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Heizungswende

Ein Mythos: Die Erneuerung der Gas-Heizung spart Geld

studio v-zwoelf – stock.adobe.com

Gas-Heizungen gel­ten als günstig und ro­bust. Für die In­ves­ti­tion ist das ein Fakt. Reali­tät ist auch: Ei­ne vor­zei­tig er­neuer­te Gas-Heizung kommt teurer.

Der Modernisierungsstau im Heizungskeller ist beträchtlich. Das hat drei wesentliche Gründe: In Deutschland über Jahrzehnte verbaute Gas-Heizkessel – Ausnahmen bestätigen die Regel – halten „ewig“. Eine regulatorisches Verfallsdatum existiert bestenfalls auf dem Papier und eine vorzeitige 1:1-Erneuerung lohnt sich erst, wenn hohe Reparaturkosten anstehen. So wurde lange Zeit der von Erneuerungen im Bestand dominierte Wärmeerzeugerabsatz schlichtweg vom technisch eingetretenen Ende der Nutzungsdauer (Havarie) oder der Sorge, dass dies demnächst eintreten könnte, geprägt.

Wenngleich viele Eigentümer einer Gas-Heizung mit dem Weiterbetrieb intuitiv wirtschaftlich richtig gehandelt haben, existiert dennoch bis heute der Mythos, dass die Erneuerung einer Gas-Heizung eine besonders günstige Lösung ist. Dass dies im Wettstreit mit anderen Heizungslösungen selbst bei kurzen Betrachtungszeiträumen inzwischen ebenfalls ein Mythos ist, soll hier nicht aufgerollt werden. Gezeigt werden soll (vereinfacht), dass die Einsparungen beim Gasverbrauch die 1:1-Erneuerung einer Gas-Heizung nicht tragen können. Wer dieses Ziel erreichen möchte, muss zwangläufig etwas anderes unternehmen.

Vorher-nachher-Heizenergiekostendifferenz

Bei einer ü20-Gas-Heizung, die für die Raum-Heizung und Trinkwassererwärmung genutzt wird, wird der Jahresnutzungsgrad (bezogen auf den Brennwert Hs) etwa bei rund 0,8 liegen. Für eine eindeutige Aussage der Abschätzung wird er hier auf 0,75 gesenkt. Für eine erneuerte Gas-Heizung mit qualitätsgesicherter Auslegung und Einstellung, also optimistischen Annahmen, kann einen Jahresnutzungsgrad von 0,93 erreichen. Unter diesen Voraussetzungen sinkt der Gasverbrauch um 19,4 % (1 − 0,75/0,93).

Entwicklung und Zusammensetzung durchschnittlichen, über alle Vertragskategorien mengengewichteten Gaspreise für Haushaltskunden, jeweils zum 1. April (Erhebung der Bundesnetzagentur). Günstige Neukundenpreise (inklusive Boni) lagen Mitte April 2025 nach Erhebungen von Verivox bei 9,7 Ct/kWh.

Smard / Bundesnetzagentur

Entwicklung und Zusammensetzung durchschnittlichen, über alle Vertragskategorien mengengewichteten Gaspreise für Haushaltskunden, jeweils zum 1. April (Erhebung der Bundesnetzagentur). Günstige Neukundenpreise (inklusive Boni) lagen Mitte April 2025 nach Erhebungen von Verivox bei 9,7 Ct/kWh.

Für einen niedrigen Vorher-Gasverbrauch von 8000 kWh/a ergibt sich mit dem aktuellen Energiepreisniveau von 10 Ct/kWh eine Einsparung von 154 Euro/a. Auch eine günstig erneuerte Gas-Heizung ab etwa 6500 Euro lässt sich damit nicht finanzieren. Das gilt auch, wenn man die Einsparung durch geringere Hilfsenergiekosten und einen verringerten Überwachungsaufwand auf 250 Euro/a erhöht. In der Praxis würde zudem der Gaspreis durch den Grundkostenanteil steigen (etwa auf 10,9 Ct/kWh).

Bei der Finanzierung über ein Annuitätendarlehen bei maximaler Laufzeit von 20 Jahren und einem effektiven Zinssatz von nur 3 % würde eine Rückzahlung von 250 Euro/a (in 12 Monatsraten) nur einen Annuitätendarlehen von 4100 Euro ermöglichen.

