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Eine Analyse der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz von 160 Angeboten für den Umstieg auf eine Luft/Wasser-Wärmepumpe in Einfamilienhäusern wirft Schatten und Fragen auf.
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bietet seit einigen Monaten einen kostenlosen „Wärmepumpen-Angebots-Check“ als Orientierungshilfe für Hauseigentümer an, die ihre alte Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzen möchten. Dabei prüfen und erläutern die Expertinnen und Experten der Verbraucherzentrale die Angebote im Hinblick auf Vollständigkeit, Detailgenauigkeit und Kosten. Von September 2024 bis Mitte Juni 2025 wurden fast 200 Angebote gecheckt.
Am 17. Juni 2025 wurden Ergebnisse der Analyse der ersten 160 Angebote für eine Luft/Wasser-Wärmpumpe in Einfamilienhäusern, die zwischen Oktober 2024 und Mai 2025 der Verbraucherzentrale vorgelegt wurden, veröffentlicht:
● Die Gesamtkosten liegen zwischen 20.000 und 63.000 Euro, der Mittelwert liegt bei 36.300 Euro.
● Nur 26 % der Angebote enthalten alle wichtigen Punkte.
● In etwa der Hälfte der Angebote fehlt ein Hinweis auf die Kosten für das Fundament der Außeneinheit.
● Ein Drittel der Angebote weist keine Kosten für die Elektro-Installation aus.
● Bei fast 20 % der Angebote fehlt der Hydraulische Abgleich, der eine wichtige Fördervoraussetzung darstellt.
Individuelle Angebote, keine Testangebote!
Bei der Bewertung von Teilergebnissen ist wichtig, dass es sich um reale Angebote und nicht um eine einheitliche Angebotsabfrage handelt. Insofern ist weder der Schwierigkeitsgrad bei der Umsetzung noch der konkrete Umfang der abgefragten Leistung bekannt. Die gemeinsame Klammer ist eine Luft/Wasser-Wärmepumpe sowie ein Einfamilienhaus, für das ein Mindestalter von 15 Jahren anzunehmen ist, da es sich um einen Umstieg handelt. Die Leistung der angebotenen Wärmepumpen liegt zwischen 4 und 18 kW. Ob die angebotene Leistung zu dem Gebäude passt, wurde bei der Auswertung nicht überprüft.
Zudem dürften die Angebote bereits bei den Empfängern Fragen aufgeworfen haben, denn es ist davon auszugehen, dass im Einzugsgebiet des Wärmepumpen-Angebots-Checks erheblich mehr Angebot abgegeben als gecheckt worden sind. Das bedeutet, dass überdurchschnittlich hoch bepreiste Angebote nicht automatisch überteuert sind und unterdurchschnittlich bepreiste Angebote nicht automatisch günstig sind.
Aus dem ausführlichen Bericht
Dennoch werfen die Ergebnisse Schatten bzw. Fragen auf, die von der Branche sehr ernst genommen werden sollten. Nachfolgend wird aus dem ausführlichen Bericht zitiert:
● „In der Beratung fällt auf, wie schwer verständlich die Angebote für Verbraucher:innen sind. Die Angebote unterscheiden sich bezüglich der Vollständigkeit der Angaben und der angebotenen Leistungen und machen einen Vergleich für Laien fast unmöglich. Oft fehlen notwendige Leistungen oder sie werden als Alternativposition aufgelistet und sind nicht im Gesamtpreis enthalten. Gerne werden bestimmte Leistungen auch als ‚bauseits‘ deklariert.“
● „Die Seitenanzahl der ausgewerteten Angebote variiert zwischen 2 und 34. Das ist ein deutlicher Hinweis, wie groß die Unterschiede hier sind. Bei dem einen Extrem werden komplette Datenblätter der Wärmepumpen in das Angebot kopiert und es ist schwer, wichtige Informationen herauszulesen. Bei dem anderen Extrem fehlen fast alle technischen Angaben und es ist teilweise nicht mal das Modell und die Leistung der Wärmepumpe angegeben.“
