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Klimaziele

BMWi plant 2030 mit 6 Mio. Heizungs-Wärmepumpen

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat am 13. Juli 2021 eine erste Neuschätzung zum Stromverbrauch in 2030 vorgestellt: Er wird deutlich steigen. Auch aufgrund eines kräftigen Zubaus an Wärmepumpen.

Die Kritik wurde immer lauter, Vize-Kanzler Olaf Scholz hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Vorwahlkampf sogar mehrfach der „Stromlüge“ bezichtigt: „CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier glaubt, dass der Stromverbrauch bis 2030 konstant bleibt – obwohl es deutlich mehr E-Autos geben wird, mehr elektrisch betriebene Wärmepumpen und natürlich auch die Industrie einen deutlich höheren Bedarf haben wird, weil sie viel mehr mit Strom statt mit fossiler Energie arbeiten wird. Insgesamt gehe es um rund 100 TWh Strom zusätzlich. Wer also behauptet, dass der Stromverbrauch bis 2030 gleichbleibt, belügt sich selbst und das Land.“

Zwischenzeitlich hatte Altmaier eingeräumt, dass sein Ressort bisher unterschätzt habe, wie stark der Strombedarf in Deutschland im Zuge der Energiewende und angesichts höherer Klimaziele steigen werde und eine neue Analyse angekündigt.

Neuberechnung soll im Herbst 2021 vorliegen

Mit der ausführlichen Neuberechnung des Stromverbrauchs 2030 hat das BMWi die Prognos AG beauftragt. Eine ausführliche Untersuchung kann das Wirtschaftsforschungsunternehmen zwar erst im Herbst 2021 vorlegen. Erste Zahlen hat Altmaier aber schon am 13. Juli 2021 vorgestellt:

„Die Neufassung des Klimaschutzgesetzes und unsere neuen ambitionierten Klimaziele, die Bundestag und Bundesrat Ende Juni 2021 verabschiedet haben, erfordern eine Anpassung unserer Analysen zum Stromverbrauch 2030. Erste Abschätzungen legen wir heute vor. Denn klar ist: Perspektivisch wird unsere Energieversorgung im Kern auf zwei Energieträgern beruhen: auf Strom aus erneuerbaren Energien und auf Wasserstoff, der aus erneuerbar hergestelltem Strom erzeugt wird.“

Die erste Abschätzungen des Stromverbrauchs 2030 der Prognos AG im Auftrag des BMWi kommt für das Jahr 2030 auf einen Stromverbrauch zwischen 645 und 665 TWh; der Mittelwert der Prognose liegt bei 655 TWh. Unterstellt werden dabei u. a. 14 Mio. Elektro-Pkw, 6 Mio. Wärmepumpen und 30 TWh Strom für grünen Wasserstoff. Die letzte im März 2020 für das BMWi erstellte Prognose schätzte den Stromverbrauch 2030 auf 580 TWh.

Eine realistische Abschätzung ist schon deshalb wichtig, weil eines der Klimaziele für 2030 ein 65-%-Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ist. Denn der EE-Zubau unterscheidet sich gewaltig, ob sich 65 % Ökostrom auf 580 TWh/a, auf 655 TWh/a oder auf 700 TWh/a (Abschätzung des BDEW) oder sogar auf 745 TWh/a (Prognose des BEE) beziehen.

Im Vor-Corona-Jahr 2019 betrug der Stromverbrauch 567,6 TWh, im Jahr 2020 fiel er auf 545,3 TWh.

6 Mio. Wärmepumpen bis 2030

Bemerkenswert an den Eckdaten ist, dass die Bundesregierung für 2030 in der Nationalen Wasserstoffstrategie bisher nur von einem Strombedarf von bis zu 20 TWh im Jahr 2030 ausgeht. Die Prognos-Abschätzung nimmt also auch hier eine Kurskorrektur vorweg.

Dass eine erfolgreiche Energiewende bis 2030 einen kräftigen Zubau an Wärmepumpen zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors erfordert, ist außerhalb der Gas-Wirtschaft unumstritten. Die politische Vorbereitung des Stromsektors auf einen Bestand von 6 Mio. Wärmepumpen in 2030 gab es allerdings bisher nicht.

Im April 2021 hatte der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) mit der Roadmap für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors notwendige Ausbauziele für Wärmepumpen, die sich an den aktuellen Klimastudien orientieren, aufgezeigt: 3 Mio. installierte Geräte bis 2025 und 6 Mio. bis 2030. Ende 2020 gab es einen Bestand von knapp über 1 Mio. Heizungswärmepumpen. Der Zubau in 2020 machte durch die attraktive Zuschussförderung im Marktanreizprogramm (Anfang 2021 durch die Bundesförderung für Effiziente Gebäude abgelöst) einen Sprung auf 120 000 Heizungswärmepumpen: 2020: 40 % mehr Heizungs-Wärmepumpen verkauft.

Was 6 Mio. Wärmepumpen in 2030 für die TGA/SHK-Branche bedeuten

Für einen Bestand von 6 Mio. Heizungs-Wärmepumpen Ende 2030 müssten in den nächsten 10 Jahren inklusive 2021 durchschnittlich 500 000 Heizungs-Wärmepumpen pro Jahr zugebaut werden.

Der Sprung auf diese Ebene ist unrealistisch. Nimmt man einen gleichmäßigen Hochlauf an, wäre eine Absatzsteigerung von 19,7 %/a erforderlich, im Jahr 2030 müssten dann 994 000 Heizungs-Wärmepumpen installiert werden. Zum Vergleich: 2020 wurden in Deutschland insgesamt 842 000 Wärmeerzeuger verkauft.

Um Ende 2025 einen Bestand von 3 Mio. Heizungs-Wärmepumpen zu erreichen, wären eine Absatzsteigerung von 24,6 %/a mit einem Zubau von 593 000 Wärmepumpen in 2025 erforderlich. Um dann einen Bestand von 6 Mio. Ende 2030 zu erreichen, würde ab 2026 eine Absatzsteigerung von 14,9 %/a ausreichen, der Zubau in 2030 würde damit bei 780 000 Heizungs-Wärmepumpen liegen.

Die Zahlen verdeutlichen, dass dies den Wärmeerzeugermarkt nicht erst um 2025 bis 2030, sondern schnell und dauerhaft verändern wird / würde – eigentlich: sofort verändern muss. ■

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Der Artikel gehört zur TGA-Themenseite TGA-Marktdaten

Siehe auch:
BDEW: Stromverbrauch steigt bis 2030 auf 700 TWh/a
2021-1.Hj: 43 % vom Stromverbrauch aus Erneuerbaren
BDEW fordert Photovoltaik-Boom mit 150 GW bis 2030