Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Dezentrale Energiewende

Wie Unternehmen von E-Autos und PV-Anlagen profitieren

Bild 1 An den eigenen Stromverbrauch angepasste Photovoltaik-Anlagen rechnen sich für alle Unternehmensgrößen schon vor der Hälfte der typischen Nutzungszeit.

Gina Sanders – stock.adobe.com

Bild 1 An den eigenen Stromverbrauch angepasste Photovoltaik-Anlagen rechnen sich für alle Unternehmensgrößen schon vor der Hälfte der typischen Nutzungszeit.

Energiewende im Unter­nehmen zahlt sich aus: Das ist das Ergeb­nis einer Berech­nung auf Basis realen Strom­ver­brauchs­daten von drei typischen Unternehmens­größen und -branchen.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Vom kleinen Unternehmen bis zum großen Mittelständler: Können sie eine nach dem Strombedarf ausgelegte Photovoltaik-Anlage installieren, erwirtschaftet diese die Investitionskosten innerhalb von etwa 7 Jahren über den geringeren Netzbezug.
■ Für die Unternehmen zahlt sich, mit zunehmender Unternehmensgröße schneller, auch der Umstieg auf Elektro-Autos im Fuhrpark aus. Der finanzielle Vorteil ist deutlich geringer als bei der Installation einer Photovoltaik-Anlage.
 

„Die Investition in Photovoltaik und Elektromobilität lohnt sich sowohl finanziell als auch mit Blick auf die CO2-Einsparung. Die Amortisationszeiten von durchschnittlich 7 Jahren für Photovoltaik-Anlagen und 3 Jahren für E-Mobilität machen deutlich, dass die Betriebe erheblich Kosten sparen können – so stärken sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und senden ein klares Signal für nachhaltiges Wirtschaften“, sagt Filip Thon, CEO von E.on Energie Deutschland, anlässlich von seinem Unternehmen vorgelegten Musterrechnungen.

Für die Berechnung haben die E.on-Datenexperten beispielhafte Unternehmen unterschiedlicher Größe aus den Branchen Einzelhandel, Chemie und Medizintechnik betrachtet. Für alle drei Unternehmenstypen wurden individuell passende Energielösungen aus den Bereichen Photovoltaik sowie E-Mobilität entwickelt und ihre Einsparungen ermittelt.

Um besonders realitätsnahe Ergebnisse zu erhalten, liegen den Berechnungen reale Lastgänge der jeweiligen Wirtschaftszweige sowie entsprechende Werte zu Solarertrag und Flottenverbrauch zugrunde. Ergänzt wurden sie mit Daten des Kraftfahrtbundesamtes und der EU-Kommission. Das höchste Potenzial für Einsparungen, sowohl emissionsbezogen als auch finanziell, haben große Mittelständler. Aber auch mittlere und kleine Unternehmen können ihre Kosten signifikant senken.

Musterfall großer Mittelständler

Für große Mittelständler rechnen sich Energiewende-Investitionen schnell: Das zeigt das konzipierte Fallbeispiel aus der Medizintechnik-Branche, das exemplarisch für viele Betriebe dieser Größe steht. Demnach kann dieser Unternehmenstyp mit ca. 200 Mitarbeitenden über einen Zeitraum 20 Jahren durchschnittlich 99.000 Euro/a mit einer Solaranlage sparen – bei einer Amortisationszeit von etwas mehr als 7 Jahren.

Ein zentraler Faktor: Die Leistung der Solaranlage von 749 kWp ist an den Stromverbrauch angepasst. Der auf dem 6000 m2 großen Dach produzierte Solarstrom kann zu 88 % selbst verbraucht werden. Das Unternehmen kann zusätzlich von Einnahmen aus dem eingespeisten Strom profitieren.