● Die Gestaltung der Angebote scheint bei Wärmepumpen besonders zu variieren. Das stellt auch die Auswertung vor besondere Herausforderungen, da eine Vergleichbarkeit nicht von vorneherein gegeben ist. […] Die individuelle Einbausituation ist sehr unterschiedlich und somit auch die Anforderungen an ein vollständiges Angebot. Allerdings gibt es bestimmte Leistungen, die bei dem Einbau einer LuftWasser-Wärmepumpe in dieser Gebäudeklasse eigentlich immer erforderlich sind. Es wurde ein Qualitätsfilter für die kostentechnisch relevanten Positionen definiert. Dieser Filter enthält den hydraulischen Abgleich, das Fundament für die Außenaufstellung, die Elektroinstallation und die Montage bzw. den Lohn. Für die Angebote, die alle diese Positionen enthalten, wurde ein Gesamtkostenvergleich durchgeführt.“
● „Die Kosten für den Hydraulischen Abgleich (101 Angebote) liegen zwischen 238 und 2660 Euro. Der Mittelwert liegt bei 1159 Euro und der Median bei 1098 Euro.“
● „In 128 Angeboten ist das Volumen des Pufferspeichers angegeben. Das Volumen der Pufferspeicher liegt zwischen 16 und 915 Liter. Der Mittelwert liegt bei 220 Liter und der Median bei 200 Liter. […] Die Kosten für einen Pufferspeicher (62 Angebote) liegen zwischen 449 und 3749 Euro. Der Mittelwert liegt bei 1368 Euro und der Median bei 1 239 Euro. […] Es ist auch zu erkennen, dass für Pufferspeicher mit einem Volumen von 100 Litern die Kosten zwischen 449 Euro und knapp unter 1826 Euro variieren.“
● „Die Montage- bzw. Lohnkosten für den Einbau der Wärmepumpe sind in 95 Angeboten gesondert aufgeführt und sind der Posten mit der größten Spannbreite [..]. Die Kosten schwanken zwischen 2356 und 12.492 Euro. Der Mittelwert liegt bei 6997 Euro und der Median bei 6902 Euro. Bei gut 40 % der Angebote sind die Montage- und Lohnkosten nicht separat ausgewiesen. Es ist davon auszugehen, dass diese Kosten in anderen Positionen enthalten sind. Auch das ist ein Punkt, der den Vergleich verschiedener Angebote erschwert.“
● „Im Leistungsbereich zwischen 5 und 15 kW, in dem sich die meisten Angebote für Ein- und Zweifamilienhäuser bewegen, liegt eine große Spannbreite der Gesamtkosten zwischen dem günstigsten Angebot, das bei 20.228 Euro liegt und dem teuersten bei 63.061 Euro. Ein solcher Unterschied mit Faktor drei ist bei Angeboten für konventionelle Erdgas- oder Heizölheizungen selten zu finden.“
PDF-Download des ausführlichen Berichts
Bewertung des Gesamtbilds aus Sicht der VZ-RLP
● „Es gibt offenbar nach wie vor große Unterschiede bei den Erfahrungen der einzelnen Installationsbetriebe mit dem Einbau von Wärmepumpen. Dies führt unter anderem zu einer unterschiedlichen Kalkulation des notwendigen Arbeitsaufwands bei der Installation.“
● „Die aktuelle Marktlage mit der wieder deutlich gestiegenen Wärmepumpennachfrage und dem nach wie vor begrenzten Angebot an erfahrenen Betrieben bei gleichzeitig hoher Förderung führt im Einzelfall zu überteuerten Angeboten.“
● „Angebote müssen insgesamt vergleichbarer werden. Die Innungen der Handwerksbetriebe sollten einen Vorschlag zur Strukturierung von Angeboten machen, damit alle wesentlichen Kostenkategorien enthalten sind und die Verständlichkeit und Vergleichbarkeit von Wärmepumpen-Angeboten für Verbraucher:innen erhöht wird.“
Weitere Informationen zum Wärmepumpen-Angebots-Check, ab Ende Juni 2025 wird er in allen Bundesländern angeboten. ■
Quelle: Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz / jv
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