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Energieträger

Höhere Abschläge für Erdgas: Das dicke Ende kommt erst noch

brozova – stock.adobe.com

Die Beschaffungskosten für Erdgas befinden sich auf Rekordhöhe. Bei den Verbrauchern kommen die hohen Gaspreise aber nur verzögert an. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag von Verivox.

Bei der repräsentativen Umfrage im Auftrag von Verivox im Juni 2022 hatte erst jeder dritte mit Erdgas beheizte Haushalt (33 %) eine Jahresabrechnung erhalten. Über die Hälfte davon musste eine Nachzahlung leisten. Diese fiel mit durchschnittlich 227 Euro moderat aus. Bei knapp einem Drittel (31 %) lag die Höhe der Nachzahlung unter 100 Euro, bei 37 % zwischen 100 und 300 Euro. 32 % der Befragten mussten mehr als 300 Euro nachzahlen.

Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Die Gaspreise sind in den vergangenen zwöl Monaten um durchschnittlich 111 % gestiegen. Doch die Preissteigerungen kommen bei den Verbrauchern erst zeitverzögert an. Erst im nächsten und übernächsten Jahr werden sich die aktuellen Preissteigerungen dann bei allen Haushalten bemerkbar machen. Deshalb sollten Verbraucher jetzt möglichst Geld zurücklegen oder prüfen, ob höhere Abschläge sinnvoll sind.“

Abschläge steigen um 52 %

Mehr als die Hälfte (58 %) derjenigen, die bisher keine Jahresendabrechnung erhalten haben, legt Geld für eine mögliche Nachzahlung beiseite – durchschnittlich 347 Euro. Fast jeder dritte Haushalt (30 %) sorgt allerdings nicht für eine kommende Nachzahlung vor. 12 % der Befragten sind sich in dieser Frage unsicher.

Die Abschläge für das neue Vertragsjahr steigen derweil stark an. Die monatlichen Abschlagszahlungen der Befragten erhöhen sich um durchschnittlich 52 % von 100 auf 152 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 52 Euro/Monat und 624 Euro/a.

Schon jetzt machen sich die hohen Energiepreise bei einer großen Mehrheit (83 %) der Befragten im Portemonnaie bemerkbar. Bei fast jedem zweiten (47 %) Haushalt ist das Budget so stark belastet, dass an anderer Stelle Geld eingespart werden muss. Nur 6 % der Befragten machen die hohen Energiekosten finanziell nichts aus. Weitere 11 % können die Mehrkosten noch nicht abschätzen.

Methodik
Im Auftrag von Verivox hat das Marktforschungsinstitut Innofact im Juni 2022 insgesamt 1006 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren online befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.

Habeck: „Es kommen noch enorme Preiserhöhungen“

Die vorgenannten Mehrkosten und Preissteigerungen sind eventuell erst ein Vorgeschmack. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat zuletzt mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Verbraucher, insbesondere die Erdgaskunden, auf deutlich steigende Energiepreise einstellen müssen: „Es kommen noch enorme Preiserhöhungen auf uns zu.“

Um die Kosten gerecht aufzuteilen, plant die Bundesregierung eine Umlage, die alle Gaskunden gleichmäßig belasten soll. Die Umlage soll die Kosten verteilen, die durch die geringeren Gaslieferungen aus Russland entstehen, weil manche Unternehmen zum Erfüllen ihrer eigenen Lieferverpflichtungen nun stärker Erdgas aus anderen Quellen beschaffen müssen. Die Großhandelspreise liegen zurzeit mehr als doppelt so hoch wie der durchschnittliche Anteil für „Beschaffung und Vertrieb“ beim durchschnittlichen Erdgaspreis für Haushaltskunden. Dazu kommen dann noch „Netzentgelt inkl. Messung und Messstellenbetrieb“, „Konzessionsabgabe“, „Erdgassteuer“, „CO2-Bepreisung“ und die „Mehrwertsteuer“.

Zugleich weist die Bundesregierung darauf hin, dass Deutschland die Sicherstellung der Energieversorgung noch ein Thema mehrerer Jahre sein wird. Umsonst wird dies nicht zu haben sein. ■
Quelle: Verivox / jv

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