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Dekarbonisierung

2-°C-Klimawandel: 38 Bio. US-Dollar Schäden pro Jahr in 2050

Zu sehen ist zwar insbesondere kondensierender Wasserdampf, die Verdampfung (Schornstein) und die Verdunstung (Kühlturm) wurden aber durch die Verbrennung von Braunkohle mit entsprechenden CO2-Emissionen „angetrieben“.

AxelRedder – stock.adobe.com

Zu sehen ist zwar insbesondere kondensierender Wasserdampf, die Verdampfung (Schornstein) und die Verdunstung (Kühlturm) wurden aber durch die Verbrennung von Braunkohle mit entsprechenden CO2-Emissionen „angetrieben“.

Studie: Der Klima­wan­del wird teure Folgen haben. Auch bei starkem Gegen­steuern muss die Welt­wirt­schaft künf­tig mit er­heb­li­chem Ein­kommens­verlust rech­nen.

Selbst wenn die Treibhausgasemissionen ab sofort drastisch reduziert würden, müsste die Weltwirtschaft aufgrund des Klimawandels bis 2050 bereits mit einem Einkommensverlust von 19 % rechnen. Zu diesem Schluss kommt eine gerade in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie.

Die wirtschaftlichen Schäden sind sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 °C. Auf der Grundlage von empirischen Daten aus mehr als 1600 Regionen der letzten 40 Jahre haben Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) die zukünftigen Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen auf das Wirtschaftswachstum berechnet.

Wetterextreme könnten die Kosten noch erhöhen

Maximilian Kotz, PIK-Forscher und Erstautor der Studie: „Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind. Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschafts-relevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.“

Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 auf weltweit rund 38 Billionen US-Dollar. Kotz: „Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität. Die Berücksichtigung anderer Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnte sie noch weiter erhöhen.“

„Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun“

„Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird, auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten“, sagt PIK-Forscherin Leonie Wenz, die die Studie leitete.

„Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre sind eine Folge unserer bisherigen Emissionen. Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen. Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 % betragen.

Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt.“

Prognostizierte Einkommensveränderungen im Jahr 2049 im Vergleich zu einer Wirtschaft ohne Klimawandel. Die Einkommensveränderungen sind eine Folge der bereits verursachten Emissionen.

Kotz et al., Nature

Prognostizierte Einkommensveränderungen im Jahr 2049 im Vergleich zu einer Wirtschaft ohne Klimawandel. Die Einkommensveränderungen sind eine Folge der bereits verursachten Emissionen.

Veränderungen kleinteiliger als bisher analysiert

Bisherige Prognosen der durch den Klimawandel verursachten globalen wirtschaftlichen Schäden haben sich hauptsächlich auf die Folgen des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur auf Länderebene fokussiert und lange Zeiträume betrachtet. In der vorliegenden Studie nutzte das Forschungsteam hingegen neueste empirische Erkenntnisse darüber, wie Wetterextreme und -änderungen das Wirtschaftswachstum in mehr als 1600 subnationalen Regionen weltweit in den letzten 40 Jahren beeinflusst haben.

Auf diese Weise konnten die Forschenden die durch Temperatur- und Niederschlagsveränderungen zu erwartenden zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich sehr detailliert beziffern. Zudem berücksichtigten sie, wie lange sich die Klimafolgen in der Vergangenheit auf die Wirtschaft ausgewirkt haben. Indem sie sich dann auf die nächsten 26 Jahre konzentrierten, konnten sie Unsicherheiten reduzieren, die mit langfristigen Projektionen verbunden sind. Dafür kombinierte das Team die empirischen Ergebnisse mit Simulationen von 21 Klimamodellen der neusten Generation.

„Erhebliche Ungleichheit der Klimafolgen“

Anders Levermann, Leiter der Forschungsabteilung Komplexitätsforschung am PIK und Autor der Studie: „Unsere Studie verdeutlicht die erhebliche Ungleichheit der Klimafolgen: Zwar stellen wir fast überall Auswirkungen fest, insgesamt das 80-fache des derzeitigen Bundeshaushalts, aber die tropischen Länder sind am meisten betroffen. Weil es dort bereits wärmer ist, schlägt dort der Klimawandel am heftigsten zu.

Die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 % höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen und 40 % höher als in den Ländern mit höheren Emissionen. Sie verfügen auch über die geringsten Ressourcen, um sich an die Klimafolgen anzupassen.

Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Klimawandel zu katastrophalen Folgen führen. Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert werden, wenn wir aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen.“ ■
Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Corinna Bertz / jv

Originalpublikation: Maximilian Kotz, Anders Levermann, Leonie Wenz (2024): The economic commitment of climate change. Nature. [DOI: 10.1038/s41586-024-07219-0] www.nature.com/articles/s41586-024-07219-0

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