„Zu Wärmepumpen werden bis heute zahlreiche Vorurteile gepflegt. Die meisten sind schon lange überholt. Dennoch wird noch lange und viel Aufklärungsarbeit erforderlich sein.“
GV
„Die Wärmepumpe ist leider ein Beispiel dafür, wie eine sinnvolle Technologie schlechtgeredet wurde. Wenn wir all die Kraft, die Einzelne destruktiv in dieses Thema investiert haben, in die Aufklärung investiert hätten, dann hätten wir jetzt eine ganz andere Debatte in der Gesellschaft. Das darf uns nie wieder mit einer sinnvollen neuen Technologie passieren.“
Das hat Olaf Lies, Ministerpräsident von Niedersachsen, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am 13. Juni 2025 gesagt. Lies warnt außerdem, dass die Politik die Verbraucher nicht in eine finanzielle Falle laufen lassen dürfe: „Wenn jemand den Eindruck erwecken will, die fossile Heizung sei überhaupt kein Problem, dann müssen wir auch die Frage stellen: Was kostet denn die Wärme morgen? Was kostet morgen Gas, wenn der CO2-Preis weiter steigt? Das ist doch die Verantwortung, die wir haben.“
Fast parallel dazu wurde eine Studie zur Akzeptanz von E-Autos in Deutschland, Österreich, Australien und den USA im Fachmagazin nature energy veröffentlicht. Sie zeigt, dass mehr Menschen Fehlinformationen über E-Autos zustimmen als sie ablehnen. Und die Studie belegt, dass die Akzeptanz von Falschinformation mit einer geringeren Absicht, ein E-Auto zu kaufen, einhergeht. Überraschenderweise ist die Zustimmung zu den am weitesten verbreiteten Mythen unabhängig vom Besitz eines Elektrofahrzeugs und den damit verbundenen Erfahrungen.
E-Auto-Fehlinformationen: Mehr Zustimmung als Widerspruch
Und: Die höchste Zustimmung zu den Fehlinformationen wurde in Deutschland gefunden, die niedrigste in den USA. Während insgesamt 34 bis 38 % den Mythen zustimmten, haben ihnen lediglich 20 bis 27 % widersprochen. Mit 38 % war Deutschland das Land mit der höchsten Zustimmung. Insgesamt fielen die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern aber gering aus. Der Fragenkatalog zur Studie setzte sich aus den neun bekanntesten Falschinformationen über E-Fahrzeuge zusammen. Themen waren beispielsweise die potenzielle Beeinträchtigung der Tierwelt durch elektromagnetische Felder, mögliche Gesundheitsrisiken, Klimawandel durch Materialeinsatz, Brandgefahr, Batterieverschleiß oder Emissionen im Herstellungsprozess der Fahrzeuge.
Was aber macht Menschen so anfällig für den Glauben an Falschinformationen über E-Autos? Die Studie zeigt: Der Bildungsgrad oder Wissen über wissenschaftliche Fakten haben keinen Einfluss auf die Akzeptanz von Mythen. Sie hängt in erster Linie mit Werten und Weltanschauung zusammen. Menschen nehmen Falschinformationen eher an, wenn sie an Verschwörungstheorien glauben, wenn aus ihrer Sicht Korruption an der Tagesordnung ist und wenn sie kein Vertrauen in die Institutionen des Staates haben. Als kleiner Zwischenruf bedenke man, was dies bedeutet, wenn Politiker bis heute mit solchen Falschinformation argumentieren …
Mythen bremsen die Transformation
Elektrifizierung von Mobilität und Niedertemperaturwärme gehören zum Pflichtprogramm für die Dekarbonisierung. Werden das Zitat und die Studie verknüpft, zeigt sich, dass es sich für Interessengruppen lohnt, Mythen zu platzieren oder ihre Erzählung zu verlängern. Sie verfangen, wirken lange und bremsen die Transformation. Auch zu Wärmepumpen werden bis heute zahlreiche Vorurteile gepflegt, die meisten sind schon lange überholt. Dennoch wird noch lange und viel Aufklärungsarbeit erforderlich sein. Es wäre schon ein erster Erfolg, wenn Mythen künftig weniger häufig in Fachgespräche gestreut werden.