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Erneuerbare Energien haben im 1. Halbjahr 2025 rund 54 % des Bruttoinlandsstromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Insgesamt erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis Juni 2025 rund 141 TWh (Mrd. kWh) Strom, etwa 5,4 % weniger als im Vorjahreszeitraum (2024: 149 TWh). Die Ursachen für den Rückgang sind witterungsbedingt: Vor allem aufgrund des im historischen Vergleich außerordentlich windschwachen 1. Quartal 2025 ist die Stromerzeugung aus Windenergie im ersten Halbjahr zurückgegangen ist. Dies gilt sowohl für die Windkraft an Land als auch auf See.
Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank um 17 % und durch Windenergie an Land um 18 %. Insgesamt wurden durch Windkraftanlagen im 1. Halbjahr 2025 rund 61 TWh Strom (2024: 74 TWh) erzeugt, gut 13 TWh weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit deckten sie knapp 23,4 % des deutschen Bruttostromverbrauchs. Im 1. Halbjahr 2025 wurden Windenergieanlagen an Land mit einer Leistung von 2,1 GW zugebaut, zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr waren es lediglich 1,4 GW. Damit hat sich der Zubau deutlich beschleunigt. Dies zeigt auch die Publikation Spotlight Erneuerbare Energien. Bei durchschnittlichen Witterungsbedingungen wäre die Stromerzeugung aus Wind somit gestiegen.
Die seit Februar 2025 deutlich zu geringen Niederschläge sorgten auch bei der Wasserkraft für einen größeren Rückgang im Vergleich zum Vorjahr: sie trug in den vergangenen Monaten mit 8,1 TWh (2024: 11,4 TWh) Strom zur Stromerzeugung bei. Damit lag die Wasserkraft auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren. Unter anderem minderte fehlendes Schmelzwasser im Frühjahr das Potenzial der Wasserkraft.
Positiv hervorzuheben ist, dass insbesondere Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt gut 47 TWh deutlich mehr Strom als im Vorjahr produzierten – auch dank des Rekordzubaus im Jahr 2024. Im Juni 2025 stammten nach vorläufigen Berechnungen zum allerersten Mal innerhalb eines Monats mehr als 12 TWh Strom aus Photovoltaik-Anlagen. Insgesamt legte die Stromerzeugung aus Photovoltaik um 23 % zu. Jeder Monat im Jahr 2025 hatte bisher eine deutlich höhere PV-Erzeugung als der jeweilige Vorjahresmonat.
Die Erzeugungszahlen im Einzelnen
Im 1. Halbjahr 2025 lag die Bruttostromerzeugung bei 251,2 TWh. Mit −0,2 Prozent erreichten die Erneuerbaren fast das Niveau des Vorjahreszeitraums (2024: 251,8 TWh). Dem stand ein Stromverbrauch von 258,6 TWh gegenüber (2024: 260,4 TWh). Insgesamt wurden rund 141 TWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (2024: 141 TWh). Davon stammten rund
● 49 TWh aus Wind an Land,
● 12 TWh aus Wind auf See,
● 47 TWh aus Photovoltaik,
● 25 TWh aus Biomasse und Siedlungsabfällen und
● 8 TWh aus Wasserkraft.
Aus konventionellen Energieträgern wurden 110 TWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 103 TWh.
Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten
Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im 1. Halbjahr 2025 beträgt 54 %. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.
Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil erneuerbarer Energien im 1. Halbjahr 2025 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 56 %.

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Exkurs
Die Summe aus Nettostromerzeugung und Stromimporten ergibt das Stromaufkommen. Abzüglich der Stromexporte und des Pumpstromverbrauchs für Pumpspeicherkraftwerke erhält man den Bruttostromverbrauch. Werden hiervon noch die im Stromnetz anfallenden Übertragungsverluste (Leitungsverluste, Verluste im Umspannwerk etc.) abgezogen erhält man den Nettostromverbrauch (auch Endenergieverbrauch). Die Nettostromerzeugung errechnet sich aus der Bruttostromerzeugung („Generatorklemme“) abzüglich Kraftwerkseigenverbrauch.
„Investitionen in H2-ready- und Gas-Kraftwerke erforderlich“
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Strom aus Erneuerbaren ist die Grundlage unserer Versorgung. Damit dieser effizient genutzt werden kann, muss er gut in den Markt eingebunden werden. Dafür ist es wichtig, dass Stromerzeugung, Netze und Verbrauch systemisch zusammengedacht und konsequent Flexibilitätsoptionen gehoben werden. Da sie wetterbedingten Schwankungen unterliegen und mit Blick auf zukünftig planmäßig aus dem Markt gehende Kohlekraftwerke brauchen wir darüber hinaus dringend die Grundlage, auf der die Unternehmen entsprechende Entscheidungen für die erforderlichen Investitionen in H2-ready- und Gas-Kraftwerke treffen können. Mit deren gesicherter Leistung sowie Speichern ist eine stabile Stromversorgung möglich.
Wir brauchen dazu jetzt die Ausschreibungen, langfristig attraktive Rahmenbedingungen für KWK-Investitionen und einen integrierten Kapazitätsmarkt, der Investitions- und Planungssicherheit schafft. Trotz des Umbaus auf ein klimaneutrales Energiesystem möchten wir das hohe Niveau der Versorgungssicherheit halten, das unseren Wirtschaftsstandort immer ausgemacht hat. Im Strombereich ist der notwendige Ausbau regelbarer vorzugsweise wasserstofffähiger Kraftwerkskapazitäten als Partner für die Erneuerbaren Energien daher ebenso unverzichtbar wie der Aufbau von mehr Speichern.“
„Benötigen Planungsverlässlichkeit“

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Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW): „Dass die erneuerbaren Energien längst die tragende Säule der Stromversorgung in Europas wichtigstem Industrieland sind, zeigen die Zahlen eindrücklich – trotz der witterungsbedingten Schwankungen.
Um aber die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern und über die im Green Deal Industrial Plan angelegten Maßnahmen mit einer schnellen Umsetzung von klimaneutralen Technologien, Produkten und Services gezielt Vorteile im internationalen Wettbewerb zu generieren, benötigen wir Planungsverlässlichkeit: bezüglich des konsequenten weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien, der Energieinfrastrukturen, der Speicherkapazitäten und des Aufbaus einer grünen Wasserstoffwirtschaft.
Deshalb sollte sich Deutschland im eigenen Interesse auch für die Verankerung des von der EU-Kommission vorgeschlagenen Klimaziels für 2040 von minus 90 % Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 im Europäischen Klimagesetz stark machen.“ ■
Quellen: BDEW, ZSW / jv
Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten
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