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Energie

Januar 2022: Energiekosten für Musterhaushalt auf Rekordhoch

Strom, Heizen und Mobilität: Die Energiekosten eines Musterhaushalts sind im Januar 2022 um 57 % höher als im Vorjahr und haben ein ausgeprägtes Allzeithoch erreicht.

Check24

Strom, Heizen und Mobilität: Die Energiekosten eines Musterhaushalts sind im Januar 2022 um 57 % höher als im Vorjahr und haben ein ausgeprägtes Allzeithoch erreicht.

6092 Euro/a: Diese neue Rekordmarke bei den Energiekosten eines Musterhaushalts ist mit dem Preisstand Januar 2022 erreicht worden. Eine Steigerung um 57 % innerhalb eines Jahres. Im Januar 2021 betrugen die Energiekosten einer exemplarischen mit fossilen Energieträgern heizende Familie „nur“ 3891 Euro/a. Erdgas und Heizöl waren in den letzten zwölf Monaten die größten Kostentreiber.

Energie ist derzeit so teuer wie nie. Fast alle Energiearten erreichten in den vergangenen Wochen ihren Allzeitrekord und sind damit auch Treiber der aktuell hohen Inflation, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24.

Am stärksten sind die Kosten für das Heizen mit fossilen Energieträgern gestiegen – um 107 %. Mit dem Preisstand Januar 2021 musste ein Musterhaushalt (siehe Info-Kasten) im mengengewichteten Durchschnitt für Erdgas und Heizöl 1193 Euro/a zahlen, aktuell sind es 2472 Euro/a.

Ebenfalls stark gestiegen sind mit rund 25 % die Kosten für Mobilität. Lagen diese im Januar 2021 noch durchschnittlich bei 1189 Euro, muss ein Musterhaushalt aktuell 1490 Euro dafür aufwenden. Das liegt am starken Preisanstieg für Benzin (+ 24 %) und Diesel (+ 29 %).

Rekordhoch auch bei den Strompreisen

Die Kosten für 5000 kWh/a Strom lag auf dem Preisstand Januar 2022 mit durchschnittlich 2130 Euro rund 41 % über dem Preisstand im Vorjahresmonat (1508 Euro) und damit auf einem absoluten Allzeithoch. Auch der Börsenstrompreis bewegt sich auf hohem Niveau. Im Januar 2022 kostete er 165,42 Euro/MWh (16,54 Ct/kWh). Im Januar 2021 wurden durchschnittlich nur 53,05 Euro/MWh fällig – ein Plus von 212 %.

Der Check24-Energiekostenindex…

…betrachtet die Entwicklung der Energiekosten seit Juni 2010. Berechnet ist er für den jährlichen Durchschnittsbedarf eines Musterhaushalts und ist mengengewichtet nach Haushalten für 5000 kWh/a Strom, 20 000 kWh/a Erdgas bzw. 2000 l/a Heizöl. Die Preise basieren auf dem Check24-Strom- bzw. Gaspreisindex. Diese berücksichtigen pro Netzgebiet den Preis des Grundversorgungstarifs, den jeweils günstigsten Tarif des Grundversorgers sowie den je günstigsten Tarif der zehn preiswertesten Alternativanbieter. Für Mobilität wird eine jährliche Fahrleistung von 12 000 km/a angenommen und die Tankkosten sind mengengewichtet nach Fahrzeugbestand und Kraftstoffarten.
 

Musterhaushalte und Realhaushalte

Der ungewöhnlich starke Anstieg der Energiepreise bzw. der Energiekosten für einen Musterhaushalt dürfte allerdings bei vielen realen Haushalten noch gar nicht vollständig angekommen sein. Auf hohe Kraftstoffkosten wird häufig mit einer geringeren Individualmobilität reagiert, zudem wird noch in größerem Umfang im Homeoffice gearbeitet.

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GV

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Bei Erdgas und Strom gibt es noch viele Verträge, für die noch keine Preiserhöhung möglich war oder noch nicht ausgesprochen worden ist. Und bei Heizöl können die Verbraucher durch ihr Bunkerverhalten in einem gewissen Umfang auf das aktuelle Preisniveau reagieren.

Andererseits gibt es auch viele Haushalte, die durch die Insolvenz ihrer bisherigen Anbieter, durch eine ungünstige Bunkerstrategie oder durch Strom- und Gasverträge, die nur durch hohe Bonuszahlungen im ersten Jahr günstig waren, mangels Alternativen nun deutlich größere Sprünge bei den Energiekosten hinnehmen müssen.

Zurzeit wird in Berlin auch diskutiert, ob die Finanzierung der EEG-Vergütung als Bestandteil der Strompreise (EEG-Umlage) schon früher als im Koalitionsvertrag („ab 2023“) angekündigt beendet wird. Momentan beträgt sie 3,723 Ct/kWh, inkl. MwSt. sind es für Endverbraucher 4,43 Ct/kWh.

Dass ein Entfall der EEG-Umlage in vollem Umfang bei allen Stromkunden ankommt, ist nicht zu erwarten. Dies kann letztendlich nur der Wettbewerb regeln, der aber durch die turbulente Preisentwicklung und weitere Einflüsse momentan nicht wie zuvor funktioniert. Auch weil die Spekulation auf einen Vorteil durch einen hohen Anteil kurzfristig eingekaufter Energiemengen momentan nicht aufgehen kann. ■

Im Kontext:
Der Artikel gehört zur TGA-Themenseite TGA-Marktdaten
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„Hohe Kosten sind leider selbst verschuldet“

Die Energie- und Ökonomieexpertin Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht als Gründe für die stark steigenden Energiepreise die Krise am Gasmarkt und den steigenden Ölpreis, nicht aber die Klimaschutzpolitik. Die Datenlage zeige klar: „Es ist nicht der CO2-Preis, der im Moment die Energiekosten nach oben treibt, das ist nur ein sehr geringer Anteil. Der größte Anteil geht auf die exorbitant steigenden Gaspreise zurück, aber auch auf den Ölpreis“, sagte Kemfert bei phoenix. Dies alles treibe die Preise in die Höhe, „nicht die Energiewende oder die Klimaschutzpolitik“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin.

Die hohen Kosten, die nun auf die Verbraucher zukommen, seien eine klare Folge einer verschleppten Energiewende. Mit einer frühzeitigen und ernsthaften Umstellung auf erneuerbare Energien hätte dies vermieden werden können, ist Kemfert überzeugt: „Wenn wir mehr auf Gebäudeenergiesparen gesetzt hätten, weg von fossilen Brennstoffen, würden die Verbraucher jetzt nicht diese hohen Kosten tragen müssen. Erneuerbare Energien wirken strompreissenkend, sie wirken aber auch unabhängig machend, weil wir dann tatsächlich unsere eigene Energie nutzen und gleichzeitig alles dafür tun, Energie einzusparen. Insofern sind die Kosten, die wir jetzt tragen müssen, leider selbst verschuldet.“ 

phoenix tagesgespräch am 02. Februar 2022 mit Claudia Kemfert: