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Energieträger

Studie: Erdgasverbrauch muss stark sinken, Gasnetz schrumpft

ArtmannWitte – stock.adobe.com

Die Logik der Klimaziele ist eindeutig: Die Nutzung von fossilem Erdgas muss zügig verringert werden. Eine einfache Substitution durch Grüne Gase ist nicht erkennbar.

Die Einhaltung der gesetzlich verankerten Klimaschutzziele erfordert es (indirekt), den Erdgasverbrauch in Deutschland in allen Sektoren rasch abzusenken. Das zeigt die neue Metastudie „Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“ des Öko-Instituts im Auftrag von GasWende. Die Studie Metastudie hat aus fünf großen Klimaneutralitätsstudien sieben Szenarien vergleichend ausgewertet. Schon in den nächsten zehn Jahren sinkt je nach Szenario die Erdgasnutzung um 28 bis 63 %.

Tina Loeffelbein, Projektleiterin der GasWende: „Der Erdgasverbrauch muss in den nächsten Jahren stark zurückgehen, Wasserstoff wird jedoch aus Kostengründen nur einen Bruchteil des Erdgases ersetzen. Statt 600 000 km Erdgasnetz werden wir in Zukunft nur noch wenige 10 000 km benötigen, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren. Die meisten Leitungen, insbesondere die in die Wohngebiete, können dann stillgelegt werden. Kostspielige Umrüstung auf Wasserstoff lohnt hier also nicht. Für die meisten Kommunen und Stadtwerke würde Wasserstoff zur teuren Falle“, erläutert.

„Wasserstoff für Gebäudeheizung zu ineffizient und teuer“

Die Metastudie zeigt, wie der Erdgasverbrauch in den einzelnen Sektoren bis 2045 reduziert wird. Im Gebäudesektor sind sich die Studien einig: Weder Erdgas noch Wasserstoff werden künftig für die dezentrale Beheizung von Gebäuden zum Einsatz kommen. Erdgas deckt hier bislang etwa 50 % der Erzeugung von Warmwasser und Heizung ab, diese Nutzung wird stetig abnehmen.

„Deutlich wird in unserer Analyse, dass Wasserstoff in den Heizungskellern keine relevante Rolle spielen wird. Dieser muss für die Sektoren zur Verfügung stehen, die keine andere Möglichkeit haben, klimaneutral zu werden“, sagt Dr. Tilman Hesse, Projektleiter am Öko-Institut. Die Auswertung hat ergeben, dass Wasserstoff überwiegend im Industrie- und Energiesektor zum Einsatz kommen wird.

Ein Grund dafür sind die hohen Kosten. Wasserstoff wird laut der Analyse etwa fünf- bis siebenmal so teuer sein wie Erdgas und ist damit im Vergleich zu Wärmepumpen oder anderen Versorgungsoptionen im Gebäudesektor nicht konkurrenzfähig.

Hinweis der Redaktion: Die reinen Kosten der Energieträger, unabhängig vom Bilanzpunkt (z.B. Grenzübertritt, Gestehung oder Anschlusspunkt) ermöglichen nur bedingt eine Einschätzung, ob seine Nutzung günstiger oder teurer als eine Alternative ist. Für die Wärmeerzeugung im Gebäudesektor zeigen zahlreiche Studien und Berechnungen, dass Wärmepumpen geringere Gesamtkosten als eine Erdgasheizung aufweisen – zurzeit zumeist aber aufgrund von Investitionszuschüssen. Eine vergleichende Bewertung mit sehr optimistischen Preisannahmen für Wasserstoff findet sich hier: Was die DVGW-Endkundenpreise für Wasserstoff bedeuten

Energiewirtschaft kann bis 2040 ohne Erdgas auskommen

Die Szenarien weisen große Unterschiede bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft auf. Deutlich wird aber auch: mit einiger Anstrengung kann es gelingen, die 223 TWh Erdgas, die 2020 noch in diesem Sektor zum Einsatz kamen, bis 2040 auf null zu reduzieren.

Effizienzanstrengungen, direkte Elektrifizierung und grüner Wasserstoff sind die zentralen Hebel, um im Industriesektor bis 2045 vollständig auf Erdgas zu verzichten. So zeigt die Studie (PDF-Download): Wenn Deutschland die Transformation jetzt angeht, kann es bis 2045 von fossilem Gas unabhängig werden. ■
Quelle: Öko-Institut, GasWende / jv

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