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Baumarkt

2023: 26,9 % weniger Bau­ge­neh­migungen für Wohnungen

GV // sumak77 / iStock / Getty Images Plus

Im Jahr 2023 wurde in Deutschland der Bau von 260 100 Wohnungen genehmigt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) waren das 26,6 % oder 94 100 Wohnungen weniger als im Jahr 2022. Niedriger war die Zahl der Baugenehmigungen zuletzt im Jahr 2012 (241 100 Wohnungen).

In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator für die zukünftige Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Zum Rückgang der Bauvorhaben im Jahr 2023 dürften unter anderem gestiegene Kosten für Baumaterialien und verschlechterte Finanzierungsbedingungen beigetragen haben.

Ganzjährig negative Entwicklung gegenüber den Vorjahresmonaten

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen war in allen Monaten des Jahres 2023 niedriger als im jeweiligen Vorjahresmonat. Mit negativen Veränderungsraten von über 30 % waren die Rückgänge in den Monaten April, Juli und August sowie zuletzt im Dezember 2023 (− 35,1 % gegenüber Dezember 2022 auf 21 200 Wohnungen) besonders deutlich. Alle übrigen Monate bis auf Oktober und November 2023 (− 10,7 % und − 15,4 %) wiesen Rückgänge von über 20 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat auf.

Verlauf der monatlich genehmigten Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden inklusive Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden von 2010 bis Dezember 2023.

Statistisches Bundesamt

Verlauf der monatlich genehmigten Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden inklusive Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden von 2010 bis Dezember 2023.

Neubauwohnungen: Deutlich weniger Bauanträge von Privatpersonen

Im Jahr 2023 wurden in neu zu errichtenden Wohngebäuden 214 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 29,7 % oder 90 200 Neubauwohnungen weniger als im Vorjahr.

Rund 93 % der Bauanträge für Wohnungen in neuen Wohngebäuden werden in Deutschland von Unternehmen und Privatpersonen gestellt. Entsprechend prägen diese beiden Gruppen die Gesamtentwicklung.

Auf Unternehmen entfielen 117 700 Baugenehmigungen für Wohnungen und damit 20,3 % oder 30 000 weniger als im Vorjahr. Auf Privatpersonen gingen 81 300 Baugenehmigungen zurück, das waren 42,2 % oder 59 400 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Baugenehmigungen, die auf Bauanträge der öffentlichen Hand zurückgehen, sank um 12,1 % (− 1500) auf 11 000 Bauanträge.

„Die rückläufigen Genehmigungszahlen im vergangenen Jahr sind insbesondere Ausdruck der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die seit dem Jahr 2022 vorliegen. Die schnell und stark gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und eine schwache Dynamik bei den verfügbaren Einkommen haben das Umfeld für Investitionen eingetrübt. Der genaue Blick auf den Jahresverlauf 2023 verrät jedoch, dass sich bei den Baugenehmigungen seit dem Spätsommer zunehmend Bodenbildung abzeichnet. Der schwache Dezemberwert darf dabei nicht überbewertet werden, da er traditionell stark durch Nachmeldungen, Krankenstand und Witterungseinflüsse verzerrt sein kann. Schwarzmalerei ist fehl am Platz. Insgesamt stabilisieren die Förderprogramme und Maßnahmen des BMWSB, der weiter hohe Bauüberhang, die robusteren Auftragseingänge und ein stabileres Finanzumfeld die künftige Bautätigkeit.“ Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

SPD/MK

Starke Rückgänge bei Ein- und Zweifamilienhäusern

Nach Gebäudearten betrachtet ging im Jahr 2023 die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser (− 39,1 % oder − 30 500 auf 47 600) und Zweifamilienhäuser (− 48,3 % oder − 13 400 auf 14 300 Wohnungen) besonders stark zurück. Diese beiden Gebäudearten werden im Allgemeinen von Privatpersonen errichtet.

Etwa zwei Drittel der Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern, die überwiegend von Unternehmen gebaut werden. Hier sank die Zahl der Baugenehmigungen um 25,1 % oder 47 800 auf 142 600 Wohnungen.

„Die Auftragsbestände der Wohnungsbauunternehmen sind bereits in den vergangenen beiden Jahren kontinuierlich abgebaut worden. Allein 2023 ist der Bestand real um fast 20 % zurückgegangen. Den Unternehmen geht zusehends die Arbeit aus. Es ist gut, dass die im Dezember gestoppte Förderung beim klimafreundlichen Neubau von Wohnungen nun endlich wieder läuft. Besonders dringend ist, die zusätzlichen Förderprogramme im Wohnungsneubau jetzt zügig an den Start zu bringen. Das Wachstumschancengesetz, das eine degressive Abschreibungsmöglichkeit im Mietwohnungsbau umfasst, muss schnell verabschiedet werden. Die Bauunternehmer kämpfen mit ihren Beschäftigten um die Existenz und haben kein Verständnis für politische Spielchen. Wir fordern Bund und Länder auf, das Paket jetzt schnell zu verabschieden.“ Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe

ZDB

Umbauter Raum Nichtwohngebäuden ebenfalls deutlich gesunken

Auch bei Nichtwohngebäuden gingen im Jahr 2023 die neuen Bauvorhaben deutlich zurück. Unter Nichtwohngebäude erfasst die Statistik zum Beispiel Fabrikgebäude und Lagerhallen, Büro- und Verwaltungsgebäude oder landwirtschaftliche Betriebsgebäude. Der zentrale Indikator zur Messung der Bauaktivität ist hier der umbaute Raum. Bei den genehmigten Nichtwohngebäuden verringerte sich der umbaute Raum gegenüber 2022 um 15,7 % auf 199,5 Mio. m3. Das war der niedrigste Wert seit 2015 (194,0 Mio. m3). Darunter ging der umbaute Raum bei Fabrik- und Werkstattgebäuden um 17,0 %, bei Warenlagern um 16,0 % und bei Handelsgebäuden um 23,3 % zurück.

Mit einem Minus von 20,9 % zum Vorjahr war bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden im Jahr 2023 erneut ein starker Rückgang des umbauten Raums auf 18,0 Mio. m3 zu beobachten. Im Zeitraum von 2010 bis 2021 war der umbaute Raum bei dieser Gebäudeart von 10,8 Mio. m3 auf 27,3 Mio. m3 angestiegen. Im Jahr 2022 kam es dann zu einem Einbruch auf 22,8 Mio. m3, der sich im Jahr 2023 fortsetzte. Der Rückgang von 34,1 % seit 2021 dürfte unter anderem auf einen verminderten Bedarf an neuen Büro- und Verwaltungsgebäuden aufgrund des verstärkten Arbeitens im Homeoffice seit der Corona-Pandemie zurückzuführen sein.

Mehr Genehmigungen als Fertigstellungen

Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator zur Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Allerdings nimmt die Zahl der Bauvorhaben, die zwar genehmigt, aber noch nicht begonnen oder abgeschlossen wurden (der sogenannte Bauüberhang), seit einigen Jahren zu. Im Jahr 2022 ist die Zahl neuer Wohnungen erneut unter 300 000 Wohnungen geblieben (2022: 0,6 % mehr Baufertigstellungen als im Vorjahr). Der Bauüberhang war mit knapp 885 000 genehmigten, aber nicht fertiggestellten Wohnungen auf dem höchsten Stand seit 1996 (siehe auch: So verteilte sich der Bauüberhang im Jahr 2021). Die Zahl der Baufertigstellungen für das Jahr wird das Statistische Bundesamt voraussichtlich Ende Mai 2024 veröffentlichen. ■
Quelle: Destatis / jv

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