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Immer mehr Wärmepumpen – was macht das mit dem Stromnetz? Ein Gutachten von Consentec für den BWP untersucht, wie sich die Wärmepumpen im Sinne der Verbraucher und des Netzausbaus möglichst vorteilhaft einsetzen lassen. Der flexible Betrieb von Wärmepumpen in unterschiedlichen Netzgebieten könnte demnach nicht nur die Strombezugskosten von Wärmepumpen-Besitzern senken, sondern auch den Netzausbau kostengünstiger werden lassen. Wichtig dafür ist ein schneller Smart-Meter-Rollout.
Der Absatz von Gas- und Öl-Heizungen für die Modernisierung ist im Trend seit rund zwei Jahren rückläufig, der Heizungsaustausch verschiebt sich zunehmend zum Umstieg auf Wärmepumpen. Im Jahr 2025 sind Wärmepumpen im Zeitraum Januar bis September erstmals die am häufigsten abgesetzte Heizungstechnik (der Absatz bezieht sich auf Modernisierung und Neubau, wobei im Neubau Wärmepumpen seit mehreren Jahren dominieren).
Wenngleich die aktuelle Entwicklung das Wärmepumpen-Zubauziel (500.000 Heizungs-Wärmepumpen pro Jahr) noch nicht erreicht hat, wirft sie neue Fragen mit Blick auf die Herausforderungen für die Stromnetze auf. Im Mittelpunkt stehen dabei: Wie der durch Wärmepumpen wachsende Strombedarf und die Integration der Wärmepumpen in das Stromnetz kosteneffizient gesteuert werden können.
Flexible Betriebsweise bringt mehrere Vorteile
Das Gutachten „Wärmepumpen im Verteilnetz: Flexibilität für Verbraucher und System“, das der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) beim Energieberatungsunternehmen Consentec, Aachen, in Auftrag gegeben hat, untersucht genau diese Aspekte. Es zeigt dabei, wie eine flexible Betriebsweise von Wärmepumpen sowohl für Haushalte, als auch für Verteilnetzbetreiber Vorteile bringt.
„Unsere Analysen zeigen: Die Flexibilität von Wärmepumpen kann ein echter Win-win-Faktor sein. Verbraucher können sich einerseits mit zeitvariablen Strompreisen am Markt oder über variable Netznutzungsentgelte an der Netzauslastung orientieren. Und die Netzbetreiber können durch den gezielten Anreiz dieser Flexibilität ihren Netzausbaubedarf kostengünstiger gestalten“, erklärt Studien-Mitautor Christian Linke, Senior Consultant bei Consentec.
Laut Gutachten könnten Betreiber von Wärmepumpen durch einen markt- und netzorientierten Betrieb mehrere hundert Euro pro Jahr sparen. Gleichzeitig ließen sich durch den netzdienlichen Einsatz von Wärmepumpen die Investitionen in den Netzausbau um fast ein Viertel verringern. Als zentralen Hebel benennt das Gutachten eine konsequente Weiterentwicklung von Modellen, beispielsweise dynamische Netznutzungsentgelte, die die lokale Netzauslastung in kurzen Zeitintervallen signalisieren.
Linke: „In der Praxis bedeutet das: Wärmepumpen können je nach Netzgebiet dann Strom beziehen, wenn viel Wind- oder Solarstrom verfügbar ist oder sich in Zeiten hoher Netzauslastung automatisch zurücknehmen. Das reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch den Bedarf an zusätzlichen Leitungen.“
Wärmepumpen helfen, Stromnetze effizient zu nutzen
BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel kommentiert die Ergebnisse der Untersuchung: „Das Gutachten bestätigt, was wir seit Langem betonen: Wärmepumpen unterstützen nicht nur die Unabhängigkeit unserer Energieversorgung und den Klimaschutz, sondern sind in ihren Potenzialen auch sehr systemdienlich. Als immer beliebter werdendes Heizsystem helfen sie dabei, Stromnetze effizient zu nutzen. Davon können am Ende alle profitieren – die Verbraucher, die Netzbetreiber und das Klima.“
Voraussetzung für die volle Nutzung dieser Potenziale sei laut Sabel allerdings eine moderne digitale Infrastruktur. Nur in knapp 16 % der verpflichtenden Fälle seien derzeit Smart Meter tatsächlich installiert. „Damit flexible Tarife und netzorientierter Betrieb flächendeckend funktionieren, müssen Smart Meter zur Selbstverständlichkeit werden. Nur wenn Verbrauch und Netz intelligent miteinander kommunizieren, kann die Wärmepumpe ihr volles Potenzial entfalten und zum Treiber eines modernen Energiesystems werden.“
Den laufenden Diskussionsprozess um die Weiterentwicklung bestehender statisch variabler Netznutzungsentgelte hin zu echten dynamischen Netznutzungsentgelten unter der Bundesnetzagentur begrüßt der Verband. Er appelliert an die Bundesregierung, gleichzeitig bei den Bemühungen zur Entlastung des Strompreises nicht nachzulassen. Diese seien ausschlaggebend für den Erfolg der Wärmewende und wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland. ■
Quelle: BWP / jv
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