„Die Veränderung in der Absatzstruktur bei Wärmeerzeugern ist so groß, dass 2025 die Dekarbonisierung im Gebäudesektor (Basis: KSG) trotz sinkendem Absatz voraussichtlich zunimmt.“
GV
Der schwache Absatz an Wärmeerzeugern im 1. Halbjahr 2025 hat viele Diskussionen ausgelöst. Denn es gibt starke Veränderungen und zahlreiche Blickwinkel: von der Stückzahl über die Umsatzentwicklung und das Budget der Heizungsförderung bis zu den Auftragsbüchern hochspezialisierter Zulieferer und die Situation der installierenden Handwerksbetriebe.
Ein besonderer Blick ergibt sich für die Treibhausgasemissionen. Auch hier sind unterschiedliche Bilanzräume möglich, von der Atmosphäre über die Landesgrenze bis zu den Klimazielen für den Gebäudesektor im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG).
Die KSG-Betrachtung ist für Heiztechnik besonders relevant, sie ist nahezu deckungsgleich mit der CO2-Bepreisung für Brennstoffe. Und jede Maßnahme, die dauerhaft den CO2-Ausstoß im Gebäudesektor mindert, verringert auch der Preisdruck beim ETS 2 ab 2027. Baut der Nachbar eine Wärmepumpe ein, profitieren so auch die Nachbarn mit Gas- oder Öl-Heizungen. Zu beachten ist, dass bei der KSG-Bilanzierung (Quellenprinzip) der Netzstrom für eine Wärmepumpe dem Energiesektor zugeordnet wird. Auch bei Gas und Heizöl gibt es solche Zuordnungen in den Vorketten.
Substitutionseffekte im Bestand
Über die Heizungen in den Baufertigstellungen lässt sich pro Kalenderjahr der Anteil der in bestehende Gebäude installierten Wärmeerzeuger abschätzen. In welchem Umfang er dort nach seiner Inbetriebnahme CO2-Emissionen verringert, hat das ITG Dresden in einem Kurzgutachten für den BDH errechnet. Die Kennwerte liegen für das Kalenderjahr 2024 als Mittelwert für Gas-, Öl-, Holz-/Holzpellet-Heizkessel sowie Wärmepumpen (WP) für typische Substitutionseffekte vor.
Wendet man zur Vereinfachung die für das Absatzjahr 2024 ermittelten Kennzahlen auch auf die Vorjahre sowie eine Prognose für das Jahr 2025 (verdoppelter Absatz im 1. Halbjahr 2025) an, ergibt sich eine Zeitreihe, in der zu erkennen ist: Bis 2019 gab es bei der Stückzahl und der Absatzstruktur fast keine Bewegung. So stagnierte auch der Minderungseffekt. Und er war klein. Ab 2020 (Corona-Pandemie) ändert sich das Bild: Wurden zuvor Wärmepumpen überwiegend für neue Gebäude installiert, wird ab 2020 mehr als die Hälfte vom Absatz für bestehende Gebäude in Betrieb genommen.
„Wirkung“ kann auch Wirkung blockieren
Dieser Trend verstärkt sich ab 2021, analog dazu nimmt die CO2-Minderung stark zu – der Kennwert für die Wärmepumpe ist etwa fünfmal größer als für einer Gas-Heizung. Für das Jahr 2025, das nach den aktuellen Erwartungen des BDH mit dem niedrigsten Absatz der letzten 15 Jahre enden könnte, ergibt sich durch die geänderte Struktur im Absatz trotzdem der dritthöchste CO2-Minderungseffekt.
Eine neue Gas-Heizung wirkt zwar auch, schreibt aber den verbleibenden CO2-Ausstoß für mehrere Jahre fest. Bei einer Wärmepumpe sinkt er im Bilanzraum Gebäudesektor dauerhaft auf null. Das macht sie aktuell zum größten Hebel für die Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Trotzdem wird die Heizungswende im politischen Raum zurzeit täglich mehr gebremst als beschleunigt. Da es bisher keine positiven Schlagzeilen über eine absehbare Erfüllung der Minderungsziele im Gebäudesektor gibt – und die zuletzt zu erkennende Annäherung aufgrund diverser Sondersituationen nicht vollständig nachhaltig ist –, bleibt Beobachtern nur, sich über die fehlende Weitsicht zu wundern.