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Arbeitshilfe

Wärmepumpenstrom ist güns­ti­ger als „der“ Strompreis

Marco Scisetti – stock.adobe.com

Beim Wärme­pum­pen­hoch­lauf gibt es ein Pro­blem: Der Wärme­pumpen-Strom­preis liegt oft un­er­kannt deut­lich unter dem „kommuni­zier­ten“ Strom­preis.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Allgemein kommunizierte Strompreise („Nennpreis“) gelten normalerweise für eine bestimmte Netzentnahme, für Haushaltsstrom beispielsweise für 3500 kWh/a (Bezugswert).
■ Der Nennpreis berücksichtigt im Normalfall einen Grundpreis. Werden die Stromkosten für vom Bezugswert abweichende Strommengen nur über den Nennpreis berechnet, entsteht ein systematischer Fehler. Er nimmt mit der Entfernung vom Bezugswert zu. Bei nur einem Stromzähler für den Haushalt und eine Wärmepumpen-Heizung ist die Abweichung von Bezugswert groß.
■ Wird die Heizungs-Wärmepumpe mit dem Basis-Modul 1 als Steuerbare Verbrauchseinrichtung betrieben, kann für den Strompreis bzw. die Stromkosten zusätzlich die verbindliche Netzentgelt-Reduzierung berücksichtigt werden. 
■ Der tatsächlich zu bezahlende Wärmepumpen-Strompreis ist dann erheblich geringer als der Nennpreis. Ein typischer Preisabstand sind etwa 5 Ct/kWh. Die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe verbessert sich dadurch erheblich. 
  

Die häufigste Assoziation mit Strom dürfte in Deutschland sein: „Teuer“ oder „zu teuer“. Wenn man über die Landesgrenzen schielt, ist da viel Wahres dran. Wenn man aber nicht genauer hinschaut, kann man falsche Schlüsse ziehen, insbesondere wenn man die Wirtschaftlichkeit für den Umstieg auf eine Wärmepumpe überschlägig berechnet.

Werden Strompreise allgemein kommuniziert, gelten sie für bestimmte Verbrauchergruppen. Für den Wärmepumpenhochlauf ist der Haushalts-Strompreis relevant, weil im Endkundenmarkt fast nur über diesen gesprochen wird und er auch in Preisportalen im Fokus steht. Aufgrund der Preisbildung gelten kommunizierte Strompreise für einen bestimmten Verbrauch (Bezugswert), z. B. für 3500 kWh/a und den Mix der zugrundeliegenden Tarife.

Ist der tatsächliche Verbrauch kleiner als der Bezugswert, ist der spezifische Preis pro Kilowattstunde (effektiver Arbeitspreis) bei der gleichen Tarifstruktur höher. Bei einem höheren Stromverbrauch sinkt der effektive Arbeitspreis (in Grafik 2: „tatsächlicher Haushalts-Strompreis)“. Hintergrund sind der Grundpreis für die Netznutzung, der Messstellenbetrieb und frei kalkulierte Grundkosten des Energielieferanten (in Grafik 1 und Grafik 2 mit insgesamt 120 Euro/a als typischen Wert angenommen).

Grafik 1: Bezieht sich „der“ Strompreis („Nennpreis“) auf einen bestimmten Stromverbrauch und inkludiert einen Grundpreis, ergibt sich für jeden anderen Stromverbrauch ein anderer effektiver Arbeitspreis und die Stromkosten für einen zusätzlichen Stromverbrauch werden bei der Verwendung des Nennpreises überschätzt.

JV

Grafik 1: Bezieht sich „der“ Strompreis („Nennpreis“) auf einen bestimmten Stromverbrauch und inkludiert einen Grundpreis, ergibt sich für jeden anderen Stromverbrauch ein anderer effektiver Arbeitspreis und die Stromkosten für einen zusätzlichen Stromverbrauch werden bei der Verwendung des Nennpreises überschätzt.

