Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Oft variiert die Gebäudenutzung zwischen Hochbetrieb und Stillstand. Dann muss der bestimmungsgemäße Betrieb der Trinkwasser-Installation simuliert werden, um den Erhalt der Trinkwassergüte zu gewährleisten.
■ Mit geringem personellem Aufwand, ressourcenschonend, regelkonform und nachweisbar ist dies nur mit einem digitalen Wassermanagement möglich.
Schell
Ein digitales Wassermanagement-System ist kein rein betriebliches Tool, sondern ein Instrumente zur Umsetzung hygienisch einwandfreier, wirtschaftlicher und normenkonformer Trinkwasser-Installationen. Es ermöglicht eine planungssichere Integration von Hygienemaßnahmen, reduziert Schnittstellenprobleme und schafft die Basis für einen vorausschauenden Gebäudebetrieb.
2500 Schülerinnen und Schüler, acht aktive Vereine und regelmäßiger Trainingsbetrieb: Während der regulären Betriebszeiten ist die Sporthalle am beruflichen Schulzentrum Freudenstadt stark ausgelastet. Doch während der Ferienzeiten oder an verlängerten Wochenenden bleibt das Gebäude zeitweise ungenutzt – mit besonderen Herausforderungen an die Trinkwasserhygiene. Denn sobald Wasser in der Installation stagniert, steigt das Risiko einer mikrobiellen Belastung insbesondere durch Legionellen.
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Das Landratsamt Freudenstadt, Betreiber der Sporthalle und zahlreicher weiterer Objekte, entschied sich deshalb im Rahmen einer Sanierung für eine digitale Lösung mit Weitblick: Das installierte Wassermanagement-System SWS von Schell ermöglicht dank automatisierter Stagnationsspülungen ein sicheres und effizientes Trinkwassermanagement im Gebäude und trägt wirksam zur Senkung des Legionellenrisikos bei.
Denn die hygienische Unbedenklichkeit von Trinkwasser-Installationen ist keine Option, sondern eine gesetzlich verankerte Vorgabe: Laut § 6 der Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2023) dürfen Krankheitserreger – insbesondere Legionellen – „nicht in Konzentrationen enthalten sein, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen“. Und das aus gutem Grund: Das Einatmen legionellenhaltiger Aerosole, etwa beim Duschen, kann schwere Lungenentzündungen (Legionellose) auslösen. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Personen, ältere Menschen sowie Kinder. Umso wichtiger ist eine fachgerechte Anlagenkonzeption, die auch bei nicht bestimmungsgemäßer Nutzung einen regelmäßigen Wasserwechsel sicherstellt, beispielsweise durch ein digitales Wassermanagement-System.
Planerische Maßnahme gegen potenziellen Legionellenbefall
Die wirksamste Maßnahme zum Schutz vor einer übermäßigen Legionellenkonzentration ist ein vollständiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen mindestens alle 72 Stunden – dieser wird in der VDI-Richtlinie 6023 Blatt 1 offiziell gefordert. Wird der Wasseraustausch nicht durch die normale Nutzung erreicht oder steht das Gebäude während Ferien- oder Feiertagen für längere Zeit still, muss der bestimmungsgemäße Betrieb simuliert werden, um den Erhalt der Trinkwassergüte zu gewährleisten.
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„In Sporthallen und anderen öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden, in denen Nutzungszyklen schwanken, ist diese Vorgabe nur mit technischen Maßnahmen effizient einzuhalten. Der vollständige Austausch des Wassers über alle Entnahmestellen – etwa durch gezielte Spülungen – ist dabei entscheidend“, erläutert Sascha Wendt, Vertriebsbeauftragter für Planer und Handwerk bei Schell.
Genau hier setzt das vom Unternehmen entwickelte Wassermanagement-System SWS an: Es ermöglicht automatisierte Stagnationsspülungen auf Grundlage von zuvor festgelegten Parametern wie Zeit oder Temperatur. Das System stellt damit sicher, dass auch bei längeren Stillstandzeiten regelmäßig durchgespült wird – und das weitaus wirtschaftlicher, wassersparender und mit weniger Personal- und Zeitaufwand als beim manuellen Spülen. Wichtig dabei ist, dass dabei auch für einen tatsächlichen Wasseraustausch erforderliche Volumenströme in allen Teilstrecken erreicht werden.
Sicher gespült und dokumentiert
Vorangehend waren in den Jahren 2021 und 2022 zwei Sporthallen im Bestand des Landkreises mit einem SWS ausgestattet worden. Bei der Sanierung der Sporthalle am beruflichen Schulzentrum Freudenstadt entschied sich das Immobilienmanagement des Landratsamtes, ein weiteres Objekt seines Portfolios zukunftssicher aufzustellen. Insgesamt wurden zwölf elektronische Waschtisch- und Küchenarmaturen sowie neun Duschpaneele via SWS Server zu Spülgruppen vernetzt, die zeitgleich angesteuert werden können.
Wendt: „Durch die Gleichzeitigkeit der Spülungen können hohe Volumenströme und Turbulenzen in den Rohrleitungen erreicht werden, die für einen Wassertausch auch in den Randzonen des Rohres sorgen, potenzielle Ablagerungen in den Rohrleitungen verhindern und mikrobiologische Probleme erst gar nicht entstehen lassen. Die strukturierte Dokumentation aller Maßnahmen bietet eine belastbare Grundlage für interne Kontrollen sowie für Nachweise gegenüber Behörden im Rahmen von Hygieneprüfungen oder Gefährdungsanalysen. Planer und Betreiber sind so in puncto Trinkwasserhygiene auf der sicheren Seite und können dauerhaft einen effizienten sowie kostensparenden Gebäudebetrieb realisieren.“ Weitere Effizienzpotenziale lassen sich in Kombination mit dem Cloud-Service Smart.SWS heben.
Einfacher Fernzugriff mit Smart.SWS
Für einen ressourcenschonenden und effizient organisierten Gebäudebetrieb wird zunehmend eine ortsunabhängige Überwachung und Steuerung realisiert. So auch in der Sporthalle in Freudenstadt: Dort wurde für das Wassermanagement-System die browserbasierte Cloud-Lösung Smart.SWS implementiert, um dem Facility-Management jederzeit den Fernzugriff auf alle vernetzten Armaturen zu ermöglichen.
Der Online-Service kann gebäudeübergreifend eingesetzt werden – beispielsweise für alle SWS-Anlagen der Liegenschaften des Betreibers. Betreiber und Facility-Management können so sämtliche Anlagen- und Armaturenparameter aus dem Homeoffice, vom Dienstsitz oder mobil über jedes internetfähige Endgerät kontrollieren und bei Bedarf anpassen. Smart.SWS bietet die Zustandskontrolle aller Anlagen auf einen Blick anhand leicht verständlicher Diagramme und Auswertungen.
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Im Dashboard sind auf einen Blick Spülungen, Spülintervalle, Temperaturen, Temperaturverläufe, rechnerisch ermittelte Wassermengen, Nutzungsfrequenzen, Meldungen und vieles mehr direkt einsehbar. Auch die Batterieladezustände, der Betriebsstatus einzelner Armaturen sowie die fünf häufigsten bzw. seltensten Entnahmestellen sind jederzeit abrufbar. Die Vorteile: ein Höchstmaß an Transparenz, komfortable Übersicht und die Möglichkeit zur kurzfristigen Anpassung der Systemparameter, beispielsweise der Hygienespülungen, sowie zur vorausschauenden Wartungsplanung, etwa für Batteriewechsel oder Armaturenpflege. Alle Vorgänge – von automatisierten Stagnationsspülungen bis hin zu Temperaturverläufen – werden vollständig dokumentiert. So kann der Betreiber im Fall einer Überprüfung lückenlos nachweisen, dass alle Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwassergüte sach- und fachgerecht umgesetzt wurden.
