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Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ In Gebäuden und Unternehmen mit zum Teil vor vielen Jahren installierter Anlagentechnik existieren heute aufgrund technischer und systemischer Weiterentwicklungen und gestiegener Energiepreise attraktive Einsparpotenziale.
■ Schlüsselfaktoren, um diese zu identifizieren und wirtschaftlich zu erschließen, sind Energieaudits, Energiemanagementsysteme und kompetente Partner im gesamten Prozess.
Das Energieeffizienzgesetz EnEfG nimmt öffentliche Stellen, Unternehmen und Rechenzentren in die Pflicht: Je nach Energieverbrauch müssen sie Energie- und Umweltmanagementsysteme einführen oder Umsetzungspläne erarbeiten. Die Nachfrage nach seriöser und kompetenter Beratung steigt, weil gesetzliche Vorgaben zu beachten sind – vor allem aber, weil Energieeffizienz mehr und mehr zum wertbestimmenden Faktor einer Immobilie wird.
Die gute Nachricht zuerst: Deutschland lag 2024 bei der CO2-Reduktion erstmals im Zielkorridor. Das deutsche Klimaziel für 2030 – die Verringerung der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um mindestens 65 % – scheint auch bei wieder anziehender Konjunktur durchaus erreichbar. Die Jahresemissionsgesamtmenge würde dann allerdings noch immer bei 428 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) liegen, der Zielwert für das Jahr 2025 sind 643 Mio. t CO2e [1].
Die schlechte Nachricht: Der Gebäudesektor verfehlt sein Ziel bis 2030 voraussichtlich um 32 Mio. t CO2e. Diese Diskrepanz muss von anderen Bereichen ausgeglichen werden, zum Beispiel von der Energiewirtschaft, die ihre Ziele bisher übererfüllt. Allerdings würden Zielvorgaben aus der Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) verfehlt, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
Dass in puncto energetische Sanierung noch sehr viel Luft nach oben ist, zeigt sich bei vielen Bestandsgebäuden nur allzu deutlich. Billige fossile Energie hat über Jahrzehnte Modernisierungsmaßnahmen erstickt, HLK-Systeme sind entsprechend veraltet und ineffizient, geheizt wird auch in ungenutzten Räumen. Die Regelungstechnik beschränkt sich vielerorts auf mechanische Thermostatventile. Entsprechend groß sind der Sanierungsstau und auf dem heutigen Energiepreisniveau die Nebenkosten. Und wohin letztlich all die teuer zu bezahlende Energie verschwindet, bleibt unklar.
Awareness spart Energie
Da mag es kaum verwundern, dass die Politik nun nachsteuert: Unternehmen, die einen hohen Gesamtenergieverbrauch über alle Sektoren hinweg ausweisen, müssen unterschiedliche Maßnahmen ergreifen. In Gesetzesform gegossen, schafft diese Strategie Handlungsbedarf für 12.400 Unternehmen (Quelle: BMWE) in Deutschland: Je nach Energieverbrauch schreibt das Energieeffizienzgesetz (EnEfG, [2]) Energieaudits und Energiemanagementsysteme vor.
Bereits ab ein Verbrauch von 0,5 GWh pro Jahr ist die Bagatellschwelle aus dem Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G, [3]) überschritten und ein Energieaudit erforderlich. Wer mehr als 7,5 GWh/a verbraucht, muss ein ISO-50001-Energiemanagementsystem (EnMS) oder das europäische Umweltmanagementsystem (EMAS – Eco-Management and Audit Scheme) einführen. Für Rechenzentren oder öffentliche Stellen gelten Sonderregeln.
Es sind aber bei Weitem nicht nur Gesetze, Normen und Vorschriften, die für einen Nachfrageschub bei der Energieberatung sorgen. Mindestens ebenso wichtig sind wirtschaftliche Überlegungen: Bereits heute wird der Wert einer Immobilie maßgeblich über ihre Energieeffizienz definiert. Und je offensichtlicher die negativen Auswirkungen des Klimawandels werden, je höher die Energie- und Emissionspreise steigen, desto genauer wird bei Miete und Kauf auf die Energieeffizienz geschaut. Wer diese Entwicklung verschläft, sitzt bald auf einem nicht mehr vermiet- oder verkaufbaren „Carbon Risk Asset“. Denn es geht nicht nur um Geld und Versorgungssicherheit. Viele sind sich bei Investitionen über ihre Verantwortung für unseren Lebensraum im Klaren und handeln umweltbewusst.
