Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Für alle Unternehmen, auch aus dem gesamten Umfeld Gebäudetechnik, wird die Nutzung von KI zunehmend zu einer Frage der Wettbewerbsfähigkeit.
■ Zahlreiche Anwendungen zur Bewältigung des unter Fachkräftemangel leidenden Büroalltags sind längst im Alltag angekommen.
■ Wer frühzeitig handelt kann seine Wettbewerbsfähigkeit durch Optimierung der Arbeitsprozesse steigern und den Zeiteinsatz für kreative Tätigkeiten bei der Fachplanung erhöhen.

Kryuchka Yaroslav – stock.adobe.com
Wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) helfen wird, dem Fachkräftemangel zu begegnen und warum der Beruf des Bäckers ausstirbt. Diesen Fragen wurde auf dem 10. Hekatron Partnerforum mit rund 100 Facherrichtern Mitte Mai 2025 in Nauen nachgegangen. Hekatron Brandschutz gab zudem Einblicke in das neue strategische Geschäftsfeld Digitale Applikationen und Dienstleistungen.
Mit Künstlicher Intelligenz (KI) dem Fachkräftemangel begegnen: Diesem roten Faden folgten die Fachvorträge des 10. Hekatron Partnerforums. „Die Frage ist nicht, ob KI unseren Alltag verändern wird – sondern wie wir KI verwenden, um die Zukunft unserer Branche gemeinsam zu gestalten“, unterstrich Petra Riesterer, Geschäftsführerin Hekatron Brandschutz. „Neue Technologien und digitale Lösungen können Errichter dabei unterstützen, begrenzte personelle Ressourcen effizienter zu nutzen.“
Diese Feststellung wurde von Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen (IBE) aufgegriffen. „Zahlen und Daten sind das Fundament, auf dem wir die Veränderungen in der Arbeitswelt sichtbar machen und greifbar erklären können“, machte die Expertin deutlich. „Ohne sie bleiben Diskussionen über den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel, die digitale Transformation oder den Klimawandel im Kontext der ökologischen Transformation abstrakt.“
Mit konkreten Daten zur Entwicklung der Erwerbsbevölkerung oder zu den Erwartungen verschiedener Generationen können Unternehmen und Gesellschaft gezielt handeln. Mit den Babyboomern verlassen in den nächsten 10 Jahren rund 13 Mio. Arbeitnehmer das Berufsleben, gleichzeitig rücken nur rund 6 Mio. Nachwuchskräfte nach h. Unternehmen können selbst bei idealen Rekrutierungsbemühungen nicht mehr alle Arbeitsplätze besetzen.
Dem Arbeitskräftemangel begegnen
Was tun? Das Arbeitskräftepotenzial (siehe Info-Kasten) wird von den zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen, der Arbeitszeit und der Produktivität beeinflusst. Rückläufige Erwerbspersonenanzahl und Diskussionen um Arbeitszeit lenken den Blick auf die Erhöhung der Produktivität, die aus Qualifikation, Motivation, Technik und Organisation gebildet wird.
Hier kommen Digitalisierung und KI ins Spiel. Die anstehenden Veränderungen des Arbeitsalltags hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit untersucht und dazu den Job-Futuromat entwickelt. Für 4000 Berufe gibt er Arbeitssuchenden Orientierung zur Automatisierbarkeit: Ingenieure der Technischen Gebäudeausrüstung 67 %, Ingenieure der Elektrotechnik 75 %, Gebäudeenergieberater 29 %; Bäcker 100 %. Einige Berufe haben keine Zukunft mehr, andere werden sich, wie die Ingenieursberufe der Gebäudetechnik, stark verändern.

MV
Die Einführung von Digitalisierung und KI in den Arbeitsalltag muss durch angepasste Arbeitsbedingungen und Arbeitsmodelle begleitet werden. Dazu gehören Prozessoptimierung, Vereinheitlichung von Abläufen und Inhalten sowie Perfektionierung von Schnittstellen. Ziel ist Zeitersparnis durch Simplifizierung und Substitution von Arbeitsabläufen und Prozessen, Kompetenzzugewinn und höhere Qualifikation der Mitarbeitenden. Damit werden Nachwuchstalente angesprochen und Ältere mit einbezogen. Rump: „Der Wettbewerb um Talente und die Integration von KI als Substitution sind keine Zukunftsfrage mehr, sondern bereits heute Realität.“
KI als Lösungsansatz verwenden
Christoph Krause, bekannter Blogger und Experte für die Digitalisierung im Handwerk machte anhand von Beispielen den Einfluss von KI-Anwendungen auf die Arbeitspraxis deutlich. Auch wenn KI heute quasi menschenähnliche Eigenschaften zugeschrieben werden und viele Anwender sie als Kollegen begreifen, basiert sie letztendlich auf Mathematik. „ChatGPT simuliert dialogische Intelligenz, indem es aus Milliarden Beispielen Muster lernt und mit Attention-Gewichten das nächste Wort mit der höchsten Plausibilität vorhersagt“ führte Krause aus. KI hilft dabei, Dinge zu sehen, zu erkennen und Entscheidungen herbeizuführen.
Aktuell gibt es rund 600 in den Alltag und das Berufsleben eingeführte KI-Anwendungen. Die für den Ingenieuralltag wichtigsten und einsatzreifen Anwendungen betreffen die Büroorganisation und den Projektablauf.
Im Bereich der Büroorganisation gehört die Verwaltung der Kundendatenbank zum Standard. Damit lassen sich Kundendaten und Geschäftsmodelle aus- und bewerten, Umsatz- und Gewinnprognosen erstellen. KI kann die eigenen Serverinhalte mit dem Ziel der eigenständigen Angebotserstellung und Auftragsoptimierung durchsuchen. Das Ziel hierbei: Arbeitsentlastung; Zeitersparnis, Optimierung der Inhalte.
E-Mails lassen sich heute durch KI vorsortieren, dem passenden Mitarbeiter zuweisen und automatisch beantworten. Eine letzte Kontrolle vor dem Versand durch den Anwender sollte jedoch immer erfolgen, warnt Krause.
Bei der Projektbearbeitung hilft KI heute durch digitales Aufmaß. Roboter vereinfachen die Bauleitung durch permanente Dokumentation der Baustelle und Weiterleitung des Baufortschritts an den Bauleiter im Backoffice.
Die KI-gestützte Überwachung von Sensoren und Aktoren sowie die Auswertung großer Datenmengen, die sonst ungenutzt archiviert würden, erweitern die Möglichkeiten eines Gebäude- oder Anlagenmonitorings.
Avatare übernehmen die erste Kundenansprache und sortieren nach Anfragequalität für weitergehende Akquisitionen. Wissensvermittlung, beispielsweise auf der firmeneigenen Homepage, stellt ein weiteres Anwendungsgebiet dar.
KI kann praktisch in jedem Bereich eingesetzt werden und so den Planenden mehr Freiraum für ihre eigentliche Aufgabe der Fachplanung geben. Sie ist nicht mehr nur auf große Büros beschränkt, vielmehr sollte sich jedes Büro zeitig mit dem Thema und den Möglichkeiten auseinandersetzen.

Hekatron
KI-Angebote der Hersteller
Matthias Schmölders, Leiter des neuen strategischen Geschäftsfeldes DAD bei Hekatron, informierte über den aktuellen Stand der Entwicklung. Der Bereich verbindet digitale Applikationen und Dienstleistungen mit dem Ziel Fachpersonal zielgerichteter einzuplanen, unnötige Wege zu vermeiden und die Arbeitsabläufe komfortabler, effizienter und kapazitätsschonender zu gestalten.
Zu den neuen digitalen Dienstleistungen zählt die auf die Anforderungen von Betreibern und Feuerwehren zugeschnittene normierte Alarm- und Störungsübertragung „HPlus Status“. Kombiniert mit dem Fernzugriff HPlus Remote auf Brandmeldeanlagen sind Störungen und Alarme von Gefahrenmeldeanlagen vollautomatisiert übermittelbar.
Hekatron plant mit HPlus Status eine signifikante Erhöhung der online angebundenen Gebäude. Mit KI soll dem Fachkräftemangel entgegengewirkt und neue Chancen für den Anlagentechnischen Brandschutz erschlossen werden. Alle Daten und damit verbundene Potenziale verbleiben dabei ausschließlich in der Hoheit der Anwender. Der Start von HPlus Status erfolgt noch 2025 in Deutschland. www.hekatron.de
Arbeitskräftepotenzial
„Die Gesamtheit aller Erwerbspersonen einschließlich einer geschätzten stillen Reserve (bei der Agentur für Arbeit nicht registrierter Personen) die auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zum Erwerbspersonenpotenzial zählen somit alle Personen, die bei einer günstigen Arbeitsmarktsituation (Vollbeschäftigung) bereit, geeignet und nach den persönlichen Voraussetzungen (Gesundheitszustand, Ausbildung) in der Lage sind, eine entsprechende Beschäftigung auszuüben.“ Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung