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Wärmewende im Gebäudebestand

5 Mrd. Euro/a für den Wärmepumpenhochlauf

„In der Vergangenheit unterlassene Investitionen und die klein gehaltene Energiewende erfordern jetzt viele Hundert Milliarden Euro. Der Wärmepumpenhochlauf ist vergleichsweise günstig.“

GV

100 Mrd. Euro für die Bundeswehr, die ohne dieses „Sondervermögen“ wohl ihrem Namen und Auftrag kaum gerecht werden kann. Vielleicht würden auch 83,5 Mrd. Euro ausreichen, dann könnte zumindest jede in Deutschland lebende Person schnell ihren Anteil überblicken: 1000 Euro. Eigentlich sind es 1212 Euro pro Kopf.

200 Mrd. Euro umfasst der Doppelwumms, um die Folgen der Energiekrise zunächst bis April 2024 abzumildern. Ob das gesamte Sondervermögen dafür ausreicht oder am Ende doch noch etwas auf dem Konto ist, bleibt offen. Die Ermächtigung macht pro Kopf 2339 Euro aus.

„Ein unübersehbares Signal an das private Kapital senden“

100 Mrd. Euro fordern führende Umweltorganisationen und die Industriegewerkschaft IGBCE gemeinsam für ein Maßnahmenpaket für eine entschlossene und beschleunigte Transformation des Industriestandorts Deutschland – pro Jahr. Der Staat soll damit „ein unübersehbares Signal an das private Kapital senden, hier und jetzt in die Industriestandorte und deren Umbau Richtung Klimaneutralität zu investieren.“

Zudem fordert das Zweckbündnis von der Bundesregierung, dass sie die Vorschläge der Expert-Kommission Gas und Wärme umsetzt, die über die kurzfristige Krisenreaktion hinausweisen. Beispielsweise die verstärkte Förderung der energetischen Sanierung von Gebäuden. Dabei sollte gezielt der Gebäudebestand mit überwiegend einkommensschwachen Haushalten priorisiert werden, neben besonders ineffizienten sowie öffentlichen Gebäuden. Darüber hinaus sollten ambitionierte energetische Mindeststandards für Gebäude vorgezogen und eine verbindliche kommunale Wärmeplanung eingeführt werden.

Ob 100 Mrd. Euro dafür ausreichen oder zu hoch angesetzt sind, lässt sich schwer abschätzen. Aber um einmal die Größenordnung zu verdeutlichen: Für die im Jahr 2021 fertiggestellten Gebäude wurden ursprünglich 91,7 Mrd. Euro als Kosten für die Bauwerke veranschlagt.

420 000 Wärmepumpen pro Jahr für die Heizungsmodernisierung

Ab 2024 sollen jährlich mindestens 500 000 Wärmepumpen neu installiert werden. Geschätzt werden davon 420 000 Wärmepumpen zur Heizungsmodernisierung zum Einsatz kommen. Nimmt man an, dass für den Tausch einer Gas-Heizung im Mittel eine Investition von 8000 Euro und für eine Wärmepumpenanlage bei der Modernisierung zurzeit 32 000 Euro fällig werden, ergibt sich ein zusätzlicher Investitionsbedarf von 10,1 Mrd. Euro.

Beteiligt sich die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit 35 % an den Investitionskosten (25 % Grundförderung plus Heizungs-Tausch-Bonus von 10 %), müssen die Heizungsmodernisierer davon rund 5,4 Mrd. Euro aufbringen, 4,7 Mrd. Euro würden über die BEG bezuschusst.

Mit 56 Euro/a pro Kopf den Wärmepumpen-Rollout ankurbeln

Auch 4,7 Mrd. Euro/a sind viel Geld, gemessen an den zurzeit diskutierten Summen sind 56 Euro/a pro Kopf aber fast zu vernachlässigen. Es wäre also ein Bärendienst, die Attraktivität der Heizungssanierung mit einer Wärmepumpe durch eine Senkung der Bezuschussung zu verringern. Denn die momentan hohe Nachfrage ist auch eine Reaktion auf die Gaskrise.

Vielmehr sollte zusätzlich investiert werden, um die Kosten einer Heizungssanierung mit einer Wärmepumpe zu senken. Zum Beispiel durch Qualifizierungsmaßnahmen. Denn 32 000 Euro sind in den wenigsten Fällen wirklich erforderlich. Auch wenn man zwischenzeitlich gestiegene Preise an allen Stellen in der Wertschöpfungskette berücksichtigt, zeigt ein Blick wenige Jahre zurück, dass da noch viel Luft für Optimierungen ist.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA+E Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

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