Der Umstieg auf eine Wärmepumpen-Heizung rechnet sich mit der Heizungsförderung zumeist. Allerdings sind die Bedingungen vor Ort recht unterschiedlich.
Eine Sonderauswertung im Rahmen des Wärmepumpenstrom-/Gaspreis-Barometers verdeutlicht mit nur einer Kennzahl, wie regional unterschiedlich die wirtschaftlichen Voraussetzungen beim Umstieg auf eine Wärmepumpe sind: Es ist die Jahresarbeitszahl (JAZ), die erforderlich ist, damit in einem Musterhaushalt mit Wärmepumpen-Heizung die Energiekosten pro Jahr 730 Euro niedriger als bei einer neuen Gas-Heizung sind. Warum genau 730 Euro/a? Siehe Infokasten.
Der Einfamilienhaus-Musterhalt benötigt eine Wärmebereitstellung von 18.600 kWh/a. Das entspricht bei einer neuen Gas-Heizung mit einem Jahresnutzungsgrad (JNG) von 0,93 einem Gasverbrauch von 20.000 kWh/a. Die fiktiv erneuerte Gas-Heizung ist auch der Vergleichsmaßstab. Bei einer älteren Gas-Heizung mit einem JNG von 0,80 liegt der Gasverbrauch bei 23.250 kWh/a.

JV
Die Grafik zeigt zwei Reihen, jeweils für Neuverträge mit Angebotspreisen Mitte September 2025.
● Die blaue Reihe berücksichtigt die drei vor Ort günstigsten Angebote inklusive aller Boni.
● In der orangefarbenen Reihe wurden keine Boni berücksichtigt.
● Für den Wärmepumpenstrom wurden jeweils Modul-2-Netzanschlüsse mit separatem Stromzähler für die Wärmepumpe berücksichtigt.
Bewertung
Mit einem Bereich für die blaue Datenreihe von 3,32 in Holzminden bis 4,33 in Mainburg sind die Voraussetzungen sehr unterschiedlich. Hintergründe sind das oft bemühte Strom-/Gaspreisverhältnis (SGV) und die über §14a EnWG geregelte Netzentgelt-Reduzierung für Steuerbare Verbrauchseinrichtungen.
In Holzminden liegen zwei Extrema vor: Ein hoher Netzentgelt-Grundpreis, der bei Modul-2-Anschlüssen entfällt (da er bereits beim Haushaltsstrom entrichtet wird) und der höchste Gaspreis unter den 12 Referenzorten. In Mainburg und Plattling sind hingegen die Gaspreise besonders niedrig.
Der regionale Unterschied beim Gas- und Strompreise basiert auf vier Faktoren: Netzentgelte, Aufteilung der Netzentgelte zwischen Grund- und Arbeitspreis, Konzessionsabgabe und Wettbewerb.
Die Punkte der orangefarbenen Datenreihe liegen jeweils etwas höher. Das liegt an einer höheren Wettbewerbsintensität bei Erdgas. Außerdem ist zu beachten, dass es sich der Abstand aus einer Momentaufnahme für jeweils drei Angebote ergibt (Kundensicht).
Warum 730 Euro pro Jahr?
Man könnte jeden Zielwert benutzen, so sind es 2 Euro pro Tag und mit diesem Zielwert ergeben sich erreichbare Jahresarbeitszahlen.
● 730 Euro/a Jahr zeichnen aber auch die Entwicklung der Heizenergiekosten nach. Vor dem Russland-Ukraine-Krieg hatte der Musterhaushalt mit der alten Gas-Heizung bei einem Gaspreis von 6,28 Ct/kWh Gaskosten von 1460 Euro/a, also 4 Euro/d.
● Heute muss der Haushalt mit der alten Gas-Heizung rund 2190 Euro/a und damit 6 Euro/d bzw. 730 Euro/a mehr stemmen. Bei einer Erneuerung der Gas-Heizung wäre es bei hoher Ausführungsqualität jedoch nur möglich, die Belastung um 360 Euro/a auf 5 Euro/d zu senken.
● Mit 730 Euro/a lässt sich bei einem effektiven Zinssatz von 6 % ein Annuitätendarlehen von 6000 Euro innerhalb von 12 Jahren zurückzahlen. 6000 Euro entspricht den Mehrkosten, die typischerweise bei einem Umstieg auf eine Wärmepumpe bei 55 % Heizungsförderung von selbstnutzenden Eigentümern gegenüber einer 1:1-Erneuerung der Gas-Heizung aufzubringen sind.
● 730 Euro/a entspricht mit der alten Gas-Heizung den CO2-Kosten bei einem CO2-Preis von 200 Euro/a.
Schlussfolgerungen
Wenn sich bereits das Amortisationspotenzial deutlich von der Postleitzahl unterscheidet und
● zusätzlich die Kosten für den Umstieg (Preisniveau, Wettbewerbsintensität, die Voraussetzungen auf dem Grundstück etc.) regional geprägt sind und
● das Erreichen eines sich lohnenden Umstiegs unterschiedliche Qualitäten erfordert,
erklärt dies, warum im Land sehr unterschiedlich auf den Umstieg auf Wärmepumpen geblickt wird, ja sogar geblickt werden muss. Und es verdeutlicht, dass die WP-Wertschöpfungskette nicht allein für gleiche Voraussetzungen sorgen kann. ■
Quelle: / jv
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