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Bosch Thermotechnik 2020: 3,5 Mrd. Euro Umsatz

Im Jahr 2020 hat Bosch Thermotechnik trotz der Coronavirus-Pandemie seinen Umsatz mit 3,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau (nominal − 0,6 %) gehalten. Im schwierigen konjunkturellen Umfeld mit weltweiten Lockdowns und massiven Zulieferproblemen ist der Umsatz wechselkursbereinigt sogar um rund 1 % im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war aus regionaler Sicht das überdurchschnittliche Umsatzwachstum im Hauptmarkt Deutschland, in der Türkei, in Schweden, Italien, Polen und den Niederlanden. Auch Nordamerika und der mittlere Osten legten 2020 beim Umsatz zu. Im Oktober 2020 hat Bosch Thermotechnik einen Umsatzrekord mit etwas mehr als 400 Mio. Euro erzielt. Auch die Heiztechnik-Marke Buderus hat im Oktober 2020 einen monatlichen Rekordumsatz von mehr als 100 Mio. Euro verzeichnet.

Produktseitig haben vor allem der Trend zur Elektrifizierung und der Ausbau des Geschäfts mit Klimageräten und Wärmepumpen zum Erfolg beigetragen. Jan Brockmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch Thermotechnik: „Wir haben mit unseren innovativen Produkten für Defossilisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung die Energiewende im Gebäudesektor vorangetrieben und werden mit diesen Energiesystemen der Zukunft weiter profitabel wachsen.“

Ein klarer Weg für die Zukunft: die Elektrifizierung der Heizung

In der Heiz- und Klimatechnik gewinnen elektrische Anwendungen zunehmend als Technologiepfad an Bedeutung, da sie die Energie besonders effizient einsetzen bzw. wandeln können. Deshalb hatte Bosch Thermotechnik 2019 angekündigt, 100 Mio. Euro in den Ausbau seines Wärmepumpengeschäfts zu investieren, mit dem Fokus auf einfach zu installierende Systemlösungen.

Brockmann: „Diese Investition und ein signifikanter Mitarbeiteraufbau haben uns deutlich vorangebracht. Bereits 2020 konnten wir EU-weit ein Wachstum von 22,5 % bei Wärmepumpen verzeichnen, in Deutschland waren es sogar + 48 %. Auch 2021 investieren wir weiter in unser Wärmepumpengeschäft und hier besonders auch in die Schulung unserer Kunden, um ihnen den Sprung in das Feld der Elektrifizierung zu erleichtern. So beschleunigen wir unser Wachstum, den Grad der Elektrifizierung und damit CO2-Einsparungen im Wohnbereich.“

Siehe auch: Gebäudesektor: Große Anstrengungen für KSG-Zielpfad

Regional angepassten Portfolios für Heizungs-Wärmepumpen

Für den europäischen Markt für Heizungs-Wärmepumpen, der den Großteil des Weltmarktes ausmacht, hat sich Bosch Thermotechnik mit Entwicklungszentren in Tranås (Schweden) für Nordeuropa, Wernau (Deutschland) für Mitteleuropa sowie Aveiro (Portugal) für Südeuropa aufgestellt. Das Unternehmen verfolgt eine EU-Regionen-Strategie, um auf die unterschiedlichen Ansprüche der Kunden mit regional angepassten Portfolios zu reagieren.

In Nordeuropa, dem reifsten Wärmepumpenmarkt, stellt diese Heiztechnik über 90 % des Neubaumarktes dar. Dort liegt der Schwerpunkt auf Leistungsoptimierung. In Mitteleuropa steht der Systemgedanke im Vordergrund. Hier will Bosch insbesondere mit Wärmepumpen im Verbund mit Lüftungsgeräten sowie dem Bosch Energiemanager für optimierte Eigenstromnutzung wachsen.

Für den Süden Europas ist es wichtig, das Portfolio um kostengünstige Produktalternativen zu erweitern. Zu diesem Zweck hat Bosch Thermotechnik 2020 ein Joint Venture mit Electra Industries Ltd. gegründet. Electra Industries mit Sitz in Rishon (Israel) hat eine gute Position im israelischen HVAC-Markt mit umfassender Erfahrung in Forschung und Entwicklung und beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeiter. Geplant ist, dass die beiden Partner in der Entwicklung und Produktion von reversierbaren Wärmepumpen kooperieren. Bosch Thermotechnik wird zusätzlich zu seinem eigengefertigten Portfolio ein speziell für den mittel- und südeuropäischen Markt zugeschnittenes Wärmepumpen-Portfolio vom neuen Gemeinschaftsunternehmen beziehen. Mit dem Joint Venture wollen die beiden Partner die Chancen im stark wachsenden Markt für reversible Wärmepumpen nutzen.