Elektronische Armaturen
In öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden, etwa Sporthallen oder große Gewerbeimmobilien, spielt der Auslösemechanismus der Armaturen eine große Rolle: Häufig wechselnde Nutzergruppen und verschmutzte Kontaktflächen können hier das Risiko von Schmierinfektionen erhöhen. Aus diesem Grund kamen in den Sanitärbereichen der Sporthalle in Freudenstadt Waschtisch-Armaturen der Puris-Familie von Schell zum Einsatz. Über die integrierte Sensor-Steuerung lassen sie sich berührungslos für eine verbesserte Hygiene bei der Nutzung auslösen.
Zusätzlich unterstützen die Armaturen einen sparsamen Wasser- und Energieverbrauch: Das Wasser stoppt automatisch, sobald die Hände den Sensorbereich verlassen – damit wird Wasser und zusätzlich Energie beim Warmwasser gespart. In einem der Nebenräume wurde außerdem die hybride Küchenarmatur Grandis E verbaut. Die Armatur mit schwenkbarem Auslauf punktet mit vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten und einer Kombination aus Einhebelmischer und berührungsloser Infrarot-Auslösung.
Im Vordergrund stehen aber die elektronischen Vorwand-Waschtisch-Armatur Vitus und die Duschpaneele der Serie Linus mit CVD-Touch-Elektronik. Beide sind mit dem ThermoProtect-Thermostat ausgerüstet. Es erhöht den Komfort und schützt zuverlässig vor Verbrühungen.
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Warum digitale Wassermanagement-Systeme für Planer relevant sind
Bei der Planung sanitärtechnischer Anlagen in öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden müssen Planer rechtliche Anforderungen, die technische Umsetzbarkeit und einen wirtschaftlichen Betrieb miteinander vereinen. Digitale Wassermanagement-Systeme bieten hier entscheidende Vorteile – und das bereits in der Planungs- und Ausschreibungsphase:
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1. Erhalt der Trinkwassergüte als Planungsziel
Mit Inkrafttreten der novellierten Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2023) ist der hygienisch einwandfreie Betrieb kein rein betriebsorganisatorisches Thema mehr, sondern ein fester Bestandteil der technischen Planung. Das Wassermanagement-System SWS ermöglicht bereits in der Entwurfsplanung eine systematische Berücksichtigung der Spültechnik – abgestimmt auf die geplante Nutzung. Fachplaner können hierbei Spülintervalle und -volumina bedarfsgenau kalkulieren, z. B. zur Einhaltung der Temperaturvorgaben bei Trinkwassererwärmungsanlagen.
2. Integration in die Gebäudeleittechnik und Gebäudeautomation
Das Wassermanagement-System SWS lässt sich über Gateways in gängige Systeme der Gebäudeleittechnik und Gebäudeautomation integrieren, z. B. BACnet, Modbus oder KNX. Für Planer bedeutet das: höhere Kompatibilität, einfachere Schnittstellenplanung und langfristige Erweiterbarkeit der Anlagen. Die Visualisierung hygienerelevanter Zustände kann in übergeordnete GLT- und GA-Systeme eingebunden werden – ein wichtiges Kriterium in Ausschreibungen.
3. Planungs- und Dokumentationssicherheit
Planer tragen Verantwortung für die hygienegerechte Anlagenkonzeption. Die strukturierte und lückenlose Dokumentation durch SWS und Smart.SWS bietet eine transparente Nachvollziehbarkeit – auch gegenüber Bauherren, Betreibern oder Aufsichtsbehörden. Im Rahmen von Hygiene-Erstbewertungen oder Gefährdungsanalysen kann das System eine wertvolle Grundlage für eine belastbare und rechtssichere Anlagenauslegung sein.
Kontakt
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57462 Olpe
Telefon (0 27 61) 89 20
info@schell.eu
www.schell.eu
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Trinkwasserhygiene
Literatur
[1] Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung – TrinkwV) vom 20. Juni 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 159, Seite 2), www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2023
[2] VDI 6023 Blatt 1 Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung. Berlin: DIN Media, September 2023