
photosaint – stock.adobe.com
Die aktuell noch erhältlichen Konditionen der Heizungsförderung kombiniert mit der angekündigten Strompreissenkung machen die Heizungswende attraktiv.
In Deutschland werden in „normalen“ Jahren rechnerisch pro Monat etwa 55.000 Wärmeerzeuger erneuert. Bisher waren es überwiegend Gas-Heizungen. Doch der Markt dreht: Von Dezember 2024 bis März 2025 wurden pro Monat durchschnittlich 25.000 Anträge auf die Förderung einer Wärmepumpen-Heizung in bestehenden Gebäuden zugesagt. Der Grund für diese hohe Quote dürfte auch sein: Weil es zurzeit besonders attraktiv ist.
Wenn man den Ankündigungen im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vertraut, ohnehin demnächst eine neue Heizung benötigt und mit einem Gasverbrauch von etwa 20.000 kWh/a rechnet, besteht zurzeit eine besonders günstige Gelegenheit, den Umstieg auf eine Wärmepumpe einzuleiten.
Denn: Mit der aktuell noch verfügbaren BEG-EM-Heizungsförderung werden durch den Umstieg auf eine Wärmepumpe zumeist nicht nur die Heizenergiekosten, sondern auch die monatlichen Gesamtkosten sinken.
Strom soll günstiger werden
Im Koalitionsvertrag wird angekündigt (Mit „Energiepreise“ ist in diesem Absatz „Strompreise“ gemeint. ):
Energiekosten in der Musterrechnung
Um zu zeigen, wie robust die Chancen auf einen sogar lukrativen Umstieg sind, basiert die nachfolgende Musterrechnung auf
● optimistischen Annahmen für eine Gas-Heizung,
● pessimistischen Annahmen für eine Wärmepumpe und der
● optimistischen Annahme, dass sich der Endkunden-Gaspreis in den nächsten Jahren nicht stärker als der Endkundenpreis für Wärmepumpenstrom verteuert.
Zudem wird für die Gas-Heizung der günstigste und für die Wärmepumpe der teuerste Referenzort aus dem WP-Strom-/Gaspreis-Barometer verwendet.
Für 20.000 kWh Erdgas beläuft sich die Gasrechnung bei einem Neuvertrag am günstigsten Referenzort (Mainburg) für April 2025 auf 1740 Euro/a (9,0 Ct/kWh; Durchschnitt der 12 Referenzorte: 1860 Euro/a).

mpanch – stock.adobe.com
Für die Gas-Heizung wird ein sehr guter Jahresnutzungsgrad von 0,93 und für die Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von lediglich 3,1 angenommen. Daraus ergibt sich ein Strombedarf für die Wärmepumpe von 6000 kWh/a.
Am teuersten Referenzort (Berlin) betragen die Kosten für 6000 kWh/a rund 1285 Euro/a bei einem günstigen Neuvertrag (Modul 2, separater Stromzähler erforderlich).
Die fiktive (Mainburg minus Berlin) Differenz bei den Heizenergiekosten beträgt 455 Euro/a. Mit der angekündigten Strompreissenkung erhöht sich der Vorteil der Wärmepumpe bei den Heizkosten um
6000 kWh/a × 5,0 Ct/kWh = 300 Euro/a
auf 755 Euro/a bzw. 62,9 Euro/Monat.
Anmerkung: Für Mainburg errechnet sich auch der kleinste Vorteil von 831 Euro/a, für Berlin sind es 839 Euro/a. Der größte Vorteil ergibt sich für Holzminden mit 1076 Euro/a.
Kapitalkosten in der Musterrechnung
Für den Umstieg auf eine Wärmepumpe werden Handwerkerrechnungen von insgesamt 30.000 Euro inklusive der Einrichtung eines separaten Stromzählers der Wärmepumpe angenommen.
Über die Heizungsförderung BEG EM steht bei der Demontage einer funktionstüchtigen ü20-Gas-Heizung (wichtig: ü20 muss schon beim Antragszeitpunkt erfüllt sein) und dem Einbau einer Luft/Wasser-Wärmepumpe, in der das natürliche Kältemittel Propan (R290) zum Einsatz kommt, ein Zuschuss von 55 % zur Verfügung.
Bei 30.000 Euro Einbaukosten und einem Förderzuschuss von 55 % beträgt der Eigenanteil an den Umstiegskosten 13.500 Euro. Für die anstehende Erneuerung der Gas-Heizung sind unter günstigen Bedingungen 8500 Euro anzunehmen. Die Mehrkosten für den Umstieg auf eine Wärmepumpe-Heizung gegenüber einer Erneuerung der Gas-Heizung betragen somit 5000 Euro.
Um 5000 Euro mit einem Annuitätendarlehen innerhalb von 10 Jahren bei einem hohen effektiven Jahreszins von 7 % vollständig zu tilgen, beträgt die konstante Kreditrate 57,5 Euro/Monat. Die Kreditrate ist somit kleiner als die oben berechnete Differenz bei den Heizenergiekosten von 62,9 Euro/Monat. Ab dem 11. Betriebsjahr ergibt sich im Rahmen der getroffenen Annahmen ein Heizenergiekostenvorteil von mindestens 755 Euro/a.
Hinweis: Über den BEG-EM-Ergänzungskredit (359) stehen Annuitätendarlehen für 10 Jahre Zinsbindung und Laufzeit mit einem effektiven Jahreszins von aufgerundet 3,5 % zur Verfügung. Eine Kreditrate von 62,9 Euro/Monat tilgt dann ein Darlehen von rund 7000 Euro.
Aus den hier nicht berücksichtigten Kosten für Hilfsenergie, Wartung, Schornsteinfeger und Versicherungen ergibt sich regelmäßig ein zusätzlicher Vorteil für die Wärmepumpe.
Was die Musterrechnung zeigt
Trotz optimistischer Annahmen für die fällige Erneuerung der Gas-Heizung gegenüber dem Umstieg auf eine Wärmepumpen-Heizung und der Finanzierung der Mehrkosten mit einem hohen Zinssatz, trägt sich die BEG-EM-geförderte Heizungswende innerhalb von 10 Jahren allein aus den zu erwartenden Einsparungen. Das sind beste Voraussetzungen dafür, dass sich auch projektspezifisch bei konservativen Annahmen ein attraktiver finanzieller Vorteil ergibt.
Der Vorteil vergrößert sich, wenn die Preise für Gas und WP-Strom wie allgemein prognostiziert in den nächsten Jahren unter anderem durch die CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe im Gebäudesektor weiter zusammenlaufen.
Die in der Musterrechnung berücksichtigten Förderbedingungen kann man sich zurzeit (noch) durch einen zeitnah gestellten Förderantrag sichern. Weitere Infos zur Heizungsförderung: www.kfw.de/nachhaltige-heizung
Tendenz im schon sanierten Mustergebäude
Was ergibt sich tendenziell für ein Einfamilienhaus, das vor einer energetischen Modernisierung eine Wärmebereitstellung von 20.000 kWh/a × 0,93 = 18.600 kWh/a wie der Referenzfall erforderte und nun gut 35 % niedriger bei 12.000 kWh/a liegt?
Durch den 55-%-Förderhebel und die grundsätzliche Kostenstruktur einer Heizungserneuerung werden sich die Mehrkosten für den Umstieg nur geringfügig verringern. Bei den Energiekosten wirkt sich der verringere Wärmebereitstellungsbedarf bei Gas und Wärmepumpenstrom unterschiedlich aus:
Der Jahresnutzungsgrad der Gas-Heizung dürfte unter 0,93 sinken, die Jahresarbeitszahl kann hingegen durch eine dann mögliche niedrigere Vorlauftemperatur für die Raumwärme deutlich höher angesetzt werden. Der Gaspreis wird sich stärker als der WP-Strompreis erhöhen und in vielen Regionen ist dann die Umsetzung mit Modul 1 ohne separaten Stromzähler günstiger als Modul 2.
Was zu beachten ist
Die Nutzung von Eigenstrom und gute Chancen auf eine höhere Jahresarbeitszahl als mit nur 3,1 angenommen sind nicht berücksichtigt und erhöhen das mögliche Budget. Wichtig: Bei einer Absenkung der Strompreise um 5 Ct/kWh reduziert sich der aktuelle Vorteil der Eigenstromnutzung.
Liegt der Gasverbrauch bei sonst gleichen Parametern deutlich unter 20.000 kWh/a, schrumpft der Vorteil bzw. muss die Finanzierung auf beispielsweise 12 Jahre gestreckt werden. Bei einem höheren Gasverbrauch ergeben sich ein höherer Energiekostenvorteil und eine noch höhere Wirtschaftlichkeit.
Die genannten Energiepreise für günstige Neuverträge berücksichtigen auch Boni. Das gilt für Gas und WP-Strom gleichermaßen. Ohne die Berücksichtigung von Boni verschiebt sich das Preisniveau etwas nach oben, der Gesamtkostenunterschied verändert sich kaum.
Die Musterrechnung beruht unvermeidbar auf mehreren Annahmen. Für die Zukunft betreffen diese besonders die Energiepreise bzw. das projektspezifische Verhältnis von Wärmepumpenstrom- und Gaspreis, politische Ankündigungen und den Fortbestand bestehender Regularien.
Steigende CO2-Preise wurden insofern nicht berücksichtigt, dass von einer konstanten Differenz der Heizenergiekosten ausgegangen wurde. Das Energiepreisgefüge der 12 Referenzorte bildet nicht die gesamte Spannbreite der lokalen WP-Strom-/Gaspreisverhältnisse in Deutschland ab. ■
Quelle: BEG EM, Koalitionsvertrag [1], eigene Berechnungen / jv
Literatur
[1] Verantwortung für Deutschland, Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 21. Legislaturperiode (Entwurf als PDF-Download). Berlin: 9. April 2025
Im Kontext:
Themen der TGA+E-Branche im KleiKo-Koalitionsvertrag
2025-Q1: Wärmepumpen-Absatz ist um 35 % gestiegen
März 2025: Weiter hohe Nachfrage bei der Heizungsförderung
Wärmepumpenbetreiber sind ausgesprochen zufrieden
Wärmepumpe: Wie hoch der Förderbedarf für den Umstieg ist