Beim dreifachen Vorher-Gasverbrauch von 24.000 kWh/a ergibt sich eine Einsparung von 462 Euro/a. Für die Erneuerung der Gas-Heizung wären ab etwa 8700 Euro anzusetzen. Auch diese Investitionssumme lässt sich aus den Einsparungen nicht refinanzieren. Mit den vorgenannten Konditionen müsste die gesamte Einsparung bei 527 Euro/a liegen. Bei einem effektiven Jahreszins von 4 % wäre eine Einsparung von 629 Euro/a erforderlich.

Nicht berücksichtigt wurden Differenzen bei Wartungs- bzw. Instandhaltungskosten. Bei einer fiktiven (normativen) Betrachtung ergibt sich erst ein Unterschied, wenn man die Kosten nach den Betriebsjahren differenziert. Da bei einem „vorzeitigen Austausch“ noch keine steigenden Instandhaltungskosten eingetreten sind (siehe auch letzter Abschnitt).

Ausblick / Bewertung

Steigende Gaspreise (CO2-Bepreisung, Netzentgelte) würden die Wirtschaftlichkeit prinzipiell erhöhen, jedoch die Gesamtsituation insbesondere bei einem geringen Gasverbrauch nicht grundlegend ändern. Auf dem bis 2020 üblichen Gaspreisniveau von 7 Ct/kWh würde sich die jährliche Einsparung um 30 % verringern und die 1:1-Erneuerung finanziell noch unattraktiver machen – was den aus Sicht der Heizungsindustrie beklagten Sanierungsstau erklärt.

Die Kosten für den 1:1-Austausch einer Gas-Heizung lassen sich im Bereich Einfamilienhaus-typischer Gas-Verbräuche kaum über die geringeren Heizenergiekosten refinanzieren.

Ingo Bartussek – stock.adobe.com

Die Kosten für den 1:1-Austausch einer Gas-Heizung lassen sich im Bereich Einfamilienhaus-typischer Gas-Verbräuche kaum über die geringeren Heizenergiekosten refinanzieren.

Zu Erinnerung: Die Annahmen für die alte Gas-Heizung wurden verschlechtert und für die neue Gas-Heizung optimistisch angenommen. Trotzdem rechnet sich die 1:1-Erneuerung nicht bzw. erst bei einem (sehr) hohen Gasverbrauch oder sehr hohen Gaspreisen. Bei sehr hohen Gaspreisen verbessert sich formal die Wirtschaftlichkeit der 1:1-Erneuerung, aber gleichzeitig entfällt die Grundvoraussetzung „billiger Energieträger“.

Egal von welchem Szenario man ausgeht, die vorgezogene 1:1-Erneuerung rechnet sich im Bereich Einfamilienhaus-typischer Gasverbräuche aus rein wirtschaftlichen Erwägungen nicht. Wer die Gesamtkosten für das Heizen verringern möchte, muss das Heizsystem verändern (und / oder den Heizwärmebedarf senken): durch die Kombination mit erneuerbaren Energien oder den vollständigen Umstieg auf in der Regel eine Wärmepumpen-, Holzpellet- oder Holz-Heizung.

Dass die 1:1-Erneuerung einer Gas-Heizung keinen Kostenvorteil ergibt, bedeutet nicht automatisch, dass es eine günstigere Option gibt. Die Praxis zeigt allerdings, dass dies in Kombination mit der Heizungsförderung regelmäßig der Fall ist. Die Chance verringert sich allerdings bei einem kleinen Wärmebedarf (Gasverbrauch unter etwa 10.000...12.000 kWh/a): Sind die Heizenergiekosten überschaubar, kann ihre Verringerung nur kleine Investitionen tragen.

Im Kontext robuster Gas-Heizkessel auf ü25, ü30 oder länger zu setzen, kann ebenfalls teuer werden. Das Geld für eine größere Reparatur verpufft meistens vollständig durch die kurze Nutzungszeit und wenn gar keine Reparatur mehr möglich ist, wird die Notfallmaßnahme immer teurer als eine vorbereitete Erneuerung oder ein Umstieg sein. Und in der aktuellen Heizungsförderung verliert man am Tag der Havarie einen vorher möglichen Zuschuss von bis zu 6000 Euro. ■
Quelle: eigene Berechnungen / jv

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