Bei der Elektrifizierung des Fuhrparks beschleunigt die Flottengröße die Amortisation: Die Umstellung auf E-Mobilität, inklusive Anschaffung der Ladeinfrastruktur, Kosten für Ladestrom und Leasing von Elektroautos zahlt sich bei einem Fuhrpark mit 20 Elektro-Pkw im Vergleich zu Pkw mit Verbrennungsmotor schon nach einem Jahr aus. Die durchschnittlichen Kosteneinsparungen durch die Elektrifizierung der Flotte kann sich sehen lassen: Für einen großen Mittelständler sind hier über einen Zeitraum von 10 Jahren durchschnittlich über 12.000 Euro/a zu erwarten.

Bild 2 So lohnen sich E-Mobilität und Solarenergie für Unternehmen.

E.ON Energie Deutschland

Bild 2 So lohnen sich E-Mobilität und Solarenergie für Unternehmen.

Musterfall mittelgroßes Unternehmen

Die E.on-Analyse zeigt, dass auch mittlere Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern, beispielsweise aus der Chemiebranche, von Investitionen in Photovoltaik und E-Mobilität profitieren. Mit einer Solaranlage sind pro Jahr im Durchschnitt Kosteneinsparungen in Höhe von nahezu 43.000 Euro/a möglich. Die Anschaffung einer Solaranlage amortisiert sich bei dieser Unternehmensgröße bereits nach 6 Jahren und 9 Monaten. Auch hier ist der zentrale Schlüssel ein hoher Eigenverbrauch – er liegt im angelegten Case mit einer 300 kWp-Solaranlage bei nahezu 70 %.

Noch schneller als die Investitionen in die Solarlösung haben mittlere Unternehmen ihren Umstieg auf E-Mobilität wieder in der Kasse: Die Anschaffung einer Ladesäule mit zwei Ladepunkten für einen kleineren Fuhrpark von 5 Elektro-Pkw rechnet sich nach 2 Jahren. Hauptgrund sind die geringeren Stromkosten im Vergleich zu Ausgaben für Kraftstoff. Angenommen wurde, dass die Fahrzeuge zu einem Großteil (80 %) im Betrieb geladen werden. Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor geben Unternehmen damit lediglich die Hälfte für Antriebskosten aus und sparen so (abzüglich der Ausgaben für Fahrzeugleasing) über 2500 Euro/a.

Musterfall kleines Unternehmen

Und wie sieht es aus mit Investitionen von kleinen Einzelhandelsunternehmen, beispielsweise der hier betrachteten Apotheke aus? Auch hier wirken sich Investitionen in Photovoltaik und E-Mobilität finanziell positiv aus: Die Amortisationszeit einer kleineren PV-Anlage von 23 kWp auf einer angenommenen Dachfläche von 130 m3 beträgt im Beispielfall lediglich 7,5 Jahre. Im Vergleich zum Netzstrombezug sind so schon bei dieser Unternehmensgröße Einsparungen von knapp 2700 Euro/a möglich.

Im Bereich E-Mobilität zeigt sich ein anderes Bild: Die Investition in eine Ladestation bzw. Wallbox mit einem Ladepunkt für zwei E-Pkw, die zum Beispiel für die Auslieferung von Medikamenten an Kunden eingesetzt werden, amortisiert sich – vor allem aufgrund höherem Anteil der Leasingkosten – erst nach knapp 6,5 Jahren. Auch die Kosteneinsparungen sind hier etwas geringer: Rund 270 Euro/a lassen sich beim Umstieg auf E-Mobilität einsparen. Das zeigt, dass insbesondere für kleinere Unternehmen Förderprogramme einen besonderen Anreiz zur Umstellung auf nachhaltige Mobilität liefern können.

So wurde gerechnet

Für die Berechnungen wurden Beispiele reale Lastgänge, Strompreise inklusive Steuern, Abgaben und Umlagen der jeweiligen Wirtschaftszweige und Unternehmensgrößen herangezogen. Der Solarertrag ist auf Basis von Modelldaten der EU-Kommission berechnet. Für die Unternehmen wurden beispielhafte Modulneigung, -ausrichtung und -aufständerung angenommen. Die Einspeisevergütung und Marktprämie wurden mit Daten der Bundesnetzagentur berechnet. Die angenommenen Kosten für die Anschaffung und Montage der Solaranlage basieren auf marktüblichen Preisen. Für die Investitionen in Photovoltaik wurde ein Betrachtungszeitraum von 20 Jahren gewählt.