In der Branche entsteht damit eine echte Win-win-Situation: Firmen aus den Bereichen Beratung und Planung können sich über volle Auftragsbücher freuen; Gebäudebetrieb und -eigentum profitieren von Gesetzeskonformität, Kosteneinsparung und Wertsteigerung.
Wie läuft ein Energieaudit ab?
DIN EN 16247 [4] macht klare Vorgaben für einen zielgerichteten und standardisierten Prozess bei einem Energieaudit. Den Anfang bildet, wie bei jeder strukturierten Beratung, die Analyse des Ist-Zustandes: Wie wird das Gebäude genutzt, wohin fließen welche Energieströme? Welche Anlagen sind noch gesetzeskonform? Was muss saniert werden? Wo lohnt eine Modernisierung, auch über die geltenden Vorschriften hinaus? Sind diese Fragen beantwortet, wird bei der Beratung gemeinsam mit den Kunden ein Umsetzungsplan mit konkreten Maßnahmen nach einem gesetzeskonformen, realistischen Zeitrahmen erstellt.
Und diese Umsetzung ist in der Praxis oft einfacher als man denkt. Bis zu 20 % Energie lassen sich beispielsweise durch die Erhöhung des Automationsgrades der Gebäudeautomation von Kategorie C auf B bei Bürogebäuden [5] einsparen. Das geht mit vergleichsweise niedrigem Aufwand.
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Ein Energiemanagementsystem ist ein kontinuierlicher Prozess
Dass die Analyse und Optimierung der Energieströme kein einfaches Unterfangen ist, wird beim Studium bereits ausgearbeiteter Konzepte schnell klar. Die Energieverteilung in größeren Gebäuden ist ein ausgesprochen komplexes Gebilde. Wer hier Kosten senken und die Umweltbelastung minimieren will, braucht ein Energiemanagementsystem.
Darunter versteht man die automatisierte Verbrauchserfassung sowie eine Software, die zur Datensicherung, Überwachung, Analyse und Optimierung des Energieverbrauchs bestmöglich unterstützt. Moderne Energiemanagementsysteme sind in die bestehende Gebäudeleittechnik bzw. Management/Bedieneinheit im Gebäude integriert. Das erleichtert den Arbeitsfluss, da alle Daten an zentraler Stelle vereint und bearbeitbar sind. So lassen sich Muster und Trends erkennen, die Ursache für erhöhte Verbrauchswerte einfacher klären und den Effekt wie auch den Erfolg von vorgenommenen Betriebsänderungen und Optimierungsmaßnahmen nachvollziehen.
Wichtig: Je mehr gut aufbereitete Daten seitens der Betreiber zur Verfügung stehen und je höher der innerbetriebliche Automatisierungsgrad, desto besser. Aufbauend auf diesem Informationsbestand und den Energiezielen, lassen sich dann Sanierungsmaßnahmen definieren, umsetzen und ihre Wirkung überprüfen. Ein ISO-50001-Energiemanagementsystem (EnMS) ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem die Fortschritte regelmäßig überwacht und bei Bedarf angepasst werden.
Die erforderliche Software kann lokal oder in der Cloud bereitgestellt werden. Sauter Deutschland bietet hierzu modular aufgebaute Lösungen, die allen Ansprüchen und Konstellationen gerecht werden – für kleine und mittlere Gebäude bis hin zu großen Anlagen und Liegenschaften.
Was lässt sich konkret erreichen?
Dass bei vielen Bestandsgebäuden große Optimierungspotenziale bestehen, dokumentiert ein Fallbeispiel bei Sauter: Bei einem energetisch nicht mehr aktuellen Bürogebäude aus dem Jahr 1972 mit etwa 18.500 m2 Nutzfläche konnte durch den Einsatz von modernen Ventilatoren in den RLT-Anlagen, hocheffiziente Umwälzpumpen in der Kälteverteilung und einer Anpassung der Gebäudeautomation an zeitgemäße Standards der Allgemeinstromverbrauch um 85 % gesenkt werden. Der Wirkungsgrad der sanierten Lüftungstechnik stieg um 38 % bei der Abluft und um 10 % bei der Zuluft. Die so erzielten Einsparungen summieren sich auf annähernd 0,5 Mio. Euro/a. Hinzu kommt die Wertsteigerung der Immobilie.