Wasserstoff und Wärmemarkt

Der Umstieg auf klimaneutrale Gase ist ein wesentlicher Bestandteil des Green Deals der Europäischen Union, der zur CO2-Neutralität aller EU-Staaten bis 2050 führen soll. Brockmann: „Für ein CO2-neutrales Energiesystem brauchen wir neben der Elektrifizierung auch eine Wasserstoffstrategie für den Wärmemarkt. Verbrennungsgeräte werden in den nächsten Jahrzehnten wichtig bleiben, deshalb investieren wir schon jetzt in ein ‚H2-Ready‘-Portfolio. Wir sprechen uns deutlich für einen Multitechnologie-Ansatz aus und sind für jeden Weg vorbereitet, um die Klimaziele zu erreichen.“

Jan Brockmann: „Für ein CO2-neutrales Energiesystem brauchen wir neben der Elektrifizierung auch eine Wasserstoffstrategie für den Wärmemarkt.“

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Jan Brockmann: „Für ein CO2-neutrales Energiesystem brauchen wir neben der Elektrifizierung auch eine Wasserstoffstrategie für den Wärmemarkt.“

Um die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff im Wärmemarkt anschaulich zu machen, hat Bosch Thermotechnik mit dem ,H2-Ready‘-Boiler im November 2020 am Standort Worcester (Großbritannien) den Prototyp eines wandhängenden Heizgeräts vorgestellt, das zunächst mit herkömmlichem Erdgas oder einer Wasserstoff-Beimischung von bis zu 20 % betrieben werden kann. Sobald eine flächendeckende Netzumstellung vollzogen wurde, lässt sich das Heizgerät mit wenigen Anpassungen innerhalb einer Stunde auf die vollständige Nutzung von reinem Wasserstoff umstellen.

Das erste Feldtestgerät läuft seit September 2020 mit 100 % Wasserstoff in einem Einfamilienhaus in Großbritannien. Die Einführung des ersten ‚H2-Ready‘-Gas-Brennwertgeräts im Rahmen eines öffentlich geförderten Demonstrationsprojekts ist in Großbritannien für 2022 geplant, weitere öffentliche Demonstrationsprojekte in größerem Umfang werden folgen.

Auch in den Niederlanden ist Bosch Thermotechnik in ersten Feldtests zur Wasserstoffnutzung im Heizsektor aktiv, dazu zählt das Projekt „Uithoorn“. Gemeinsam mit Partnern wie Nefit Bosch stellt der Netzbetreiber Stedin das Erdgassystem von 14 Häusern auf Wasserstoff um. In bestehenden Einbausituationen wird so erprobt, welche Anpassungen notwendig sind, um Heizungen und Erdgassysteme auf die vollständige Wasserstoffnutzung vorzubereiten.

Auch für die Industrie bietet Bosch Thermotechnik bereits Großkessel an, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden können oder ‚H2-Ready‘ sind, also zunächst mit Erdgas arbeiten, später dann aber für die Nutzung von 100 % Wasserstoff umgerüstet werden können. Ende 2020 hat Bosch Industrial einen ‚H2-Ready‘-Großkessel für industrielle Anwendungen ausgeliefert, um künftig ein Sägewerk in Wunsiedel im Fichtelgebirge mit Wärmeenergie zu versorgen.

Siehe auch:
Wasserstoff zum Heizen: Der falsche Hebel für den Klimaschutz
Wasserstoff: Wieviel Wasser wird dafür benötigt?

Bosch bringt zudem die ebenfalls mit Wasserstoff betreibbare, Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC) weiter voran. 2024 wollen Bosch und der Kooperationspartner Ceres Power, ansässig in Horsham (Großbritannien), mit der Serienfertigung dezentraler Kraftwerke auf SOFC-Basis beginnen. Bosch strebt dabei eine Fertigungskapazität von rund 200 MW/a an. Bosch wird in die geplante Serienfertigung einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Die Produktion soll an den Standorten Bamberg, Homburg und am Bosch Thermotechnik-Standort Wernau angesiedelt werden, die Entwicklung in Stuttgart-Feuerbach und Renningen.

Wachstumsfeld Klimageräte

Im Rahmen der Elektrifizierung im Gebäudesektor wird Bosch Thermotechnik auch sein Angebot an energieeffizienten Klimageräten für den Wohn- und den Gewerbebereich mit VRF-Technik ausbauen. Air Conditioning ist ein weltweites Wachstumsfeld, macht zwei Drittel des gesamten HVAC-Marktes aus und verzeichnet ein höheres Marktwachstum als die Segmente Heizung und Warmwasser. Brockmann: „Unser Ziel ist es, unsere Position im Air-Conditioning-Bereich im gewerblichen und im Residential-Segment deutlich zu stärken und auch hier der Treiber für energieeffiziente Technologien zu sein.“ ■

Der Artikel gehört zur TGA-Themenseite SHK-TGA-Hersteller-Bilanzen