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Eine aktuelle Studie von Nemetschek dTwin deckt erhebliche Digitalisierungsdefizite im gewerblichen Gebäudemanagement auf. Entscheidungen basieren oft auf Intuition, während das Potenzial datenbasierter Lösungen ungenutzt bleibt.
Die gewerbliche Gebäudeverwaltung in Deutschland steht bei der Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage von Nemetschek dTwin, der Visualisierungs- und Optimierungsplattform der Nemetschek Group, zeigt in der Studie „Rewiring Real Estate“ erheblichen Nachholbedarf auf.
Trotz zunehmender Nachhaltigkeitsvorschriften und technologischer Fortschritte verbleibt die Branche stark in manuellen Prozessen und intuitiven Entscheidungen. Die Befragung von 452 gewerblichen Gebäudeverwaltern in Deutschland, UK und den USA (Unternehmen bis 500 Mitarbeitende), die Bürogebäude, Verkaufsflächen, Rechenzentren, Warenlager und Fabriken managen, legt eine deutliche Diskrepanz offen.
Bauchgefühl statt Fakten: Der Status quo der Datenverwaltung
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Entscheidungen in der gewerblichen Gebäudeverwaltung oft nicht auf einer konsolidierten Faktenlage, sondern auf dem „Bauchgefühl“ basieren. Knapp zwei Drittel der Befragten in Deutschland stimmen dieser Aussage zu.
Dies spiegelt sich auch in der Datenverwaltung wider: 42,7 % der deutschen Befragten nutzen Excel-Tabellen, 36,7 % setzen weiterhin auf Papier oder verwenden nicht miteinander vernetzte Software-Lösungen (18 %). Der Anteil der Papiernutzung ist in Deutschland damit deutlich höher als in Großbritannien (19 %) und den USA (13,3 %). Lediglich 2,7 % der deutschen Gewerbeverwalter setzen auf spezialisierte Plattformlösungen.
Realität vs. Selbsteinschätzung: Eine kritische Diskrepanz
Trotz dieser Zahlen, die einen deutlichen Rückstand bei der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Branchen aufzeigen, beurteilen sich viele Befragte selbst anders. 54,7 % der deutschen Teilnehmer sind der Meinung, ihre Form der Gebäudeverwaltung sei „State-of-the-Art“, und 63 % glauben, Zugriff auf Echtzeitdaten für alle Anwendungsfälle zu haben.
Gleichzeitig besteht ein klares Bewusstsein für den Bedarf an Verbesserungen: 58 % der Befragten in Deutschland wünschen sich einen ständigen Einblick in die Gebäudeleistung in Echtzeit, und 62 % plädieren für einen einzigen Speicherort für alle wichtigen Gebäudedaten. Ein Drittel derjenigen, die Daten elektronisch speichern, benötigt zudem Expertenwissen, um diese Daten zu interpretieren.
Hürden und fehlendes Personal bremsen den Wandel
Die Transformation zu einer datenzentrierten Verwaltung ist kein einfacher Schritt. Die Studie verdeutlicht, dass die Anforderungen an Gebäudeverwalter steigen, während gleichzeitig Personalmangel herrscht – eine Herausforderung, die 68 % der Studienteilnehmer in Deutschland betrifft. Oft sind die vorhandenen Mitarbeiter mit manuellen Tätigkeiten gebunden, um Berichte in komplexen, zeitaufwändigen Prozessen zu erstellen. Es fehlen die Instrumente oder die Zeit, um sich effizienter aufzustellen.
Dr. Jimmy Abualdenien, Head of Digital Twin Product bei der Nemetschek Group, betont: „Eine echte Transformation wird nicht durch den Kauf neuer Software zur Abbildung isolierter Prozesse erreicht, sondern durch die Verknüpfung aller Betriebsdaten, um Effizienzgewinne durch Monitoring, Vorhersage und automatisierte Optimierungen zu erzielen.“
Der Weg nach vorn: Wissenstransfer und integrierte Lösungen
Offensichtlich fehlt es an Wissen darüber, wie der Übergang von traditionellen, fragmentierten Arbeitsweisen zu modernen, datenzentrierten und hocheffizienten Lösungen gelingen kann. Anbieter solcher Lösungen müssen daher über die reine Produktwerbung hinausgehen und Unternehmen aufzeigen, wie sie den Wert digitaler Tools nutzen können, um Daten zu optimieren, die Effizienz zu steigern und fundiertere Entscheidungen zu treffen.
„Der Bericht macht eines deutlich“, so Abualdenien. „Nicht die Technologie ist das Hindernis, sondern das Verständnis. Anbieter und Betreiber müssen Hand in Hand arbeiten, um die Art und Weise, wie diese Branche über Daten und Entscheidungsfindung denkt, neu zu gestalten.“
Über die Studie:
Für die Studie wurden 452 Gebäudeverwalter und Innovationsleiter von Industrie- und Logistik-, Büro- und Einzelhandelsimmobilienunternehmen mit mindestens 500 Mio. £ Gebäudewert (AUM) in Großbritannien, den USA und Deutschland im Zeitraum vom 25.03.2025 bis 04.04.2025 befragt. Neben den Einschätzungen zu den aktuellen Workflows wurden auch der Einsatz verschiedener Softwaresysteme, Zuständigkeiten bei Entscheidungen, Einsatz von KI, Cloud, Digital Twins und vieles mehr abgefragt.
Quelle: Nemetschek Group / fl
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