Für den E-Autoverbrauch wurden 21 kWh pro 100 km und für die Batteriegröße 70 kWh gemäß E.on-Auswertungen von ADAC-Daten verwendet. Für den Kraftstoffverbrauch wurden 7,5 l pro 100 km gemäß Statista-Daten angenommen. Für zurückgelegte Kilometer wurden für das kleine Unternehmen (Apotheke) Werte einer Analyse von Apotheke & Wirtschaft herangezogen sowie für das mittelgroße und große Unternehmen die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Pkw in Deutschland gemäß Kraftfahrtbundesamt. Als Szenarien für das Ladeverhalten wurde angenommen: Apotheke 100 % im Betrieb; mittelgroßes Unternehmen und großer Mittelständler 80 % im Betrieb und 20 % unterwegs. Für Leasingraten wurden Daten von Leasingmarkt.de angesetzt. Die Anzahl der Pkw je Unternehmen basiert auf einer Studie der KfW Bankengruppe, die Anzahl der Ladepunkte auf einer E.on-internen Analyse. Die Kosten für die Installation sowie die Anschaffung der Ladelösung basieren auf E.on-Preisen. Für die Investitionen in E-Mobilität wurde ein Betrachtungszeitraum von zehn Jahren gewählt.

Die CO2-Einsparung des Fuhrparks wurde auf Basis der angelegten Jahresfahrleistung sowie den jährlichen Verbräuchen von E-Auto und Verbrenner-Pkw anhand Daten des ADAC ermittelt. Enthalten sind hier neben den Emissionen für Fahrten auch jene für Fahrzeugproduktion und -wartung. Die Einsparungen im Bereich Photovoltaik basieren auf der Stromkennzeichnung gemäß § 42 EnWG.

Elektrifizierung senkt den CO2-Ausstoß

Auch mit Blick auf die Verringerung des CO2-Ausstoßes sind Photovoltaik-Anlagen und E-Mobilität für Unternehmen jeder Größe ein wichtiger Hebel. Denn so können sie ihre Emissionen senken, mittels ESG-Ratings ihre Kreditwürdigkeit stärken und Kunden sowie Mitarbeitenden ein klares Signal zur nachhaltigen Unternehmensausrichtung senden.

Bild 3 Der Umstieg auf Elektroautos lohnt sich für Unternehmen insbesondere bei einem hohen Anteil der Ladevorgänge an der firmeneigenen Ladestation – oder künftig vielleicht auch unterwegs mit einem „mobilen“ Stromvertrag  …

Detlef Dähne – stock.adobe.com

Bild 3 Der Umstieg auf Elektroautos lohnt sich für Unternehmen insbesondere bei einem hohen Anteil der Ladevorgänge an der firmeneigenen Ladestation – oder künftig vielleicht auch unterwegs mit einem „mobilen“ Stromvertrag  …

Aufgrund des höheren Energiebedarfs wirken sich die Maßnahmen in absoluten Zahlen am stärksten bei großen Mittelständlern aus: Sie können bei optimaler Planung die unternehmenseigene Klimabilanz um 250 t/a an CO2-Emissionen entlasten, das entspricht der jährlichen Kompensation von 10.300 Bäumen. Mittlere Unternehmen können ihre Emissionen potenziell um mehr als 106 t/a senken. Auch für kleine Unternehmen macht die Umstellung einen Unterschied von 9,5 t/a.