Reduziertes Netzentgelt für SteuVE

Erwägt man ernsthaft den Umstieg auf eine Wärmepumpe, sollten ihr auch nur die tatsächlich hinzukommenden Stromkosten zugeordnet und die Grundkosten beim Haushalt belassen werden. Wird die Wärmepumpe nach dem (Basis-)Modul 1 als Steuerbare Verbrauchseinrichtung (SteuVE) bei einem Anschlusswert über 4,2 kW inklusive Heizstab bzw. Notheizvorrichtung mit dem Stromnetz verbunden, gibt es einen vom Netzentgelt vor Ort abhängigen pauschalen Nachlass.

Bei einem durchschnittlichen Netzentgelt-Arbeitspreis von 12 Ct/kWh (brutto) liegt er bei durchschnittlich etwa 170 Euro/a, wovon man nach Abzug der Dimm-Technikkosten nur 90 Euro/a anzusetzen kann. In der Grafik 2 wird dies bei den Kurven „tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis“ berücksichtigt.

Nimmt man den hohen Haushalts-Strompreis von 32 Ct/kWh (bei 3500 kWh/a) und einen WP-Stromverbrauch von 5500 kWh/a an, ergibt sich ohne SteuVE-Pauschale ein mittlerer Strompreis von 29,90 Ct/kWh (bei insgesamt 9000 kWh/a). Die Wärmepumpe verbilligt bei dieser Betrachtung den Haushaltsstrom und erzeugt Wärme mit einem hohen Strompreis (so wie oft dargestellt).

Grafik 2: Kommunizierter Strompreis, tatsächlicher Haushalts-Strompreis und tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis bei Modul 1.

JV

Grafik 2: Kommunizierter Strompreis, tatsächlicher Haushalts-Strompreis und tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis bei Modul 1.

Deutlich andere Stromkosten für die Wärmepumpe

Die Kurven „tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis“ ordnen den Grundpreis hingegen nur dem Haushaltstrom zu und berücksichtigen zusätzlich den „negativen Grundpreis“ aus der SteuVE-Pauschale. Bei einer Netzentnahme von 5500 kWh/a ergibt sich dann ein effektiver WP-Strompreis von 26,94 Ct/kWh mit einem Abstand von 5,06 Ct/kWh zum Nennpreis (absolut: −278 Euro/a).

Der WP-Strompreisabstand WP-A lässt sich sehr einfach aus dem Bezugswert für den Haushaltsstrompreis BW, dem Grundpreis GP, dem Strombedarf für die Wärmepumpe SB und dem anrechenbaren Wert für die SteuVE-Pauschale aP berechnen:

WP-A = GP / BW + aP / SB

Und mit den vorstehend benutzten Werten:
WP-A = 120 Euro/a / 3500 kWh/a + 90 Euro/a / 5500 kWh/a
= 3,43 Ct/kWh + 1,63 Ct/kWh = 5,06 Ct/kWh

Der effektive WP-Strompreis WP-S für Modul 1 ergibt sich dann aus dem Nennpreis NP abzüglich des WP-Strompreisabstands WP-A:

WP-S = NP – WP-A = (32,0 − 5,06) Ct/kWh = 26,94 Ct/kWh

Die „Hebel“ 

Der Grundpreis GP wird in den meisten Verteilnetzen durch den vom Verbrauch unabhängigen Netzentgelt-Grundpreis geprägt. 2024 lag er gewichtet in Bundesdurchschnitt bei rund 89 Euro/a (brutto) und variierte von 12 bis 190 Euro/a und lag bei 24 Verteilnetzbetreibern bei 0 Euro/a. 

Der anrechenbare Wert für die SteuVE-Pauschale aP ergibt sich im Normalfall aus dem 750-fachen Netzentgelt-Arbeitspreis (brutto). Der Netzentgelt-Arbeitspreis lag 2024 im gewichteten Bundesdurchschnitt bei 12,0 Ct/kWh mit einer Streuung von 6,72 bis 39,2 Ct/kWh (brutto).

Mit laufenden Kosten für die Messstelle von 30 Euro/a (Annahme) und einem mittleren Netzentgelt-Grundpreis von 90 Euro/a und einem mittleren Netzentgelt-Arbeitspreis von 12 Ct/kWh ergibt sich für 3500 kWh/a ein Brutto-Netzentgelt von 510 Euro/a. Nimmt man dieses als Vergleichsbasis an, ergibt sich im anzutreffenden Bereich des Netzentgelt-Grundpreises von 0…190 Euro/a für 5500 kWh/a WP-Strom ein WP-Strompreisabstand von 2,84…7,53 Ct/kWh. Die Grafik 3 zeigt den WP-Strompreisabstand in Abhängigkeit von der Netzentnahme für 5 unterschiedliche Gewichte beim Netzentgelt-Grundpreis.

