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CO2-Bepreisung

Bund nimmt 2023 mit Emissions­handel über 18 Mrd. Euro ein

Bis 2020 haben nur Kraftwerke und große Anlagen am Emissionshandel teilgenommen. Durch das zusätzliche nationale Emissionshandelssystem sind in Deutschland seit 2023 rund 85 % der CO2-Emissionen vom Emissionshandel erfasst.

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Bis 2020 haben nur Kraftwerke und große Anlagen am Emissionshandel teilgenommen. Durch das zusätzliche nationale Emissionshandelssystem sind in Deutschland seit 2023 rund 85 % der CO2-Emissionen vom Emissionshandel erfasst.

2023 gab es für den Bund Rekordeinnahmen aus den beiden Emissionshandelssystemen von über 18 Mrd. Euro. Die nationale CO2-Bepreisung von Kraft- und Brennstoffen hat die Einnahmen aus dem europäischen Handelssystem übertroffen.

Die Einnahmen aus dem europäischen und dem nationalen Handelssystem für CO2-Emissionen sind in Deutschland im Jahr 2023 auf einen neuen Höchstwert von über 18 Mrd. Euro gestiegen. Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2022 mit Einnahmen von 13 Mrd. Euro entspricht das einem Zuwachs von rund 40 %. Dies berichtet die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA).

Die Erlöse aus beiden Handelssystemen fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der als Finanzierungsinstrument einen zentralen Beitrag zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands leistet. Die Einnahmen entsprechen statistisch einem Beitrag von rund 210 Euro pro Einwohner.

Einnahmen aus dem nEHS sind um 50 % gestiegen

Der europäische Emissionshandel (EU-ETS) umfasst die Treibhausgasemissionen aus Energie- und energieintensiven Industrieanlagen sowie des innereuropäischen Luftverkehrs. Im EU-ETS wurden im Jahr 2023 Auktionserlöse von rund 7,7 Mrd. Euro erzielt. Damit stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um rund 12 % (2022: 6,8 Mrd. Euro). Maßgeblicher Treiber für das Wachstum der Gesamterlöse aus der CO2-Bepreisung war das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für Wärme und Verkehr. Im nEHS stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 67 % auf rund 10,7 Mrd. Euro (2022: 6,4 Mrd. Euro). Die höheren Einnahmen im nEHS sind allerdings nicht auf eine Verteuerung der Zertifikate, sondern auf die planmäßige Erweiterung auf zusätzliche Brennstoffe und einen stabilen CO2-Preis zurückzuführen (siehe unten).

„Zügig das vereinbarte Klimageld einführen“

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts: „Die CO2-Bepreisung über den Emissionshandel ist ein entscheidender Hebel, um die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen. Das kürzlich verabschiedete europäische Klimapaket unterstreicht die Bedeutung dieses Instruments nachdrücklich. In Deutschland sind bereits über 85 % der Emissionen vom Emissionshandel erfasst, was maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft setzt.

Entscheidend ist, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung vollständig für eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der klimaneutralen Transformation eingesetzt werden. So kann der Emissionshandel ambitionierten ⁠Klimaschutz⁠, Sozialverträglichkeit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit vereinen. Um einen Ausgleich für die privaten Haushalte auch bei weiter steigenden CO2-Preisen sicherzustellen, sollte die Politik jetzt zügig das im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimageld einführen.“

Siehe auch: Mehr Mut beim CO2-Preis für selbstständige Wärmewende

EU-ETS: Höhere Auktionsmengen und höherer Preis

Im europäischen Emissionshandel wird die Menge der zugeteilten Emissionsberechtigungen jährlich gesenkt, um die Emissionen schrittweise immer stärker zu begrenzen. Aufgrund zunehmender Knappheiten auf dem europäischen Kohlenstoffmarkt wurde die versteigerte Zertifikatsmenge 2023 weniger stark gekürzt als im Vorjahr.

Aufgrund dieses Effekts wuchs die Zahl der versteigerten Berechtigungen im Jahr 2023 auf 92 Mio. an (2022: 85 Mio.). Gleichzeitig stieg auch der durchschnittliche Preis der Emissionsberechtigungen: Er lag 2023 mit 83,66 Euro leicht oberhalb des Vorjahres (2022: 80,32 Euro). Im Vergleich zu 2020 (24,61 Euro) hat sich der durchschnittliche Erlös mehr als verdreifacht.

