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Standpunkt

„Solarthermie wird grundlos schlecht­geredet“

Solarthermie muss nicht unbedingt auf dem Dach montiert werden. Die Integration in die Südfassade nutzt hier die Einstrahlung der tiefstehenden Wintersonne zur Heizungsunterstützung und liefert ganzjährig Energie zur Trinkwassererwärmung.

Sonnenhaus-Institut / Arno Witt

Solarthermie muss nicht unbedingt auf dem Dach montiert werden. Die Integration in die Südfassade nutzt hier die Einstrahlung der tiefstehenden Wintersonne zur Heizungsunterstützung und liefert ganzjährig Energie zur Trinkwassererwärmung.

Solarthermie wird grundlos schlechtgeredet, konstatiert das Sonnenhaus-Institut in einer aktuellen Stellungnahme. Eine Schlechterstellung gegenüber der Fotovoltaik sei auch in der Politik zunehmend wahrzunehmen.

„Über die Gründe können wir nur rätseln, denn gerade in der aktuellen Energiekrise ist Solarthermie mehr denn je ein extrem wertvoller Baustein im Energiemix“, so Georg Dasch, Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts (SHI).

Als „krassen Auswuchs einer aktuellen Desinformationswelle“ stelle das SHI mittlerweile fest, dass vereinzelt Eigenheimbesitzer von „Fachleuten“ sogar dahingehend „beraten“ werden, funktionstüchtige Solarthermie-Anlagen abzubauen, um damit Platz für Photovoltaik-Module zu schaffen. Dass eine Konkurrenzsituation beider Technologien für die Energiewende nur kontraproduktiv wirkt, habe das SHI schon Ende 2021 in einem Interview mit Franz Alt dargelegt.

Verunsichernde Bewertungen in den Medien

Besonders schädlich seien auch verunsichernde Bewertungen in den Medien, moniert das Sonnenhaus-Institut. Unter dem Titel „Sechs Fakten, die Sie über Solarthermie-Anlagen wissen sollten“, fand unlängst ein Text Verbreitung, in welchem der Nutzen von Solarthermie-Anlagen ausgesprochen kritisch bewertet wurde. Ulrich Schachtschneider wurde zitiert als „Energieberater der VZ Niedersachsen“.

„Nur 10 bis 25 % der Heizwärme kann eine durchschnittliche Anlage in einem gut isolierten Haus erzeugen“, so die aus Sicht des SHI enttäuschende Kernaussage des Textes. Insgesamt seien die enthaltenen Aussagen in einem erkennbar kritischen, abratenden Unterton gehalten. Solche Veröffentlichungen in den Medien, so das SHI, seien dazu geeignet, den Verbraucher zu verunsichern und eher davon abzubringen, in eine Solarthermie-Anlage zu investieren.

Auf Nachfrage des Sonnenhaus-Instituts wurde von der Verbraucherzentrale Niedersachsen mitgeteilt, dass es sich nicht um eine eigene Veröffentlichung handelt, sondern die Presseagentur dpa habe den Text auf Basis eines „kurzen Interview“ mit einem Energieberater des Hauses veröffentlicht.

Trinkwassererwärmung nicht angemessen berücksichtigt

Dipl.-Ing. Jörg Linnig, Mitglied im Vorstand des SHI und des Passivhaus Instituts, kritisiert: „Der Text bezieht sich nicht auf überprüfbare Daten, sondern arbeitet mit nicht weiter belegten Pauschalbewertungen, die in dieser Form ausgesprochen problematisch sind.“

Verwirrend sei aber vor allem, dass der hohe Energieanteil für die Trinkwassererwärmung in der Betrachtung nicht angemessen berücksichtigt wurde, obwohl die Solarthermie hier in der Regel ein höheres Einsparpotenzial bietet, als schon bei der Heizung allein.

Linnig: „Es macht doch wenig Sinn, nur auf den Heizanteil zu schauen, wenn die energetische Einsparung durch Solarthermie bei Heizung und Warmwasser in Summe wesentlich höher ist. Bei richtiger Planung und Umsetzung kann man auch mit einer Standardanlage ohne Weiteres eine Einsparung beim Brennstoffverbrauch von 30 bis 35 % und mehr erzielen. Und das ist es doch, was die Leute interessiert, weil es am Jahresende in der Kasse und auch für das Klima entscheidend ist.“

Die Experten des Sonnenhaus-Instituts raten jedenfalls: „Die Solarthermie ist eine seit Jahrzehnten bekannte und erprobte Technik, die nicht nur im Betrieb sondern auch in ihrer Herstellung besonders ressourcenschonend ist. Mehr denn je, kann in der aktuellen Situation jede handwerklich korrekt ausgeführte Solarthermie-Anlage einen wertvollen Beitrag zur Einsparung fossiler Energie und gleichzeitig zur Entlastung der Netze leisten.“ ■
Quelle: Sonnenhaus Institut / jv

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