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Energie

Wärmemonitor: CO2-Ausstoß der Haushalte sinkt kaum

2019 haben – erstmals seit 2015 – die Mieter in Deutschland etwas weniger geheizt (minus 3,2 %). Mit durchschnittlich 130 kWh/(m2 ∙ a) bezogen auf die beheizte Wohnfläche liegt der Heizenergiebedarf in Mehrparteienhäusern nun aber lediglich wieder auf dem Niveau von 2010. Auch die CO2-Emissionen sind bei weitem nicht so stark gesunken, wie sie müssten, um die Klimaziele 2030 zu erreichen: temperaturbereinigt sind sie nur um 2,6 % seit dem Jahr 2010 gesunken.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des diesjährigen Wärmemonitors, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Energiedienstleisters ista berechnet. Sie basieren auf den Heizkostenabrechnungen von 300 000 Mehrparteienhäusern in Deutschland und erfolgen klima- und witterungsbereinigt.

DIW Berlin

Da die Energiepreise für Heizöl und Erdgas im vergangenen Jahr durchschnittlich um 5,6 % gestiegen sind, haben die Mieter bei sinkendem Bedarf 2,4 % mehr für Raumwärme ausgegeben. Die regionalen Unterschiede beim Heizenergiebedarf, aber auch bei den Preisen sind sehr groß:

In den westdeutschen Haushalten wird pro Quadratmeter 7 % mehr als in den ostdeutschen geheizt. Am höchsten war der Heizenergiebedarf 2019 in den Regionen Schleswig-Holstein Südwest und Ostfriesland, am niedrigsten im mittleren Mecklenburg/Rostock sowie im Allgäu. Heizenergie kostete am meisten im Saarland, am wenigsten in Hamburg.

CO2-Emissionen gehen vor allem aufgrund wärmerer Winter zurück

Der Studie zufolge hat es zwar insgesamt einen deutlichen CO2-Emissionsrückgang von 20,7 % im Wohngebäudesektor seit dem Jahr 2010 gegeben. Doch ist dieser zum größten Teil den wärmeren Wintern zu verdanken. Temperatur- und witterungsbereinigt sind die CO2-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren lediglich um 2,6 % zurückgegangen. „Es gibt also keinen Grund, die Anstrengungen zur Emissionsreduzierung zurückzufahren“, mahnt DIW-Ökonom Jan Stede.

ista-CEO Thomas Zinnöcker: „Die nüchterne Bilanz von zehn Jahren Gebäudesanierung zeigt: Energetische Sanierung führt nicht automatisch zu weniger CO2. Klimapolitische Maßnahmen müssen die richtigen Anreize für alle Beteiligten setzen: Bei Vermietern für Investitionen, bei Mieterhaushalten für sparsamen Verbrauch. Mehr Ergebnisorientierung, unbürokratische Umsetzung und begleitende Maßnahmen für Verbraucher machen den Klimaschutz im Gebäude effektiver.“

Soziale Belastungen durch Klimaprämie abfedern

Die Investitionstätigkeit zur energetischen Sanierung des Wohngebäudebestands ist noch immer auf einem zu niedrigen Niveau, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Geplant war eine Steigerung der Sanierungsrate auf 2 %/a. Zuletzt war es aber nur 1 %/a. Machte die energetische Sanierung im Jahr 2010 noch ein Drittel der Gesamtmaßnahmen im Gebäudebestand aus, war es 2019 nur noch ein Viertel.

Die Studienautoren des DIW Berlin fordern deshalb stärkere Anreize für energieeffiziente Gebäudesanierungen. „Die höhere Förderrate für energetische Sanierung und die geplante CO2-Bepreisung ab dem kommenden Jahr könnten zusätzliche Anreize schaffen, in diesem Bereich wieder mehr zu investieren“, hofft Franziska Schütze.

Bei der CO2-Bepreisung sei aber darauf zu achten, dass soziale Auswirkungen abgefedert werden. Mieter, vor allem jene mit geringen Einkommen, werden durch höhere Energiepreise überproportional belastet und haben kaum Einfluss auf die Energieeffizienz und den Energieträger des Gebäudes. „Eine Rückerstattung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung in Form einer Klimaprämie würde niedrige und mittlere Einkommen entlasten und gleichzeitig die Anreizwirkung von höheren CO2-Preisen beibehalten“, schlägt Stede vor.

Die Studie im DIW Wochenbericht 40/2020. ■

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