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Wärmepumpen-Rollout

Studie zeigt, wie der Durchbruch für die Wärmepumpe gelingt

Hermann – stock.adobe.com

Eine ambitionierte Ausgestaltung und schnelle gesetzliche Verankerung der 65-Prozent-EE-Vorgabe kann der Wärmepumpe zum Durchbruch verhelfen.

Die aus dem Russland-Ukraine-Krieg entstandene Gaskrise erfordert, sich so schnell wie möglich unabhängig von russischem Erdgas zu machen. Gleichzeitig drängt die Klimakrise: Zum Erreichen der Klimaziele muss die Wärmewende hin zu klimaneutralen Gebäuden massiv beschleunigt werden. Neue Lieferquellen für Erdgas können nicht dazu beitragen, tendenziell verursachen sie in den Vorketten sogar höhere Treibhausgasemissionen. Auch Wasserstoff ist mangels Verfügbarkeit noch für lange Zeit keine sinnvolle Option für eine breite Anwendung im Raumwärmemarkt.

Ein entscheidender Schritt zur Lösung dieser doppelten Herausforderung ist die Vorgabe, dass ab 2024 alle neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien (65-Prozent-EE-Vorgabe) betrieben werden müssen. Die schon im Koalitionsvertrag benannte Maßnahme soll laut dem im Juli 2022 vorgelegten Sofortprogramm für den Gebäudesektor vorgezogen werden.

Damit steht fest, dass neben Wärmenetzen künftig vor allem elektrisch angetriebene Heizungs-Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Eine ambitionierte Ausgestaltung und schnelle gesetzliche Verankerung der 65%-Regel kann ihnen zum Durchbruch verhelfen – dazu ist jetzt politisches Handeln erforderlich, mahnt die von Agora Energiewende vorgelegte Publikation Durchbruch für die Wärmepumpe – Praxisoptionen für eine effiziente Wärmewende im Gebäudebestand.

Die von Dr. Veit Bürger und Dr. Sibylle Braungardt vom Öko-Institut und Dr. Marek Miara vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE erstellte Studie will zeigen, was moderne Wärmepumpen für die Wärmewende in Gebäuden leisten können und wie der Hochlauf in Deutschland gelingt.

Die zentralen Ergebnisse der Studie sind (zitiert):

1. Eine gesetzlich verankerte und ambitioniert gestaltete 65-Prozent-Regel senkt den Gasverbrauch und hilft die Gebäude-Klimaziele zu erreichen. Ausnahmeregelungen sollten eng gefasst sein. (Nachhaltige) Biomasse ist knapp und sollte Gebäuden vorbehalten sein, die anders schwer zu versorgen sind. Wasserstoff steht mittelfristig im Wärmemarkt nicht ausreichend zur Verfügung und stellt keine sinnvolle Umsetzungsoption dar.

2. Die 65%-Regel schafft Planungssicherheit für Marktakteure und fördert so den Aufbau von Wärmepumpen-Fertigungskapazitäten und neuen Geschäftsmodellen. Dies unterstützt den notwendigen Hochlauf auf 500 000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 und ermöglicht deutschen Wärmepumpenherstellern, Kostenreduktionspotenziale durch stärker automatisierte Fertigungsprozesse zu erschließen.

3. Wärmepumpen heizen auch im Bestand ohne oder mit geringen Sanierungsmaßnahmen effizient. Wärmepumpen am Markt erfüllen schon heute nahezu alle denkbaren Anforderungen. In sehr vielen Fällen arbeiten Wärmepumpen auch mit vorhandenen Heizkörpern erfolgreich und liefern kostengünstiger Wärme als Gaskessel.

4. Mehr Fachkräfte für die Installation – dafür braucht es begleitende Maßnahmen. Um ausreichend Fachkräfte zu qualifizieren, müssen die Ausbildungsinfrastruktur gefördert, die Fortbildung finanziert und die Ausbildungscurricula aktualisiert werden. So werden neue, attraktive Berufsfelder geschaffen, während Qualität und Tempo des Wärmepumpen-Einbaus steigen.

Vom Status quo bis zu politischen Handlungsempfehlungen

Die Studie gliedert sich in 6 Kapitel. Nach „Hintergrund und Ziele“ beschreibt Kapitel 2 die derzeitige Marktsituation sowie die Bedeutung von Wärmepumpen für das Erreichen der Klimaschutzziele im Gebäudesektor. Ferner widmet sich das Kapitel der Bedeutung der 65-%-Klausel für erneuerbare Energien für den Markthochlauf von Wärmepumpen sowie der Einbettung der neuen Regelung in den EU-Kontext.

In Kapitel 3 wird der aktuelle Wissensstand zum Einsatz von Wärmepumpen im Gebäudebestand dargestellt, es erfolgt eine ökologische und ökonomische Einordung des Wärmepumpen-Einsatzes sowie eine Bewertung sogenannter Hybrid-Wärmepumpen. Kapitel 4 beschreibt Politikansätze, die Schweden und die Niederlande als Fallbeispiele für den Markthochlauf verfolgen. Dabei werden Elemente identifiziert, die auch auf Deutschland übertragbar sind.

Kapitel 5 diskutiert Anpassungen, die auf den verschiedenen Ebenen des Heizungsmarktes notwendig sind, um den Markthochlauf und die damit verbundene Markttransformation in der gebotenen Dynamik sicherzustellen. In Kapitel 6 werden abschließend politische Handlungsempfehlungen abgeleitet. ■
Quelle: Agora Energiewende, Studie „Durchbruch für die Wärmepumpe“ / jv

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