In der Praxis ist kompetente Unterstützung erfolgskritisch
Das Praxisbeispiel verdeutlicht: Energie- und Umweltmanagementsysteme sind keine lästige Pflicht, sondern eine echte Chance zur Kostensenkung und Wertsteigerung. Hier regelt die Legislative, was angesichts von Klimawandel und immer unsicherer werdenden Energiemärkten vernünftig und unabdingbar ist. Das haben auch viele Eigentümer und Betreiber erkannt. Die notwendige Fleißarbeit für eine rentable Erschließung der Potenziale ist eine projektspezifische Analyse. Entsprechend groß wird künftig der Bedarf an wirklich kompetenter Beratung ausfallen.
TGA+E-Planungsbüros können bereits anhand eines einfachen Entscheidungsbaums abschätzen, welche Pflichten auf die zu beratenden Unternehmen zukommen, siehe Bild 2. Bei der Planung und Beratung lohnt es sich, gleich von Anfang an einen kompetenten und erfahrenen Dienstleister wie Sauter mit ins Boot zu holen. Das stellt zusätzliches Know-how zur Verfügung, beispielsweise mit praxiserprobten Software-Tools und in ähnlichen Projekten erworbene Ausführungskompetenzen, damit Projekte für alle Beteiligten erfolgreich werden.
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Energiemanagement
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Energetische Sanierung lohnt sich
Ein in Mannheim erworbenes Bürogebäude des Immobilienfonds- und Asset-Managers Verifort Capital entsprach energetisch betrachtet nicht mehr den aktuellen Standards. Das 1972 errichtete Bauwerk mit etwa 18.500 m2 Nutzfläche war damals hochmodern – zu einer Zeit, als Energie noch ausreichend verfügbar und günstig war. Doch die erste Ölpreiskrise 1973 zeigte schon kurz danach, wie gravierend die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Phase mit schnell steigenden Energiekosten sind. Gut 50 Jahre später war die Anlagentechnik aus den 1970er-Jahren, unter anderem eine Lüftungsheizung mit nach aktuellen Standards ineffizienten Ventilatoren und Umwälzpumpen sowie mangelhafter Regelungstechnik, enorm kostenintensiv. Zusammen mit Sauter Deutschland haben die Verantwortlichen der Verifort Capital Gruppe deshalb ein ESG-Konzept für das Bürogebäude entwickelt und umgesetzt. Hierbei wurde das Gebäude schrittweise saniert und modernisiert. Am Anfang stand ein umfassendes Energieaudit mit Wirtschaftlichkeitsbewertung. Darauf aufbauend wurde ein Konzept mit Kostenschätzung für die Sanierung der Gebäudeautomation, der RLT-Anlagen und der Umwälzpumpen entwickelt. Evaluiert wurde das Projekt zudem nach dem BAFA-BEG-M Förderprogramm, mit Upgrade der Gebäudeautomation.
Literatur
[1] Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) vom 12. Dezember 2019 (BGBl. I S. 2513), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. Juli 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 235), www.gesetze-im-internet.de/ksg
[2] Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland (Energieeffizienzgesetz – EnEfG) vom 13. November 2023, BGBl. 2023 I Nr. 309, www.gesetze-im-internet.de/enefg
[3] Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G) vom 4. November 2010 (BGBl. I Seite 1483), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 27. Februar 2025 (BGBl. 2025 I Nr. 70), www.gesetze-im-internet.de/edl-g
[4] DIN EN16247 Energieaudits – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, November 2022; Teil 2: Gebäude, November 2022; Teil 3: Prozesse, Februar 2023; Teil 5: Kompetenz von Energieauditoren, Juli 2015. Berlin: DIN Media
[5] DIN EN ISO 52120-1 Energieeffizienz von Gebäuden – Beitrag von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement – Teil 1: Allgemeiner Rahmen und Verfahren (ISO 52120-1:2021, korrigierte Fassung 2022-09); Deutsche Fassung EN ISO 52120-1:2022. Berlin: DIN Media, Februar 2025