Einsparpotenzial Flexibilisierung

Weitere Einsparmöglichkeiten für Unternehmen bieten die wachsenden Möglichkeiten zur Flexibilisierung von Stromverbräuchen, also die gezielte (strategische) Verschiebung von Lasten in Zeiten mit besonders hoher Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bzw. geringerer Nachfrage und damit günstigeren Strompreisen. Aufgrund der vergleichsweise hohen Energiemengen können Unternehmen perspektivisch besonders von den Vorteilen dieser Flexibilität profitieren – und gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag für ein stabiles Stromnetz leisten. Denn neben klassischen steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie E-Autos, Wärmepumpe und Batteriespeicher kommen in produzierenden Unternehmen auch Kühl- und Wärmeanlagen zum Einsatz, die ebenfalls smart optimiert werden können. www.eon.de

Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Elektrifizierung

Mit dem eigenen Stromvertrag bundesweit laden

Das vom Fraunhofer IAO koordinierte Forschungsprojekt BANULA hat Anfang Mai 2025 einen Meilenstein vermeldet: Erstmals ist es möglich, den eigenen Stromvertrag bundesweit an öffentliche Ladesäulen mitzubringen – einschließlich selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom. Nach erfolgreicher Pilotierung in der Regelzone von TransnetBW wurde das Durchleitungsmodell nun in der Amprion-Regelzone umgesetzt und somit die bundesweite Anwendbarkeit demonstriert.

Ziel von BANULA (BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen) ist es, das Laden von Elektrofahrzeugen deutschlandweit komfortabler und nutzerzentrierter zu gestalten. Durch das neuartige Abrechnungsmodell können E-Autofahrer ihr Fahrzeug an ausgewählten Standorten zu den Konditionen ihres bestehenden Stromvertrags laden – ein entscheidender Unterschied zum klassischen Roaming, dass lediglich Zugang zum Ladepunkt, jedoch keine Vertragsmitnahme bietet.

Der neue öffentliche Standort in der Amprion-Regelzone befindet sich auf dem Firmengelände von OLI Systems in Harthausen. Die Ladesäule vom Typ connect.public wurde vom assoziierten Projektpartner Amperfied, Tochtergesellschaft der Heidelberger Druckmaschinen AG, errichtet. „Mit dem Durchleitungsmodell holen wir die Stromwahlfreiheit ins Zeitalter der Elektromobilität: Nutzer können ihren Fahrstromtarif selbst bestimmen – unabhängig vom Standort und mit voller Transparenz über Preis und Herkunft. Das stärkt nicht nur die Kundenbindung, sondern wirkt auch einer regionalen Monopolisierung entgegen“, so Dr. Ole Langniß, Geschäftsführer der OLI Systems GmbH.

An einer öffentlichen Ladestation am Standort von OLI Systems in Harthausen können Nutzer mit BANULA und dem Durchleitungsmodell ihren eigenen Ladestrom nutzen.

OLI Systems GmbH

An einer öffentlichen Ladestation am Standort von OLI Systems in Harthausen können Nutzer mit BANULA und dem Durchleitungsmodell ihren eigenen Ladestrom nutzen.

Eine Regelzone bezeichnet ein geografisch abgegrenztes Netzgebiet, für das ein Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) zuständig ist. Aufgabe des ÜNB ist es, Hoch- und Höchstspannungsnetze in seiner Regelzone zu betreiben sowie die Netzsicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Deutschland ist in vier Regelzonen unterteilt, die von den ÜNBs TenneT TSO, 50 Hertz Transmission, Amprion und Transnet BW verwaltet werden.

Ein zentrales Element des Projekts ist das von der Bundesnetzagentur definierte Konzept der Virtuellen Bilanzierungsgebiete. OLI Systems betreibt im Auftrag des Projekts solche Bilanzierungsgebiete in drei der vier deutschen Regelzonen. Ladeinfrastrukturanbieter können damit unkompliziert Teil des BANULA-Ökosystems werden und das Durchleitungsmodell als zusätzliche Abrechnungsoption integrieren. www.banula.de

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ TGA+E-ePaper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus TGA: Sonderhefte (PDF)
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen