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Bauprognose 2022

Bauwirtschaft erwartet 2022 reales Wachstum von 1,5 %

2021 wird der reale Umsatz im Baugewerbe sinken, 2022 ist ein reales Plus von 1,5 % in Sicht.

iloyd – stock.adobe.com

2021 wird der reale Umsatz im Baugewerbe sinken, 2022 ist ein reales Plus von 1,5 % in Sicht.

Wie war das Jahr 2021 auf dem Bau – wie wird 2022? Ein kurzer Blick zurück und ein optimistischer Blick nach vorn der Präsidenten des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes (ZDB) und des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB).

● Mit 143,5 Mrd. Euro erwarten ZDB und HDB für 2021 im Baugewerbe nur einen geringfügigen Umsatzzuwachs von nominal + 0,5 % gegenüber 2020. Real sinkt der Umsatz der Bauwirtschaft angesichts deutlicher Preissteigerungen damit um 6,0 %. Das schwache Ergebnis resultiert insbesondere aus dem Bereich Öffentlicher Bau sowie dem Wirtschaftstiefbau.

● Die allerdings hohen Auftragsbestände lassen Raum für eine Umsatzsteigerung auf 151 Mrd. Euro in 2022, was einer Steigerung um nominal 5,5 % entspricht.

● Bei einer veranschlagten Preisentwicklung für Bauleistungen von jahresdurchschnittlich + 4 % in 2022, bedeutet die Umsatzsteigerung ein reales Wachstum von 1,5 %.

Wohnungsbau

Reinhard Quast, Präsident des ZDB: „Der Wohnungsbau bleibt auch in den ‚Corona-Jahren‘ Stützpfeiler der Baukonjunktur. Ende September 2021 lagen die Auftragsbestände bei fast 13 Mrd. Euro, eine Steigerung zum Vorjahreswert um fast 20 %.“ Und die Nachfrage steigt noch: Bis Ende September wurden 2021 gut 282 000 Wohnungen genehmigt, 5,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum.

Insgesamt gehen die beiden größten Bauverbände davon aus, dass der Umsatz im Wohnungsbau in 2021 etwa 55,4 Mrd. Euro erreichen wird, eine Steigerung gegenüber 2020 um nominal 2 %. Für 2022 rechnen sie mit einem weiteren Wachstum auf 59,3 Mrd. Euro, eine Steigerung um nominal 7 %. Aufgrund der anhaltenden deutlichen Preissteigerungen bei vielen Baumaterialien, die nun zunehmend die künftig abzuwickelnden Aufträge bestimmen, wird der reale Zuwachs allerdings deutlich geringer ausfallen. ZDB und HDB veranschlagen für 2022 eine Preisentwicklung für Bauleistungen von jahresdurchschnittlich 4 %.

HDB-Präsident Peter Hübner erklärt dazu: „Es muss deshalb klar sein, dass neben zusätzlichen, personellen Kapazitäten auch neue, etablierte Konzepte und Methoden, wie das serielle und modulare Bauen, notwendig sein werden.“ Hübner sieht darüber hinaus Handlungsbedarf im Hinblick auf den Wegfall der KfW-55-Förderung, denn die in Planung befindlichen Projekte hätten mit dieser Förderung gerechnet. Der von der Politik angestrebte KfW-40-Standard könne noch nicht der Normalfall im Mietwohnungsbau werden, so Hübner.

Allerdings zeigen Beispielrechnungen, dass die BEG-Zuschüsse für die Umsetzung zukunftsfähiger Gebäudestandards auf Basis einer monoenergetischen Luft/Wasser-Wärmepumpenanlage die höheren Investitionskosten für Technik und Gebäudehülle übersteigen: BEG-Zuschüsse finanzieren energiesparende Gebäude.

Das im Ampel-Koalitionsvertrag formulierte Ziel, in der Legislaturperiode jährlich 400 000 neue Wohnungen zu errichten, halten ZDB und HDB für ambitioniert, da dies einer schlagartigen Erhöhung der jährlichen Baufertigstellungen um ca. 30 % entspricht. Die Verbände rechnen in 2021 mit der Fertigstellung von ca. 310 000 Wohnungen und mit ca. 320 000 fertiggestellten Wohnungen in 2022.

Wirtschaftsbau

Die Nachfrage im Wirtschaftsbau war 2021 ausgesprochen volatil und bleibt mit Blick auf die Frühindikatoren Baugenehmigungen und Auftragseingänge ambivalent. „Wir haben zwar von Januar bis September einen starken Zugang an Ordern (+ 13 %) vor allen Dingen im Hochbau gesehen (+ 18 %), aber die Baugenehmigungen zeigen je nach Gebäudetyp ein sehr differenziertes und von Corona gezeichnetes Bild, so das Fazit der Spitzenverbände.

Erwartungsgemäß lag das Genehmigungsvolumen (bemessen nach Baukosten) bei Handelsgebäuden um 14 % unter dem Vorjahresniveau, wogegen der gestiegene Online-Handel die Nachfrage nach Lagerflächen stützt, sodass das Genehmigungsvolumen des Vorjahres hier erreicht wird. Die Investitionsbereitschaft aus der Industrie in neue Fabrik- und Werkstattgebäude erreicht per September nicht das schwach ausgeprägte Vorjahresniveau. Auch der Hotel- und Gastronomiebereich zeigt wegen der Corona-Einschränkung weniger Investitionsneigung (− 8 %).

Quast: „Darum rechnen wir für 2021 im Wirtschaftsbau mit einem Umsatz von 50,3 Mrd. Euro (+ 1 % nominal). Für 2022 erwarten wir im Wirtschaftsbau einen Umsatz von 53,3 Mrd. Euro (+ 6 % nominal).“ Für das Segment Wirtschaftshochbau wird für 2021 mit einem Umsatz von 28,9 Mrd. Euro (+ 2 % nominal) gerechnet; für 2022 liegt die Prognose bei 30,9 Mrd. Euro (+ 7,0 % nominal).

Steigende Ausgaben für Personal und soziale Aufwendungen haben die Investitionen in Baumaßnahmen der Kommunen eingeschränkt. Der Investitionsstau hat sich bei 150 Mrd. Euro verfestigt. Auch für 2022 gehen die kommunalen Spitzenverbände von einem Rückgang der kommunalen Bauinvestitionen von um fast 9 % aus. Die ZDB/HDB-Prognose geht im gesamten Bereich Öffentlicher Bau im Segment Hochbau für 2022 von einem nominellen Wachstum von 2,0 % auf 8,2 Mrd. Euro aus. Bei der erwarteten Preisentwicklung von + 4 % bedeutet das real einen sinkenden Umsatz.

Klimaschutz im Gebäudesektor: „Wir sind Teil der Lösung“

Hübner stellte auf der gemeinsamen Pressekonferenz zum Jahresabschluss, die Corona-bedingt digital stattfand, fest, dass sich die Bauwirtschaft zu den Klimaschutzzielen im Gebäudebereich bekenne: „Wir sind nicht Teil des Problems, wir sind Teil der Lösung.“ Hübner forderte einen echten „Sanierungsbooster“ und nannte Smart Home, serielle Sanierungen, integrierte Sanierungsfahrpläne und Einzelmaßnahmen aber auch eine Lebenszyklusbetrachtung sowie weitere Digitalisierungsschritte als mögliche Lösungsbausteine der Bauwirtschaft. ■

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