den richtigen Förderstellschrauben dreht.“

Warten macht es ökologischer und ökonomischer Sicht teurer

Joachim Brenncke, Vizepräsident BAK: „Energetische Sanierung ist immer dann gelungen, wenn sie Klimaziele erreicht und zugleich mit gestalterischer Kompetenz der Architektenschaft und baukulturellen Anspruch erfolgt, und so auch hohe gesellschaftliche Akzeptanz und internationale Vorbildfunktion erreicht.“

Markus Müller, Präsident Architektenkammer Baden-Württemberg: „Ehrgeizige Klimaschutzziele werden im Gebäudesektor nicht dadurch erreicht, dass sie politisch beschlossen werden, sondern durch Herunterbrechen auf sinnvolle Nachweisverfahren, Förderinstrumente und daraus resultierende operative Bautätigkeit.

Je länger wir mit dem Einstieg in ein Umsetzungsszenario des Pariser Übereinkommens warten, desto teurer wird es aus finanzieller, ökologischer, ökonomischer wie auch aus Sicht der Generationengerechtigkeit. Deutschland hat die große Chance, sich als konsequent nachhaltiger Wirtschaftsstandort zu beweisen und über Innovationen etwa in der Solartechnik oder bei Baustoffen Märkte der Zukunft zu erschließen. So wird aus Klimaschutz ein Konjunkturprogramm.“

Downloads:
Positionspapier Formel 1-1-100-100
Glossar zum Positionspapier Formel 1-1-100-100

Siehe auch: Wärmewende und Klimaneutralität: Was sich ändern muss