Nachholbedarf im nEHS sorgt für Rekordeinnahmen

Ergänzend zum EU-ETS startete 2021 in Deutschland das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für Wärme und Verkehr. Bis 2022 waren zunächst nur die Hauptbrennstoffe Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas und Flüssiggas (LPG) Teil des nEHS. Ab 2023 kamen alle weiteren fossilen Brennstoffe, darunter auch Kohle, dazu. Im Jahr 2023 wurden insgesamt rund 358 Mio. nEHS-Zertifikate (nEZ) zu einem Festpreis von je 30 Euro pro nEZ an der Energiebörse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig verkauft. Die Gesamteinnahmen des nEHS beliefen sich damit im Jahr 2023 auf mehr als 10,7 Mrd. Euro.

Davon wurden rund 349 Mio. Berechtigungen für das Jahr 2023 und rund 9 Mio. weitere Zertifikate für das Jahr 2022 im Rahmen einer begrenzten Nachkaufmöglichkeit von Zertifikaten zum Festpreis des Vorjahres veräußert. Insgesamt wurden damit im vergangenen Jahr deutlich mehr Zertifikate als im Vorjahr veräußert, was zu deutlich höheren Einnahmen führte (2022: 217 Mio. nEZ mit den Jahreskennungen 2022 und 2021 im Gesamtwert von 6,4 Mrd. Euro).

„Wir gehen von gesunken CO2-Emissionen im Jahr 2023 aus“

„Uns liegen zwar noch keine vollständigen Emissionsdaten für 2023 vor, wir gehen aber auf Basis vorläufiger Schätzungen von sinkenden Emissionen gegenüber 2022 aus. Der massive Anstieg bei den verkauften Zertifikaten im nEHS ist also erfreulicherweise nicht auf gestiegene Emissionen im Verkehrs- und Gebäudebereich zurückzuführen. Ursächlich war vielmehr der große Nachholbedarf von Unternehmen, die den Erwerb ihrer Zertifikate auf 2023 verschoben hatten, da der Festpreis in den Jahren 2022 und 2023 einheitlich bei 30 Euro je nEZ lag“, erläutert Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im Umweltbundesamt.

Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im UBA ist für den Vollzug des nationalen Emissionshandels und des Europäischen Emissionshandels in Deutschland zuständig. Die Leipziger Energiebörse EEX veräußert und versteigert Emissionszertifikate im Auftrag der DEHSt. ■
Quelle: Umweltbundesamt / jv

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Zertifikatpreise für die CO2-Bepreisung im nEHS

Die ursprüngliche Preisgestaltung im nEHS (Brennstoffemissionshandelsgesetz BEHG) wurde mehrfach geändert. Schon vor dem Start wurde sie aufgrund einer Vermittlung zwischen Bundesrat und Bundestag erhöht und dann im November 2022 mit dem „Zweiten Gesetz zur Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes“ aufgrund der Energiepreiskrise verringert. Mit dem Artikel 7 im Haushaltsfinanzierungsgesetz 2024 wurde die Absenkung für die Jahre 2024 und 2025 faktisch zurückgenommen. In der Einführungsphase werden die Emissionszertifikate für verbrennungsbezogene CO2-Emissionen von 1 t zum Festpreis verkauft,

● im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2021 für 25 Euro,
● im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2022 für 30 Euro,
● im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2023 für 30 Euro,
● im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2024 für 45 Euro,
● im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2025 für 55 Euro und
● für das Jahr 2026 gibt es einen Preiskorridor mit einem Mindestpreis von 55 Euro pro Emissionszertifikat und einem Höchstpreis von 65 Euro pro Emissionszertifikat.

Zur der im BEHG ab 2027 geplanten Versteigerung einer begrenzten Zahl von Emissionszertifikaten ohne Mindest- und Höchstpreise wird es vermutlich nicht oder nicht im vollen Umfang kommen, weil zu diesem Zeitpunkt eine Erweiterung des Emissionshandels auf europäischer Ebene (ETS II) geplant ist.