
Nick Beer - stock.adobe.com
Der neue Baurechtsreport 2025 des TÜV-Verbands offenbart Schwächen in der technischen Gebäudeausrüstung. Nur jede vierte Notstromanlage ist mängelfrei, auch Brandmelde- und Lüftungsanlagen bleiben anfällig. Der TÜV-Verband fordert mehr Resilienz in Gebäuden – Herausforderung Cybersicherheit, Eigentümer und Betreiber in der Pflicht.
Laut dem TÜV Baurechtsreport 2025 war bei den wiederkehrenden Prüfungen im Jahr 2024 nur noch jede vierte Sicherheitsstromversorgungsanlage mängelfrei (25,1 %), während es im Vorjahr noch 34,6 % waren. Gleichzeitig stieg der Anteil „wesentlicher Mängel“ um knapp 5 Prozentpunkte auf 30,0 % (2023: 25,1 %).
Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, betont: „Fällt im Notfall die Sicherheitsstromversorgung aus, stehen wichtige Schutzsysteme der Gebäudeausrüstung still. Unsere Gebäude müssen krisenfester werden. Resilienz muss gerade mit Blick auf Stromausfälle, Cyberangriffe oder hybriden Bedrohungen zum Leitprinzip werden.“ Dies gelte besonders für Sonderbauten wie Schulen, Krankenhäuser, Hotels, Veranstaltungsstätten oder Hochhäuser.
Hohe Mängelquote bei Notstromanlagen
Der TÜV Baurechtsreport zeigt, dass fast jede zweite Notstromanlage bei den wiederkehrenden Prüfungen „geringfügige Mängel“ aufwies (44,9 %). Insgesamt wurden in diesem Bereich 3585 Anlagen geprüft. Auch die Erstprüfungen vor Inbetriebnahme bestätigen dieses Bild: Von 942 geprüften Anlagen waren lediglich 38 % mängelfrei, bei 22 % wurden erhebliche und bei 40 % geringfügige Mängel festgestellt.
→ Download Baurechtsreport 2025
Ursachen für die Mängel
Es gibt verschiedene Ursachen für die hohe Mängelquote. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Gebäudetechnik existieren für Sicherheitsstromanlagen bisher keine verbindlichen Anforderungen an die Qualifizierung von Fachkräften. Verstärkt durch den Fachkräftemangel und den Generationenwechsel fehlt es an spezialisierter Expertise. Hinzu kommt der technologische Wandel, bei dem batteriegestützte Systeme zunehmend klassische Dieselaggregate ersetzen. Diese Anlagen gelten als kostengünstiger und umweltfreundlicher, erfordern aber spezifisches Know-how. „Moderne Notstromanlagen sind oft mit weiteren Komponenten der Gebäudetechnik vernetzt. Wenn die Abstimmung zwischen den Gewerken oder die Dokumentation nicht lückenlos funktioniert, steigt das Risiko für Mängel“, so Bühler.
Mängel bei Brandmeldeanlagen
Auch andere Sicherheitseinrichtungen weisen hohe Mängelquoten auf. Bei den wiederkehrenden Prüfungen von Brandmeldeanlagen stellten die Sachverständigen im Jahr 2024 bei 20,5 % der Systeme wesentliche Mängel fest – ein Rückgang um 0,8 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Rund 50,8 % der Anlagen hatten geringfügige Mängel, während nur 28,7 % mängelfrei waren. „Nach Einschätzung der Sachverständigen liegt vielen erheblichen Mängeln eine lückenhafte Dokumentation zugrunde. Daneben spielen Versäumnisse im Betrieb der Systeme - etwa fehlende Anpassungen nach Umbaumaßnahmen - eine zentrale Rolle“, erläutert Bühler. Zudem fallen in der Praxis immer wieder Mängel auf, die bereits auf die Planung und Errichtung der Anlagen zurückzuführen sind, wie Fehl-Anordnungen von Brandmeldern oder Mängel in der Leitungsanlage.
Verantwortung der Eigentümer und Betreiber
Insgesamt bleibt die sicherheitsrelevante Gebäudetechnik in Deutschland anfällig. Im vergangenen Jahr prüften TÜV-Sachverständige 70.447 Anlagen. Rund 27 % der Anlagen wiesen wesentliche Mängel auf, weitere 44 % hatten geringfügige Mängel. Lediglich 29 % der geprüften Anlagen wurden nicht beanstandet. Bühler betont: „Wenn fast drei Viertel der geprüften Anlagen nicht mängelfrei sind, ist das ein ernstes Sicherheitsrisiko. Prüfungen müssen konsequent genutzt werden, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.“ Er appelliert an die Eigentümer und Betreiber der Gebäude, Verantwortung zu übernehmen und für eine regelmäßige technische Wartung und Instandhaltung zu sorgen. Nur aus einer Kombination aus regelmäßiger Wartung und unabhängiger Prüfung könne sichergestellt werden, dass sicherheitsrelevante Systeme im Ernstfall zuverlässig funktionieren. ■
Quelle: TÜV-Verband / fl