Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Marktkommentar

7 strategische Zukunfts­trends in der TGA/SHK-Branche

Florian Kaiser

L.E.K. Consulting

Florian Kaiser

Florian Kaiser, Partner bei der Strategieberatung L.E.K. Consulting und Experte für Strategie und Wachstum in der Bauzulieferindustrie, nennt 7 zentrale Zukunftstrends, auf die TGA/SHK-Unternehmen strategische Antworten entwickeln sollten.

Nicht zuletzt durch die spektakuläre und für viele überraschende Übernahme von Viessmann durch Carrier wurde die SHK-Branche aufgerüttelt. Hersteller, Großhandel und Verarbeiter stehen vor vielfältigen strategischen Herausforderungen. Der Heizungssektor vollzieht einen Wandel von fossilen Brennstoffen hin zu regenerativen Energien bzw. zu strombasiertem Heizen mit Wärmepumpen und einer stärkeren zukünftigen Nutzung von Fernwärme. Hinzu kommen zahlreiche weitere Entwicklungstrends.

Insbesondere 7 wesentliche Entwicklungen werden die Marktteilnehmer und ihr Angebot maßgeblich prägen. Unternehmen sollten für diese Themenfelder klare Strategien ausarbeiten und diese in der Unternehmensausrichtung konsequent und wirksam verankern.

7 relevante Themenfelder

1. Klimaerwärmung und Imperativ der Nachhaltigkeit: Höhere Temperaturen und ESG-Vorgaben stellen höhere Anforderungen an SHK-Lösungen, Komfort- und Energieeffizienzsysteme. Auch hinsichtlich dezentraler Energieerzeugung und Energiemanagement im Wohn- und Gewerbebau. Dabei werden bestehende Lösungsportfolios und Kompetenzen auf den Prüfstand gestellt.

2. Steigende und gleichzeitig volatile Energiekosten: Um verschiedene technische Systeme effizient zu steuern, zu nutzen und zu vernetzen und dadurch Energiekosten zu sparen, steigen die Ansprüche an die Schnittstellenkompetenz. Home Energy Management Systeme werden Standard genau wie die sektorenübergreifende Anbindung und Integration der Systeme einzelner Gewerke.

3. Urbanisierung, Veränderung der Arbeitsumgebung und ultramoderne Baumethoden: Stetig zunehmende Urbanisierung und Verschmelzung von Wohn- und Arbeitswelten stellen spezifische Anforderungen an die Lösungen: kompakter, effizienter, smarter. Dies gilt auch für die Bau- und Installationsmethoden, die durch zunehmende Vorfertigung und Modularisierung effizienter werden.

4. Steigende regulatorische Anforderungen (z.B. GEG) und Baustandards: Die in Europa vorherrschenden Heizungstechnologien sind immer noch sehr heterogen: Warmwasser-Flächenheizung in Deutschland vs. Luftheizung in Südeuropa. Dämmstandards sind ebenso verschieden. Produktlösungen und Systemangebote müssen spezifisch auf diese unterschiedlichen Marktgegebenheiten ausgerichtet und die resultierende Portfoliokomplexität effizient gemanagt werden.

5. Technischer und digitaler Fortschritt: Integrierte gewerkübergreifende Planung (BIM) wird weiter an Bedeutung gewinnen. Prozesse werden über den gesamten Lebenszyklus von der Planung bis zum Rückbau hinweg optimiert und die TGA-Systementscheidungen zu Fachplanern und Auftraggebern hin verlagert. Dabei bleiben die Anforderungen an die Systemlösungskompetenz und das Nutzenbündel der Hersteller hoch.

6. Fachkräftemangel: Durch neue SHK-Systeme und die entsprechend zunehmende Bedeutung von Energiemanagement, Stromerzeugung und Speicherung werden traditionelle Anforderungen an das SHK-Fachhandwerk deutlich erweitert und vielseitiger. Bindung und Entwicklung von Mitarbeitern gerade in konjunkturell schwächeren Zeiten wird die Kür.

7. Zunahme an integrierten Lösungen und innovativen Geschäftsmodellen: Waren TGA-Systeme bisher eher unabhängig, werden zukünftig auch hier gewerk- und systemübergreifenden Lösungen sowohl auf Hersteller- als auch auf Fachhandwerkseite entstehen. Sektorübergreifende Beratung, Planung und Ausführung wird zum Standard. Hersteller mit entsprechenden Angeboten, die in ihrer technischen und vertrieblichen Komplexität klar zu verstehen, effizient und smart sind, werden erfolgreich sein. Sie werden sich strategisch weiterentwickeln und neue Serviceformen in der Installation herausbilden. Die sieben genannten Aspekte sind nicht nur eine Herausforderung für die Branche, sondern bieten zugleich auch vielfältige Ansätze, sich zu differenzieren und mit kundenorientierten Lösungen in Produkt, Beratung, Installation und Betrieb zu überzeugen. Wem diese Differenzierung gelingt, wird 2030 den Wettbewerb dominieren.

4 Stoßrichtungen für die strategische Weiterentwicklung

1. Langfristige Vision entwickeln: Wo soll das Unternehmen 2030 stehen, wie sieht das Marktumfeld dann voraussichtlich aus, welche Position will und muss ich im zukünftigen Marktgefüge einnehmen und welche wesentlichen Schritte sind entsprechend einzuleiten und zu verfolgen?

2. Priorisierung der richtigen Wachstumssegmente: In welchen Lösungssegmenten, Systemen oder regionalen Märkten kann zukünftiges qualitatives und quantitatives Wachstum erzielt werden? Welche Kompetenzen und Ressourcen sind dafür organisch oder anorganisch aufzubauen?

3. Konsequente Ausrichtung der eigenen Organisation auf Veränderung, Effizienz und Performance: Die notwendige strategische Weiterentwicklung im sich ändernden Markt stellt große Anforderungen an Effizienz, Transparenz, Steuerung und konsequente Entwicklung der Organisation. Die klar zu definierende Strategie 2030 ist dabei der maßgebliche Leitfaden.

4. Synergien und Wertsteigerung durch M&A: Anorganische Entwicklung zur Erschließung neuer Märkte, Technologien, Lösungen oder Kompetenzen wird bis dato immer noch eher selten aktiv in der Strategie berücksichtigt. Eine klare M&A-Strategie sollte mit Blick auf die Zukunft ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein. ■
Quelle: L.E.K. Consulting / fl

L.E.K. Consulting