Grafik 3: Um welchen Betrag der Wärmepumpen-Strompreis für eine über das Modul 1 an das Stromnetz angeschlossene Wärmepumpe kaufmännisch richtig gerechnet unter dem „Nennpreis“ für 3500 kWh/a Haushaltsstrom liegt.

JV

Grafik 3: Um welchen Betrag der Wärmepumpen-Strompreis für eine über das Modul 1 an das Stromnetz angeschlossene Wärmepumpe kaufmännisch richtig gerechnet unter dem „Nennpreis“ für 3500 kWh/a Haushaltsstrom liegt.
Grafik 4: Um welchen Betrag die Stromkosten für eine über das Modul 1 an das Stromnetz angeschlossene Wärmepumpe zu hoch eingeschätzt werden, wenn statt mit dem „tatsächlichen Wärmepumpen-Strompreis“ kaufmännisch falsch mit dem Nennpreis gerechnet wird, der für 3500 kWh/a Haushaltsstrom und ein mittleres Netzentgelt gilt.

jv

Grafik 4: Um welchen Betrag die Stromkosten für eine über das Modul 1 an das Stromnetz angeschlossene Wärmepumpe zu hoch eingeschätzt werden, wenn statt mit dem „tatsächlichen Wärmepumpen-Strompreis“ kaufmännisch falsch mit dem Nennpreis gerechnet wird, der für 3500 kWh/a Haushaltsstrom und ein mittleres Netzentgelt gilt.

Ausblick

Der Haushaltsstrompreis liegt im bundesweiten Mittel für Neukunden inklusive Boni Ende Mai 2025 bei etwa 29 Ct/kWh. Die untere Preiskurve mit einem Nennpreis von 24 Ct/kWh wird somit erst in Kombination mit günstigen Alternativanbietern und der im Koalitionsvertrag angekündigten Strompreisabsenkung um 5 Ct/kWh möglich.

Der WP-Strompreis für eine Netzentnahme von 5500 kWh/a würde dann bei 18,93 Ct/kWh liegen. Das entspricht WP-Stromkosten von 1040 Euro/a. Bei einer Jahresarbeitszahl von 3,3 und einem Jahresnutzungsgrad der alten Gas-Heizung von 0,83 ergibt sich ein Gasverbrauch von 21.850 kWh/a. Bei einem Gaspreis von 9,5 Ct/kWh kommt eine Gasrechnung von 2075 Euro/a. Es ergibt sich dann ein Heizenergiekostenvorteil von 1035 Euro/a. Hätte man jedoch mit dem Nennpreis von 24 Ct/kWh gerechnet, wäre der erwartete Heizenergiekostenvorteil mit 755 Euro/a rund 27 % oder 280 Euro/a niedriger ausgefallen. Das kann für eine Kaufentscheidung ausschlaggebend sein.

Die Kurvenverläufe und der Term aP / SB mit konstantem Nenner zeigen auch, dass bei einer Netzentnahme unter etwa 4000 kWh/a der WP-Strompreis schnell sinkt (bei ohnehin schon niedrigen WP-Stromkosten). Beim Nennpreis von 32 Ct/kWh liegt der WP-Strompreis bis 3500 kWh/a WP-Strom unter 26 Ct/kWh.

Wichtig ist:
● In jedem Verteilnetzgebiet gelten etwas andere Bedingungen. Projektspezifisch werden die Ergebnisse somit abweichen.
● Bei einer Netzentnahme für die WP von über rund 4000 kWh/a können WP-Stromtarife mit separatem Stromzähler günstiger sein. Ob sich dies unter Berücksichtigung aller Kosten lohnt, hängt vom Einzelfall ab (technischer Aufwand zur Realisierung des Messkonzepts, Netzentgelt-Grundpreis und -Arbeitspreis im Verteilnetzgebiet). ■
Quelle: eigene Berechnungen / jv

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